Fußball Ladies: „Ich freue mich, wieder hier zu sein“

Das Sportgespräch: Die VfL Sindelfingen Ladies hoffen auf den Klassenerhalt in der Regionalliga und setzen dabei vor allem auf die Künste von Rückkehrerin Athanasia Moraitou

Im vergangenen halben Jahr haben die VfL Sindelfingen Ladies nicht allzu viele positive Schlagzeilen geschrieben. Der ehemalige Erstligist steht nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga nun auch in der Regionalliga mit dem Rücken zur Wand. Elf Spiele verbleiben dem Team von Danny Wölfle noch, um das Abstiegsgespenst zu vertreiben. Gut für den VfL-Coach, dass er in Rückkehrerin Athanasia Moraitou auf eine erfahrene Spielerin mehr bauen kann.

 
Die SZ/BZ unterhielt sich vor dem Start aus der Winterpause – am kommenden Sonntag steht im Sindelfinger Floschenstadion das Kellerduell gegen den Hegauer FV (Anpfiff 14 Uhr) an – mit der 21-jährigen griechischen Nationalspielerin.
Nach anderthalb Jahren in der Fremde hat es Sie wieder zu den VfL Sindelfingen Ladies gezogen. Das ist umso bemerkenswerter, da der VfL ja nicht mehr zu den allerersten Adressen im Frauenfußball zählt.
Athanasia Moraitou: „Ich war im Norden beim Zweitligisten BV Cloppenburg am Ball. Dass ich jetzt wieder beim VfL gelandet bin, kam ehrlich gesagt überraschend zustande. Im Zuge meines Studiums an der Fernhochschule Riedlingen im Sportmanagement hat sich ein Praktikum bei Daimler am Fasanenhof ergeben, sodass ich das super mit dem Kicken in Sindelfingen verbinden konnte.“
Was gab es denn für weitere Optionen?
Athanasia Moraitou: „Wenn das Praktikum nicht zustande gekommen wäre, wäre ich ins Ausland gegangen. Ich hatte die Möglichkeit, nach Italien oder Spanien zu wechseln, auch das wäre bestimmt eine tolle Erfahrung gewesen. Aber ich bin jetzt auch nicht traurig, dass das nicht geklappt hat, denn vom Fußball allein werde ich leider nie leben können. Ich musste schauen, beruflich den nächsten logischen Schritt zu tun. Und seit Januar bin ich wieder hier und freue mich, dass ich wieder daheim in Waiblingen sein kann.“
Was haben Sie aus Ihrer Zeit beim BV Cloppenburg mitgenommen?
Athanasia Moraitou: „Eine ganze Menge – sowohl im sportlichen als auch im persönlichen Bereich. In sportlicher Hinsicht habe ich gelernt, körperbetonter zu spielen, da im Norden Zweikämpfe deutlich härter geführt werden. Persönlich bin ich selbstständiger geworden, da ich auf mich allein gestellt war. Außerdem konnte ich in Cloppenburg viele neue Menschen kennenlernen und meinen Freundeskreis von Amerika bis nach Japan vergrößern. Zeitgleich habe ich aber auch gelernt, die Zeit mit meinen Liebsten noch mehr zu schätzen. Ich freue mich riesig, wieder hier bei meinen Eltern und meiner älteren Schwester zu sein.“
Den Bezug zur sportlichen Heimat in Sindelfingen haben Sie auch in der Fremde nicht verloren. Hat Sie die sportliche Entwicklung bei den VfL Ladies erschrocken?
Athanasia Moraitou: „Erschrocken ist zu hoch gegriffen, da ich nicht mehr in den Tagesablauf hier involviert war. Eher war ich besorgt, warum es für den VfL nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga auch in der Regionalliga von Beginn an wieder nur um den Klassenerhalt ging. Ich habe jeden Sonntag auf die Tabelle geschaut, war natürlich enttäuscht und habe mich dann mit meinen ehemaligen Mitspielerinnen ausgetauscht.“
Dennoch haben Sie sich entschlossen, in dieser prekären Lage zurückzukommen.
Athanasia Moraitou: „Mal abgesehen vom erwähnten Praktikum habe ich mich für den VfL entschieden, weil mir der Verein am Herzen liegt und ich die Mannschaft in dieser schwierigen Situation unterstützen möchte. Ich werde mein Bestes geben, um mit dem Team noch so viele Punkte wie möglich zu holen und am Saisonende dann den Klassenerhalt zu feiern.“
Es ist schwierig, aber nicht unmöglich
Nach nur 8 Punkten in 15 Spielen wird das kein allzu leichtes Unterfangen. Wie schätzen sie die Chancen auf den Ligaverbleib ein?
Athanasia Moraitou: „Klar wird es schwierig, aber es ist nicht unmöglich. Wir haben Stand jetzt bei einem Spiel weniger sieben Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Wenn es uns gelingt, gleich gut aus den Startlöchern zu kommen, dann ist der Klassenerhalt absolut machbar.“
Am Sonntag startet dieses Vorhaben – aber Sie werden nicht dabei sein
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Athanasia Moraitou: „Ja, leider. Ich bin bis zum 5. März mit der griechischen Nationalmannschaft auf Rhodos, deshalb muss ich meine Premiere im Sindelfinger Trikot verschieben. Aber ich hoffe, dass die Mädels das auch ohne mich schaffen werden. Ein Heimsieg gegen Hegau wäre nämlich unglaublich wichtig.“
Kommen Sie als Regionalligaspielerin überhaupt noch für die griechische Nationalmannschaft infrage?
Athanasia Moraitou: „Das habe ich mich auch gefragt und mit Nationaltrainer Antonis Prionas darüber gesprochen. Er meinte nur, solange ich meine Leistung bringen würde, müsste ich mir darüber keine Gedanken machen.“
Bei der Nationalmannschaft tragen Sie die Nummer 17, bei den VfL Sindelfingen Ladies früher die Nummer 10. Mit welcher Nummer werden Sie ab sofort beim VfL auflaufen?
 
Athanasia Moraitou: „Da die Nummer 10 bereits vergeben war, habe ich die 11 bekommen. Aber das ist zweitrangig, auf die Rolle auf dem Feld kommt es an. Und da werde ich mich wie früher entweder aus der Sechser- oder aus der Zehnerposition um den Spielaufbau kümmern.“
 
Bild: Athanasia Moraitou ist wieder zurück bei den VfL Sindelfingen Ladies, muss am Sonntag im Heimspiel gegen den Hegauer FV aber aufgrund eines gleichzeitigen Lehrgangs mit der griechischen Nationalmannschaft auf Rhodos passen. Bild: automotorart/A
Quelle: SZBZ Online