Fußball (Frauen): „Das ist ein Riesending für Sindelfingen“

Wochenlang war die spielende Co-Trainerin außer Gefecht gesetzt. Ein gebrochener Finger zwang Nadine Rolser unters Messer. Mit einem Kurzeinsatz hat sie sich am Wochenende gegen Hoffenheim bei den Sindelfinger Zweitliga-Fußballerinnen zurückgemeldet – gerade noch rechtzeitig vor dem Spiel des Jahres. Am Sonntag geht es für die Ladies im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den 1. FFC Frankfurt. Und Nadine Rolser weiß, wie sich das anfühlt.

Die 27-Jährige nimmt in ihrem Team mindestens eine Sonderstellung ein: Sie absolvierte schon einige Pflichtspiele gegen den Traditionsklub des Frauenfußballs und hat mindestens in dieser Beziehung ihren Mitspielerinnen etwas voraus. Die SZ/BZ wollte deshalb von ihr wissen, was da auf Sindelfingen zukommt.
Gegen Hoffenheim reichte es für eine gute halbe Stunde. Darf es gegen Frankfurt auch ein bisschen mehr sein?
Nadine Rolser: „Das ist schwer zu sagen. Ich habe sechs Wochen lang nicht trainiert und deshalb gehörig Rückstand. 90 Minuten werden es also sicher nicht. Und ich werde sicher nichts verzwingen.“
Aber das ist doch für die Ladies das Spiel des Jahres.
Nadine Rolser: „Schon. Aber das Ziel des Jahres ist mindestens Platz sieben, um die Relegation für die eingleisige zweite Liga zu erreichen. Besser wäre Platz sechs. Das Achtelfinale im DFB-Pokal ist da nur Bonus.“
Spielen wollen Sie aber schon?
Nadine Rolser: „Klar. Ganz ehrlich: Gegen Frankfurt, das ist für Sindelfingen ein Riesending.“
In diesem Verein steckt so viel Frauenfußball-Geschichte
Warum?
Nadine Rolser: „Schon deshalb, weil in diesem Verein so viel Frauenfußball-Geschichte steckt. Das ist eine Mannschaft, die in Deutschland alles zigmal gewonnen hat. Die Champions League darüber hinaus auch schon. Und sie sind auf einem guten Weg, nach einem kleineren Durchhänger wieder bei den Topmannschaften anzuklopfen. Frankfurt ist einfach ein geiler Gegner, der auch hoffentlich viele Zuschauer zieht.“
Sie selbst haben zu Ihrer Zeit in Bad Neuenahr ein paar Mal gegen diesen Klub gespielt. Wer waren denn da die großen Namen?
Nadine Rolser: „Oh, die hatten viele. Birgit Prinz zum Beispiel. Oder Kerstin Garefrekes und Saskia Bartusiak.“
War das etwas Besonderes?
Nadine Rolser: „Klar, die kannte ich eigentlich vom Fernsehen, wenn ich mir mal ein Länderspiel angeschaut habe. Und plötzlich laufen die in Lebensgröße an dir vorbei. Manchmal war das schon ein wenig irreal.“
Ist es der große Name an sich und der Promifaktor, der einen da beeindruckt – oder eben doch die Klasse am Ball?
Nadine Rolser: „Beides. Das waren damals überragende Fußballerinnen. Es macht Spaß, gegen solche Gegner zu spielen. Da war unheimlich viel Qualität drin, das merkt man dann schon fast in jeder Aktion. Und dann kam natürlich eine Menge internationale Erfahrung dazu.“
Haben Sie auch einmal gewonnen?
Nadine Rolser: „Leider nicht. Unterm Strich waren die dann einfach doch zu gut.“
Gibt es jetzt auch die klingenden Namen bei Frankfurt?
Nadine Rolser: „Da sind schon etliche Hochkaräter dabei. Die Nationalspielerin Kathrin Hendrich zum Beispiel. Oder Jackie Groenen, die mit den Niederlanden völlig verdient Europameisterin geworden ist. Für unsere Mädels, die zum Teil frisch aus der B-Jugend kommen, ist das etwas ganz Besonderes.“
Wenn Frankfurt Frust schiebt – das wäre schön
Für Sie auch?
Nadine Rolser: „Vielleicht nicht in dem Maße, aber auch ich freue mich sehr drauf.“
Was raten Sie Ihren Mitspielerinnen?
Nadine Rolser: „Ganz normal in dieses Spiel zu gehen. Mit Respekt, aber ohne Angst. Der Rest kommt von alleine.“
Läuft da die Vorbereitung wie an jedem anderen Wochenende ab?
Nadine Rolser: „Die Trainingswoche schon, vielleicht mit etwas anderen Inhalten, weil man gegen so einen Gegner natürlich etwas anders als sonst spielen muss. Obwohl: Regio TV hat bei uns im Training gedreht. Das gibt es auch nicht alle Tage.“
Hat Sindelfingen überhaupt eine Chance?
Nadine Rolser: „Was ist das für eine Frage? Natürlich. Am Anfang steht es 0:0. Man hat immer eine Chance. Die Frage ist nur, wie groß diese ist.“
Bei welchem Ergebnis gehen Sie immer noch erhobenen Hauptes vom Platz?
Nadine Rolser: „Das ist schwer zu sagen. Genau genommen, sollte man das überhaupt nicht an einem Ergebnis festmachen. Übrigens erinnere ich mich an ein Viertelfinale, das wir mit Sindelfingen im DFB-Pokal gegen Potsdam nur 0:1 verloren haben. Das zeigt doch, dass nichts unmöglich ist. Wichtig ist, dass wir ein gutes Spiel zeigen.“
Was wäre für Sie ein gutes Spiel?
Nadine Rolser: „Wenn wir dagegen gehalten und wenig Chancen zugelassen haben. Vor allem aber, wenn die Frankfurterinnen verkrampfen und Frust schieben. Das wäre schön.“
Info
Die Partie wird am Sonntag um 14 Uhr auf dem Kunstrasenplatz am Glaspalast angepfiffen. Die Stadt Sindelfingen gab am Freitagvormittag bekannt, dass die Rasenplätze am Wochenende witterungsbedingt gesperrt sind.
Jürgen Wegner schreibt seit 1993 für die SZ/BZ und schnürte einst selbst für den VfL Sindelfingen die Kickstiefel.
Nadine Rolser sah man die letzten Wochen bis zu ihrem Comeback gegen Hoffenheim nur am Spielfeldrand. Am Sonntag geht es im DFB-Pokal gegen den 1. FFC Frankfurt – und da will sie am Ball sein. Bild: Zvizdiç
Quelle: SZ-BZ Online