Leichtathletik: Krafzik sichert sich das Olympia-Ticket
Carolina Krafzik und Constantin Preis vom VfL Sindelfingen gewinnen bei den Deutschen Meisterschaften den Titel über 400-Meter-Hürden / Kugelstoßer Bayer enttäuscht
Die Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten waren ein Wochenende der Überraschungen – im Positiven wie im Negativen. In Braunschweig kämpften die besten Sindelfinger Sportler um gute Platzierungen und einige sogar um ein Ticket für die Olympischen Spiele. Besonders Carolina Krafzik brillierte und darf mit Tokio planen. Constantin Preis wurde erneut Deutscher Meister. Die VfL-Kugelstoßer blieben im nassen Ring hinter den Erwartungen zurück.
Wie schon 2019 und 2020 durften in Braunschweig zwei Blau-Weiße direkt hintereinander jubeln. Über die 400-Meter-Hürdenstrecke sind Carolina Krafzik und Constantin Preis seit nunmehr drei Jahren deutsche Serienmeister.
Wirklich alles steckte Carolina Krafzik in ihren Finallauf. Für sie ging es um die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele und das bedeutet von Start an: Vollgas. Schon der Vorlauf am Samstag stand unter dem Motto „Kampf um das Olympia-Ticket“. In neuer Bestzeit von bärenstarken 55,43 Sekunden verpasste die Sindelfingerin die Norm von 55,40 Sekunden knapp.
Platz 3 in Europas Bestenliste
Einen Tag später wollte es die Sindelfingerin erneut versuchen. Allein an der Spitze biss Carolina Krafzik die Zähne zusammen, überquerte im Wettlauf mit der Uhr Hürde um Hürde und zog auch auf der Zielgeraden mit großem Kämpferherz voll durch. Am Ende stand der verdiente Lohn auf der Anzeigetafel: Herausragende 54,89 Sekunden schnell war die Sportlerin des VfL Sindelfingen gelaufen, Platz drei der europäischen Bestenliste und Vereinsrekord. Das Olympiaticket hat sie sicher.
„Auf der Zielgeraden habe ich das Publikum gehört und wollte unbedingt diese Zeit laufen. Jetzt bin ich völlig überwältigt, dass ich so eine gute Zeit gelaufen bin“, sagte Carolina Krafzik gegenüber leichtathletik.de. Auch Trainer Werner Späth ist begeistert aber keineswegs überrascht: „Das Finale war eine reine Kopfsache. Ich wusste, dass sie sehr gut in Form ist und in einem Lauf ohne große Fehler 55 Sekunden oder schneller laufen kann.“
Trainingskameradin Lisa Sophie Hartmann ist hingegen noch nicht wieder zurück auf altem Leistungsniveau. Mit 1:00,48 Minuten verpasste die Überraschungs-Dritte des Vorjahres das Finale. Ihr Fokus liegt auf den Juniorenmeisterschaften Ende Juni in Koblenz.
Nur wenige Minuten nach Krafzik durfte auch Constantin Preis jubeln. Der Sindelfinger war erst im Vorlauf am Vortrag in die Saison eingestiegen und deswegen nicht unbedingt Favorit des Rennens. Mental stark spielte er aber, wie auch in den letzten Jahren, seine große Stärke aus. Im Schlussspurt auf der Zielgeraden zog er an der Konkurrenz vorbei und siegte in 49,32 Sekunden. Dabei stehen laut Trainer Sebastian Marcard erst seit drei Wochen überhaupt wieder Hürden auf dem Trainingsplan. „Wir sind super zufrieden. Es war seine zweitbeste Leistung, die er jemals überhaupt gelaufen ist. Es fehlen nur noch vier Zehntel zur Olympianorm“, so Marcard.
Auch die beiden jungen Sindelfinger Hürdensprinter Stefan Volzer und Aleksandar Gacic dürfen zufrieden auf das Meisterschaftswochenende zurückblicken. Beide schafften, zeitgleich in 14,28 Sekunden die Qualifikation für das Finale. Gerade für Gacic ein großer Erfolg. Er stellte seine persönliche Bestzeit ein. „Mit dem Vorlauf war ich zufrieden, obwohl ich da bisschen besser aus dem Block hätte drücken können. Aber es hat für mein erstes Finale bei den Aktiven gereicht und das war das Wichtige“, so der Sindelfinger Nachwuchsathlet. Im Endlauf wurde es ein guter sechster Platz. „So kann es also gern auch weitergehen in dieser Saison.“
Volzer bestätigt gute Form
Vereinskamerad Stefan Volzer war noch ein Stück schneller unterwegs. Nach seinem starken Comeback in Weinheim und dem ersten Lauf schneller als 14 Sekunden, konnte er seine gute Form auch in Braunschweig bestätigen. Im Finale stürmte er nach einem Fehlstart vom Tübinger Gregor Traber als Vierter ins Ziel. Die Uhr blieb bei erneut starken 12,96 Sekunden stehen. „Für den zweiten Wettkampf mit sieben Wochen Vorbereitung bin ich auf jeden Fall zufrieden“, sagt Volzer, der allerdings noch Verbesserungsbedarf sieht. „Ich bin mit der ersten Hürde nicht so gut reingekommen und habe dann auch im Lauf zwei, drei Hürden gut mitgenommen.“
Neben den Hürdenläufen standen auch die Wettkämpfe im Kugelstoßring für den VfL Sindelfingen im Fokus. Waren hier doch gleich vier Athleten der Blau-Weißen aktiv. Den Beginn machte am Samstag Lea Riedel, die ihren Platz unter den Top Acht bestätigte und sich in einer guten Stoßserie mit 16,38 Metern als Siebte in die Ergebnisliste eintrug. „Die Serie war meine bisher Beste. Das ist zwar gut aber auch ärgerlich, weil ich keinen sehr guten Stoß dabei hatte“, sagte Lea Riedel.
Enttäuschte Gesichter gab es hingegen bei den Kugelstoß-Männern. Mit den regnerischen Bedingungen und einem rutschigen Ring kamen am Sonntag gerade die beiden Drehstoßer Simon Bayer und Eric Maihöfer nicht zurecht. Beiden gelang kein gültiger Stoß, Bayer rutschte gar beim Versuch sich im Ring zu halten aus und stürzte. Sein Ausscheiden war eine große Überraschung, war er doch mit seiner Saisonbestleistung von 20,30 Metern als Gold-Favorit gehandelt worden. Einzig Tobias Dahm konnte zumindest annährend die Leistung aus den vorherigen Wettkämpfen abrufen und wurde mit 19,10 Metern Fünfter.
In einem stark besetzten 1500-Meter-Rennen lief Hindernisspezialist Velten Schneider in persönlicher Bestzeit von 3:46,24 Minuten auf den achten Platz.
Bild: Der Einsatz hat sich gelohnt: Carolina Krafzik zeigte eine wahre Leistungsexplosion und sicherte sich neben dem deutschen Meistertitel auch das Olympia-Ticket für Tokio.
Quelle: SZ/BZ-Online