Handball: Krämer-Sieben reicht die Rote Laterne weiter

Handball – Württemberg-Liga: HSG Böblingen/Sindelfingen – HC Oppenweiler/Backnang II 25:21 (15:10) / Grundstein für den verdienten Erfolg in der ersten Hälfte gelegt

Nach zuvor sechs Niederlagen in Serie haben die Handballer der HSG Böblingen/Sindelfingen den freien Fall in der Württemberg-Liga aufgehalten. Im Kellerduell gegen den HC Oppenweiler/Backnang 2 erkämpfte sich die Mannschaft von Ingo Krämer vor knapp 400 Zuschauern in der Böblinger Murkenbachhalle einen verdienten 
25:21-Erfolg und gab dem besiegten Gegner gleich noch die Rote Laterne mit auf den Heimweg.
Es ist lange her, dass die Fans der HSG Böblingen/Sindelfingen in den letzten Minuten einer Partie im Gefühl des nahenden Sieges die Mannschaft gut gelaunt mit stehenden Ovationen bis zum Schlusspfiff begleiten konnten. Lediglich beim 25:23 gegen den SV Remshalden am vierten Saisonspieltag wurde der eigene Anhang Zeuge eines Heimsieges, entsprechend war die Gier nach zwei überlebenswichtigen Punkten nicht nur auf dem Feld, sondern auch auf der Tribüne der Böblinger Murkenbachhalle förmlich zu greifen.
Nervöser Beginn
Eine gewisse Verunsicherung war der HSG, genauso aber auch dem HC Oppenweiler/Backnang 2 zu Beginn der Partie anzumerken. Kein Wunder, spielten doch sechs Niederlagen (HSG) in Serie gegen deren fünf (HC). Zwei Mal – bei 1:0 und 2:1 – gestatteten die Hausherren den Gästen in Führung zu gehen, ehe Dominic Horsch und Marco Wild die HSG nach sieben Minuten erstmals in Führung warfen. Ein erstes Signal setzte dann Edis Camovic. Der Torhüter der „BöSis“, der seinen Kreuzbandriss auskuriert hat, hielt nicht nur erste wichtige Würfe des Gegners, sondern glänzte in der achten Minute auch als Torschütze, als die Gäste aufgrund einer Unterzahl den Torhüter für einen weiteren Feldspieler opferten. „Dieses Tor hat die Halle hinter uns gebracht“, wusste Ingo Krämer um die Wirkung des Treffers zum 4:2.
Einen Rückschlag mussten die Hausherren dann in der 14. Minute verkraften. Bei einem Tempogegenstoß rannte Marian Heinkele seinen Gegenspieler Johannes Csauth über den Haufen. Die beiden Schiedsrichter Nicki van der Vliet (SKV Rutesheim) und Marcel Glas (TV Aldingen) einigten sich nach kurzer Beratung auf eine Rote Karte für den Außenspieler der HSG. „Marian kommt zu spät, die Rote Karte geht in Ordnung“, kommentierte Ingo Krämer diese Szene. Kurzzeitig schienen die Gäste daraus Kapital schlagen zu können und verkürzten durch Tim Jupe auf 4:5. Das nächste Zeichen setzte aber wieder die HSG, als Stefan Trunk auf 6:4 stellte und in seiner unnachahmlichen Art das Publikum zur Unterstützung animierte.
Stark agierte in der Anfangsphase neben dem überragenden Edis Camovic auch der Rückraum der Hausherren. Dominic Horsch und Urs Bonhage hatten entweder den Blick für den Nebenmann oder warfen ihre Farben direkt mit 11:6 in Führung. Der Fünf-Tore-Vorsprung hatte dann auch zur Pause Bestand: Mit einer beruhigenden 15:10-Führung ging das Team von Ingo Krämer zum Verschnaufen in die Kabine. Und in dieser büßte der HSG-Tross nichts von seiner Entschlossenheit ein, im Gegenteil. Nach 40 Minuten lagen die Hausherren mit 20:13 vorne und steuerten dem ersehnten und befreienden dritten Saisonsieg entgegen.
Aber wie stets in dieser Runde, gibt es in jedem der Spiele die berüchtigten 10 bis 15 Minuten Auszeit, die sich die „BöSis“nehmen. Das war unter Harry Sommer schon so, und das scheint auch dessen Nachfolger als Trainer, Ingo Krämer, übernommen zu haben. Die eher biederen Gäste verkürzten auf 16:21 (46.) und waren fünf Minuten vor der Schlusssirene bei 20:23 wieder auf Tuchfühlung. Aber vielleicht ist es ein neues Qualitätsmerkmal der HSG nach dem Trainerwechsel, dass sich die Mannschaft dieses Mal nicht mehr die Butter vom Brot nehmen ließ. Hinten hielt Edis Camovic zwei gegnerische Würfe, vorne erhöhten Silas Tischner und Urs Bonhage auf 25:20, sodass das richtungsweisende Kellerduell gewonnen war.
Ingo Krämer war wie auch seine Spieler nach der Schlusssirene und dem 25:21-Erfolg sichtlich erleichtert. „Alle haben sich heute voll reingehauen, keiner hat sich geschont“, lobte der HSG-Coach. „Die Abwehr war heute der Schlüssel zum Sieg.“ Trotz des Sieges vergaß Ingo Krämer nicht, auch die weniger guten Aspekte des Spiels zu erwähnen. „Wir verlieren den zweiten Abschnitt mit 10:11. Mit zehn Toren in einer Halbzeit werden wir nächste Woche im nächsten wichtigen Kellerduell in Bietigheim nicht viel holen. Heute zählten nur die zwei Punkte, die haben wir. Jetzt gilt es, uns auf das letzte Spiel dieses Jahres vorzubereiten und uns auf Außen, am Kreis und bei den Tempogegenstößen zu verbessern.“

HSG Böblingen/Sindelfingen: Camovic (1 Tor), Rinderknecht (beide im Tor); Petri, Trunk (1), Richter, Horsch (3), Tischner (1), Spitzl, Degel (4/davon 3 Siebenmeter), Bonhage (9), Raff (2), Todt (3), Wild (1), Heinkele

Bild: Ein ungewohntes Bild in der bisherigen Saison: Die Handballer der HSG Böblingen/Sindelfingen bejubeln einen Heimsieg. Bild: photostampe
Quelle: SZ/BZ-Online