Fußball (Männer): „Ein Schritt in die richtige Richtung“

Da waren es nur noch drei Punkte. So groß ist der Vorsprung, den die Verbandsligakicker des VfL Sindelfingen noch auf den unteren Relegationsplatz halten. Eine Woche nach der 0:2-Heimpleite gegen den FC 07 Albstadt kam das Team von Maik Schütt auch beim Tabellenschlusslicht Spfr Schwäbisch Hall nicht über ein mageres 2:2-Remis hinaus.

Auch wenn der VfL Sindelfingen im zweiten Pflichtspiel des Jahres wieder nicht gewonnen hat – die Verantwortlichen waren mit dem Auftritt in der Partie bei den Spfr Schwäbisch Hall insgesamt zufrieden. „Wir haben gut gespielt, haben uns aber nicht mit dem verdienten Dreier belohnt“, ärgerte sich VfL-Trainer Maik Schütt lediglich über den 2:2-Endstand. „Wir haben heute leider zwei Punkte liegen lassen.“
Eine gute Viertelstunde brauchte seine Mannschaft aber, ehe sie auf dem Rasen im Optima Sportpark in Schwäbisch Hall im wahrsten Sinne Fuß fasste. Die Verunsicherung nach der 0:2-Pleite gegen Albstadt hatte nicht unbedingt tiefe Spuren hinterlassen, aber die Umstellung auf das Spiel auf Naturrasen bereitete den Sindelfingern einige Probleme. Die Hausherren wollten genau diesen Umstand nutzen, um daraus Kapital zu schlagen, was nach genau 15 Minuten auch gelang. Einen scharf nach innen getretenen Freistoß von Serdal Kocak bugsierte Endrit Syla am kurzen Pfosten stehend beim Rettungsversuch halb mit der Schulter, halb mit dem Kopf ins eigene Tor. Unter der Latte schlug der Ball zum 1:0 für die Sportfreunde ein.
Erstaunlicherweise war das Gegentor aber genau das, was den VfL aus seiner anfänglichen Lethargie hievte. Fortan drängte die Schütt-Elf die Schwäbisch Haller weit in deren Hälfte zurück. Chancen ergaben sich im Drei-Minuten-Takt, aber weder Lars Jäger (24. Minute), noch der in die Startformation gerückte Raphael Molitor (27.), noch Endrit Syla (30.) schafften es, den Ball im gegnerischen Gehäuse unterzubringen. Erst in der 35. Minute zahlte sich der Dauerdruck des VfL aus. Lars Jäger wurde im gegnerischen Strafraum gefoult. Schiedsrichter Michael Zeiher (SV Poppenweiler) entschied sofort auf Elfmeter. Hatte Lars Jäger in der Vorwoche gegen Albstadt noch vom Punkt verschossen, trabte nun wieder David Kocyba zur Ausführung – und verwandelte sicher zum 1:1-Ausgleich. Für den Sindelfinger Torwart bereits der dritte verwandelte Strafstoß in dieser Saison.
Die Gäste hatten alles im Griff und hielten den Druck auch nach dem Seitenwechsel aufrecht. Christian Mijic vergab in der 47. Minute frei stehend genauso die mögliche Führung, wie auch Endrit Syla per Freistoß nur eine Minute später. In der 53. Minute war aber auch Halls Torwart Lukas Dambach geschlagen. Alex Aleman Solis setzte Oliver Glotzmann in Szene. Der VfL-Kapitän visierte das lange Eck an – und lag damit richtig. Über den Innenpfosten sprang der Ball zum 2:1 für Sindelfingen über die Torlinie. „Das war überfällig und absolut verdient“, konstatierte Thomas Dietsche.
Aber auch der Sportliche Leiter des VfL haderte danach aufgrund des Auslassens vieler weiterer Chancen, die allesamt die Entscheidung gegen einen aufopferungsvoll kämpfenden, aber in seinen spielerischen Möglichkeiten limitierten Tabellenletzten herbeigeführt hätten. In der 66. Minute war Sindelfingen nahe dran, den ersten Sieg im Jahr 2018 einzutüten. Oliver Glotzmann bewegte sich schräg auf den Haller Strafraum zu. In diesem angelangt, bediente er Christian Mijic, dessen Schuss von Steffen Engelhardt mit der Hand an die Latte gelenkt wurde. Die Folge: Engelhardt sah die Rote Karte und David Kocyba stapfte erneut zur Ausführung eines Strafstoßes. An seinen Chip in die Tormitte bekam der zur Seite stürzende Lukas Dambach aber noch die Finger dran, den Nachschuss setzte dann Lars Jäger neben das Tor.
Die Chance zur Entscheidung war damit vertan. Schlimmer noch: Schwäbisch Hall bekam die zweite Luft und wagte sich wieder öfter in die Offensive. Das einfache Spiel – der Tabellenletzte operierte mit langen Bällen auf seine schnellen Spitzen – zahlte sich in der 76. Minute aus. Frederick Mohr und der eingewechselte Noah Lulic stiegen gemeinsam zu einem Kopfballduell mit Serdal Kocak hoch. Der Haller Stürmer verlängerte den Ball genau zu Selcuk Vural, der aus zwölf Metern David Kocyba keine Abwehrchance ließ – 2:2.
Sindelfingen reagierte mit wütenden Angriffen, die nicht kopflos, aber leider aus Sicht des VfL glücklos vorgetragen wurden. Eine 5:3-Überzahlsituation in der 84. Minute spiegelte das wider, als die Gäste diese nicht konsequent zu Ende spielten. Und in der 90. Minute landete ein Versuch von Noah Sautter nur auf dem Tornetz. „Da hatten wir alle den Torschrei schon auf den Lippen“, war Thomas Dietsche enttäuscht.
Alles in allem lobte der Sportliche Leiter trotz des Punktverlustes die Einstellung und das Auftreten seiner Mannschaft und sah „wieder einen Schritt in die richtige Richtung. Dass wir aber gegen einen Gegner, der in Unterzahl spielt, noch das 2:2 kassieren, ist extrem ärgerlich. Das war ein gutes Spiel von uns, dem nur die Krönung mittels eines Sieges gefehlt hat“.
VfL Sindelfingen: Kocyba, Krauß (57. Minute Balzer), Mohr, Sautter, Wetsch, Molitor, Syla, Mijic (72. Minute Perez), Aleman Solis (82. Minute Lulic), Jäger, Glotzmann
Kapitän Oliver Glotzmann erzielte das zwischenzeitliche 2:1 für den VfL Sindelfingen. Zum Sieg reichte es beim Tabellenletzten Schwäbisch Hall dennoch nicht. Bild: Photo 5/A
Quelle: SZ-BZ Online