Leichtathletik: Für Olympia fehlen acht Zentimeter

Quelle:SZ/BZ- Online
Mit gemischten Gefühlen wird Tobias Dahm auf diese Leichtathletik-Europameisterschaft zurückblicken. Der Kugelstoßer des VfL Sindelfingen hat sich am Samstag und Sonntag auf internationalem Parkett hervorragend präsentiert und darf sich über einen siebten Platz in Amsterdam freuen. Sein ganz großes Ziel konnte er allerdings nicht erreichen: Die Olympischen Spiele werden ohne Tobias Dahm stattfinden.
Die letzten Wettkämpfe, ja die gesamte Saison des 29-Jährigen, kann man ohne Zweifel als bärenstark bezeichnen. Tobias Dahm überwand schon im Winter unter dem Hallendach die 20-Meter-Marke und stellte mit 20,56 Metern eine neue Bestleistung auf.
Unter freiem Himmel zog er bald nach, ließ sein 7,26 Kilogramm schweres Wettkampfgerät in Rumänien auf 20,10 Meter fliegen. Bei den deutschen Meisterschaften in Kassel steigerte er sich auf 20,38 Meter. Zwölf Zentimeter waren es nur noch, die bis zur Olympia-Norm von 20,50 Metern fehlten. Auch bei den süddeutschen Titelkämpfen biss sich Dahm mit einem Ergebnis von 20,36 Metern die Zähne an der Norm aus. Die letzte Möglichkeit für den Sindelfinger: die Europameisterschaften in Amsterdam.
Schon in der Qualifikationsrunde zeigte Dahm, dass er ein Wettkampf-Typ ist. Um ins Finale zu kommen, mussten 20,30 Meter überwunden werden. Tobias Dahm wuchtete am Samstagmittag seine Kugel schon in Durchgang eins auf eine neue persönliche Bestleistung von 20,42 Metern. Der Jubel war groß, das Finalticket gebucht.
Am frühen Sonntagabend ging es für den Athleten dann um alles: eine gute Platzierung und eine starke Weite.
Tobias Dahm startete gleich mit einem 20-Meter-Stoß in den Wettbewerb. 20,03 Meter wurden gemessen. Mit seinen 20,25 Metern aus Durchgang zwei schob sich der Sindelfinger ins Finale der besten acht Stoßer.
Steigern konnte er sich dann allerdings nicht mehr. Mit seiner Tagesbestweite von 20,25 Metern erkämpfte sich Tobias Dahm den Platz sieben in Europa, nachdem er zwischenzeitlich sogar Vierter war.
Etwas wehmütig wird er allerdings auf seine Weite schauen. Nach Amsterdam trennen ihn nur noch acht winzige Zentimeter von der Olympia-Norm. Eine weitere Gelegenheit sie zu übertreffen wird es allerdings nicht geben – heute nominiert der deutsche Leichtathletikverband seine Olympiamannschaft.
Doch festzuhalten ist auch die klasse Leistung eines Sportlers, der neben seinem Vollzeit-Job zum Top-Athleten gereift ist. Für Tobias Dahm ist es erneut ein mehr als starkes Ergebnis bei einem internationalen Start. Schon in der Hallensaison hatte Dahm überrascht und den achten Rang bei den Hallenweltmeisterschaften belegen können. Der Sindelfinger ist mittendrin in der europäischen Spitze, diese Leistung kann sich sehen lassen. Auch ohne die Qualifikation für Rio de Janeiro.
Der Sindelfinger Tobias Dahm (rechts) belegte mit 20,25 Metern Platz sieben bei der Europameisterschaft. David Storl (Chemnitz) gewann die Konkurrenz. Bild: picture alliance/Foto Huebner