Hauptverein: 50 Vereine unterzeichnen Brandbrief

Hauptverein: 50 Vereine unterzeichnen Brandbrief

Sportpolitik: Hinter dem Hilferuf an den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und Kultur- und Sportministerin Dr. Susanne Eisenmann stehen 250 000 Mitglieder

Die Stimme des Sports wird lauter. In einem offenen Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann und die Sport- und Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann sehnen sich 50 unterzeichnende Vereine nach einer Zukunftsperspektive, so auch der VfL Sindelfingen und die SV Böblingen. Es geht um die Existenz.

In dem Schreiben sprechen die Vereine für insgesamt über 250 000 Mitglieder. Das von Harald Link, Vereinsmanager der SV Böblingen, signierte Schriftstück unterschrieben unter anderem der VfL Sindelfingen, der SV Leonberg/Eltingen oder der TSV Calw aus dem Kreis Böblingen. Den Schulterschluss übten über 50 Vereine am 17. November im Rahmen der Gesprächsrunde der Großvereine im Württembergischen Landessportbund. Dabei sei deutlich geworden, dass sich mit dem zweiten Lockdown die Probleme so gut wie überall massiv verschärften – inklusive der Überzeugung, dass dies auch bei vielen kleinen und mittleren Vereinen der Fall ist.

 

„In der öffentlichen Wahrnehmung spielen Gaststätten, Theater oder Kinos völlig zurecht eine zentrale Rolle. Auch hier sind Existenzen bedroht. Aber man muss den Sport in einem Atemzug nennen, und das geschieht bisher selten“, sagt Roland Medinger, Geschäftsführer des VfL Sindelfingen. Konkret erhoffen sich die Unterzeichner in einem ersten Schritt, dass bald die Verlängerung der Soforthilfe Sport beschlossen wird, zumal diese „für sehr viele Vereine das einzige infrage kommende Hilfsprogramm darstellt“, wie es wörtlich heißt. 11 Millionen Euro hatte das Land zur Verfügung gestellt, diese Summe ist empfindlich zusammengeschmolzen.

 

Dabei gehen inzwischen auch jene Vereine, die ihre Ausgaben weitestgehend aus Mitgliedsbeiträgen und Einnahmen von Veranstaltungen bestreiten, davon aus, dass das Corona-Jahr 2021 deutlich schwieriger wird als 2020. Sowohl das Sportangebot, als auch soziale Aktivitäten wie Ausfahrten oder Zeltlager im Nachwuchsbereich wackeln. Vor diesem Hintergrund wünschen sich die Vereine außerdem eine baldiges Bekenntnis zum Solidarpakt Sport. Die Laufzeit dieser Mittel, mit denen unter anderem Übungsleiter und Investitionen gefördert und bezuschusst werden, sind an die Legislaturperiode der Landesregierung gebunden – und nächste Jahr ist Landtagswahl. „Die Mittel sind grundlegend für die Finanzierung des Sport- und Vereinsalltags und sorgen für Verlässlichkeit und Planungssicherheit“, steht in dem Schreiben an Sportministerin und Ministerpräsidenten. Bei all dem nehmen die Vereine die Politik beim Wort. Bei der Sportministerkonferenz am 12. November hatte es den Beschluss gegeben, „die gemeinnützigen Sportvereine als zentrales Element der Sportentwicklung zu stärken und deren Zukunftsperspektiven auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie zu weiterzuentwickeln“.

 

Amtsmüde und frustriert

 

Zum finanziellen kommt der soziale Aspekt: Gerade der organisierte Sport habe alle notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie mitgetragen und werde das auch weiterhin tun. So entwickelten Ehrenamtliche unter großem Aufwand Hygienekonzepte, organisierten Desinfektionsmittel, stellten Sportgruppen auf und vieles mehr. Umso mehr traf es die Vereine, dass sich der Lockdown Light im Sportbetrieb als harter Lockdown entpuppte. Dem Ehrenamt sei das alles vor dem Hintergrund der Zeit und Energie, die sie hineingesteckt hatten, kaum zu vermitteln.

 

Der Frust werde größer, auch langjährige Funktionsträger Amtsmüde. Bei manchem habe eine Entwöhnung beim Sport eingesetzt. Darüber hinaus würden Kindern- und Jugendlichen Bewegungsräume und -möglichkeiten schon zum zweiten Mal genommen. Die große Bitte: Sobald es die Infektionszahlen zulassen, sollte gerade der Kinder- und Jugendsport schnellstmöglich wieder zugelassen werden. Und auch in Bezug zum Wert des Sports für die Gesundheit sei dieser „Teil der Lösung und nicht des Problems“, wie Alfons Hörmann aus Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds sagte.

Bild: Die Sportvereine stehen zusammen und hoffen, endlich gehört zu werden.Bild: Stasique – Adobe Stock

Quelle: SZ/BZ-Online