Im März wird abgerissen
Damit die Bagger im März in der Sindelfinger Rosenstraße zubeißen können, müssen jede Menge Sportgeräte raus
Sportpolitik. Gaststätte, Umkleiden, Kraftraum, Büro, Stiefelwaschanlage – alles bald weg. Das Funktionsgebäude in der Rosenstraße, ein Relikt aus den 1950er Jahren, wird im März abgerissen. Später geht es dann unter anderem an die Leichtathletik-Anlagen und das Fußballfeld. Die Vorfreude auf den ersten Baggerbiss ist groß in Reihen der VfL-Abteilungen. „Leider lässt sich die seit langem geplante Abrissparty in Zeiten der Pandemie nicht realisieren. Wir werden somit in aller Stille unser Stadion untergehen sehen“, flachst Dieter Locher, Vorstandsmitglied der Leichtathleten.
Acht Meilensteine bis zum neuen Floschenstadion: Einfach auf die Zahlen klicken
VfL-Fußballer: „Die Kompromisse nehmen wir gerne an“
Das bisherige Gebäude macht Platz für einen modernen Neubau ersetzt. So, wie nebenan der Hartplatz einem Kunstrasen wich und die Leichtathleten moderne Trainingsanlagen bekamen. „Wir sind der Stadt sehr dankbar, dass wir zukünftig ein neues Schmuckstück erhalten“, sagt der sportliiche Leiter der VfL-Fußballer Thomas Dietsche, „die Kompromisse bei den notwendigen Zwischenlösungen gehen wir gerne ein.“
Er verweist in diesem Zusammenhang auf die Containerlösung auf dem Parkplatz der Tennisabteilung, das Provisorium ist mit zwei Umkleidekabinen samt Duschen sowie zwei Schiedsrichterkabinen das Interims-Domizil der VfL-Kicker. „In diesen Tagen werden die Container an Strom und Wasser angeschlossen“, sagt Fabian Albrecht, Projektleiter Sportstätten bei der Stadt Sindelfingen. „Nach der Auftragsvergabe und einer gewissen Rüstzeit dürfte Anfang bis Mitte März die Entkernung und der Abriss beginnen“, legt sich Fabian Albrecht noch nicht auf einen fixen Starttermin fest. Bis dahin gilt es in den Abteilungen die Ärmel hochzukrempeln.
Bis zur Deadline Anfang März müssen die unzähligen Utensilien der Leichtathleten und Fußballer aus dem Gebäude entfernt werden. Dieter Locher sieht man derzeit besonders oft auf dem Gelände des Floschenstadions werkeln. „Wir hatten zuletzt eine gemeinsame Vereinsaktion, in dem wir einiges in die alte Eschenried-Realschule verfrachtet haben, aber es gibt hier noch genügend Gegenstände in allen möglichen Ecken, die verlagert werden müssen“, sagt der stellvertretende Abteilungsleiter.
„Die Hanteln sind das kleinste Problem“
Kugeln, Disken, Speere, Staffelstäbe und zig Pilonen, im Laufe der Jahre hat sich vieles in den alten Räumlichkeiten angesammelt. „Manches kommt direkt in den Müll“, sagt Locher. Ein Container mit nutzvollem Material steht derweil in Maichingen, wo die VfL-Abteilung über kurz oder lang auch Wettkämpfe ausrichten möchte. Im wahrsten Sinne des Worts zum Kraftakt entpuppt sich für die Verantwortlichen der Umzug der Gerätschaften aus dem Kraftraum.
„Die Gewichte und Hanteln sind das kleinere Problem, einige Eisen lagern unsere Mitglieder bei sich zuhause“, sagt Dieter Locher, „aber bei den Bewegungsmaschinen muss einiges zerlegt und danach wiederaufgebaut werden. Da müssen wir mit Hubgeräten arbeiten.“
Interessant ist nicht nur die Frage des Wies, sondern auch des Wohin. „Größere Teile lassen sich im Eschenried nicht zwischenlagern, da dort die Zugangstüren zu schmal sind. Momentan sind wir auf der Suche nach einem Mietlager“, fügt Locher an. Schließlich habe die Stadt für den neuen Kraftraum nicht gleich neue Geräte versprechen können.
Doppelbelastung für die Leichtathleten
Für die Leichtathletik-Abteilung kommt der Umzug etwas zur Unzeit, so Locher. Parallel läuft die Hallensaison, unter anderem ist man am kommenden Wochenende als Ausrichter der Deutschen Jugend-Meisterschaften über Gebühr gefordert. „Da wir auch nur eine begrenzte Anzahl an Helferinnen und Helfern haben, trübt diese Doppelbelastung etwas unsere Freude.“
Da auch Tribüne und Rasenplatz erst einmal nicht mehr nutzbar sind, weichen die Fußballer für eine längere Zeit auf den angrenzenden Kunstrasenplatz aus, am Samstag bestreitet die erste Mannschaft dort ihren Verbandsliga-Rückrundenauftakt gegen Friedrichshafen. Durchaus gewohntes Terrain für die VfL-Mannschaften, der Platz war schon zuvor für den Vereins- und auch Freizeitsport ausgebucht.
Zusätzlich zum Bau des neuen Multifunktionsgebäudes werden im Zuge des Projekts auch die Außenanlagen wie Rasen, Tartanbahn, Tribüne und der Kiosk saniert. „Wir hoffen, dass nach dem Abriss recht zügig mit dem Neubau begonnen werden kann“, sagt der stellvertretende Fußball-Abteilungsleiter Wolfgang Herzog, der im steten Austausch mit der Stadtverwaltung steht. Ein Anliegen der Fußballer war es, einen weiteren Container in Richtung Tennisanlage gestellt zu bekommen, um das üppige Material unterzubringen.
Ende 2023 soll alles fertig sein
„Der Fortschritt hängt auch von der Witterung und der Corona-Entwicklung ab“, sagt Fabian Albrecht, „aber spätestens Ende 2023 soll alles abgeschlossen sein.“ Die Kosten des neuen Funktionsgebäudes belaufen sich laut Projektteam auf etwa 7 Millionen Euro, weitere knapp 6 Millionen Euro kostet die Sanierung der Außenanlage und für die Maßnahmen an Tribüne und Kiosk wurden weitere knapp 2 Millionen Euro anberaumt.
„Wir befinden uns regelmäßig im Austausch mit den Abteilungen, die Zusammenarbeit zwischen den Arbeitsgruppen ist wirklich gut“, sagt Martin Kutscher vom Sportamt. Inzwischen habe man auch für die zwei Abteilungen Tischfußball und Schach gute räumliche Lösungen am Badezentrum gefunden. Und bei den Leichtathleten und Kickern schwebt über allem die Vorfreude auf das, was kommt. „Es gibt schlimmere Zustände als die in Sindelfingen“, sagt Wolfgang Herzog, „man muss auch mal eine Zeit lang Opfer bringen, wenn am Ende etwas Gutes herauskommen soll.“
Bild: Alles muss raus: Dieter Locher von den Sindelfinger Leichtathleten ist derzeit Dauergast im Floschenstadion und packt ein, was nur geht. Bild: Holzapfel Holzapfel
Quelle: SZ/BZ-Online