Schwimmen: Mammutaufgabe mit Bravour gemeistert

Im Sindelfinger Badezentrum herrscht ein ordentliches Sprachgewirr am Rande der Schwimmbecken: Deutsch dominiert natürlich, darunter mischen sich aber auch Schweizer Dialekte, Luxemburgisch, Mazedonisch, Mundarten Liechtensteins. Eines ist aber allen Sprachen gemein: Die Schwimmer werden zumeist mit einem lautstarken „hopp“ angefeuert.
Es herrschte viel Trubel im Sindelfinger Schwimmtempel am vergangenen Wochenende. Die Schwimmabteilung des VfL Sindelfingen führte zum 24. Mal das International Sindelfingen Swimming Championships (ISSC) durch. Schwimmer aus fünf Nationen haben daran teilgenommen, insgesamt 532 Sportler der Jahrgänge 1998 bis 2008 gingen ins Wasser.
Die Sindelfinger Schwimmsparte hatte eine organisatorische Mammutaufgabe zu bewältigen. In den Monaten vor der Veranstaltung wurden viele Details besprochen und geklärt. „Die heiße Phase begann etwa drei Wochen vor dem Termin“, sagte Anja Jahn, Pressewartin der Schwimmabteilung. Über 100 Helfer sorgten für einen reibungslosen Ablauf des ISSC, sie waren im Service tätig oder als Kampfrichter, kümmerten sich um das Catering, organisierten die Siegerehrungen. „Wir haben am Freitag nach Badeschluss angefangen, aufzubauen. Viele haben eine Nachtschicht eingelegt“, erzählte Anja Jahn (Bild: Oberdorfer).
Der VfL Sindelfingen verfügt als einer von wenigen Vereinen über ein Bad mit einer 50-Meter-Strecke. Schon aus diesem Grund ist das ISSC für viele Aktive eine lukrative Veranstaltung. Das Schwimmfestival ist von der Fina zugelassen, der Fédération Internationale de Natation. Dahinter verbirgt sich der Dachverband aller nationalen Sport-Schwimmverbände. Die Sportler können sich mit den Zeiten, die sie beim ISSC erreichen, für andere Wettkämpfe qualifizieren. „Die Schwimmer müssen für verschiedene Meisterschaften Pflichtzeiten erfüllen“, erklärte Anja Jahn, daher würden viele Athleten diese Gelegenheit auf der 50-Meter-Bahn in Sindelfingen nutzen. Für einen Titelkampf, der in einem 50-Meter-Becken ausgetragen wird, muss auch die Qualifikationszeit in einem 50 Meter langen Becken erzielt worden sein und nicht etwa auf der Kurzbahn.
Die Bedingungen im Badezentrum sind für die Sportler beim ISSC nahezu optimal: Zum einen ist das Wasser in dem großen Becken „griffig“, wie die Schwimmer sagen. Dieses „griffig“ ist nicht genauer zu erklären, es ist ein Gefühl. Ein Schwimmlaie kann dies kaum einschätzen, für ihn fühlt sich jedes Wasser gleich nass an. In Sindelfingen haben die Sportler die Möglichkeit, sich im kleinen Becken einzuschwimmen, ehe sie zum Start aufgerufen werden. Oder sie können sich nach einem Wettbewerb ausschwimmen. Und dann gibt es im Badezentrum ja noch das Planschbecken. Am Samstag war das Wasser allerdings abgelassen, vielmehr glich es einem gekachelten Campingplatz. Stühle, Hocker, Taschen, Jacken, Badekleidung lagen dort bunt durcheinander.
Für den VfL Sindelfingen ist das ISSC nicht nur sportlich von großer Bedeutung, es ist auch aus wirtschaftlicher Sicht wichtig. Etwa zehn Prozent des Jahresetats decken die VfL-Schwimmer durch die Einnahmen bei dieser Veranstaltung ab. Sie haben aber auch Ausgaben, so schütteten sie rund 2400 Euro an Preisgeldern für die Top-Platzierten aus.
Der VfL Sindelfingen versucht bei seiner Veranstaltung, Maßstäbe zu setzen, Vorreiter in gewissen Bereichen zu sein. Am Samstag wurde erstmals beim ISSC ein Informationssystem genutzt. An verschiedenen Bildschirmen, die im gesamten Bad verteilt aufgebaut waren, konnten die Besucher, die Schwimmer und die Trainer den Ablauf der Wettbewerbe verfolgen, waren also immer genau im Bilde darüber, welcher Lauf im Becken aktuell durchgeführt wird und welcher Lauf alsbald ansteht, welche Schwimmer jeweils am Start sind.
Die Stadtwerke Sindelfingen haben eigens dafür eine W-LAN-Leitung gelegt und die VfL-Schwimmer technisch unterstützt, einige Hundert Meter Kabel wurden verlegt. „Dieser Service kam sehr gut an“, sagte Roman Huber, stellvertretender Abteilungsleiter, zuständig für den Bereich Strategie. Dass es mitunter Probleme mit der Übertragung gab, änderte nichts an dem grundsätzlichen Urteil. Huber ist sich jedenfalls sicher, dass im kommenden Jahr bei der Jubiläumsveranstaltung dieser Service reibungslos funktionieren werde.
Neu war auch ein Zelt außerhalb des Bades als Treffpunkt für die Trainer. Sie hatten dort die Möglichkeit, sich zu verpflegen, konnten Kontakte knüpfen oder einfach mal etwas ausruhen, sich dem Trubel entziehen. „Das Angebot wurde erheblich besser angenommen, als wir erwartet hatten. Schon um zehn Uhr morgens am Samstag hatten wir etwa 60 Besucher. Wir mussten für Nachschub beim Essen und den Getränken sorgen“, sagte Huber.
Das letzte Rennen des ISSC wurde zu Ehren von Dominique Lendjel durchgeführt, der im Alter von 32 Jahren im Januar in Schottland gestorben ist. Lendjel war 2005 und 2006 Deutscher Meister über seine Spezialstrecke 200 Meter Lagen, er schwamm mehrere Jahre für den VfL Sindelfingen in der Bundesliga. Zu Beginn der Veranstaltung legten die ISSC-Teilnehmer für den verstorbenen Dominique Lendjel eine Schweigeminute ein.
Info:
Unter der Adresse www.issc-online.de stehen im Internet die Ergebnisse der einzelnen Läufe.
Im Sindelfinger Badezentrum herrschte am vergangenen Wochenende viel Trubel. Bild: Oberdorfer
Quelle: SZ-BZ Online