Leichtathletik: Das Karriere-Ende muss immer wieder warten

Leichtathletik: Hürdenläuferin Sabrina Lindenmayer lässt sich auch von Verletzungen nicht von ihrer Leidenschaft abbringen

Seit nunmehr zwölf Jahren ist sie über die 100-Meter-Hürdenstrecke im Dress des VfL Sindelfingen unterwegs und bringt konstant starke Leistungen, trotz Studium und inzwischen trotz eines Vollzeit-Jobs. Sabrina Lindenmayer ist eine der Konstanten bei den Sindelfinger Leichtathleten – und verschiebt das Karriereende Jahr um Jahr, zu viel Spaß macht ihr das zeitintensive Hobby.

Eigentlich war geplant, gemeinsam mit Nadine Hildebrand, nach den Heim-Europameisterschaften 2018 in Berlin aufzuhören. „Ich hatte aber die Saison über viel Spaß und wollte dann doch noch weiter machen“, erzählt Lindenmayer und stand auch im nächsten Jahr wieder auf der Bahn. In ihrer langen Karriere als Leistungssportlerin hatte sie schon einige Auf und Abs zu verzeichnen.
Erst die vergangene Freiluftsaison war wieder eine zum Vergessen: Bei Hallenwettkämpfen war die 30-Jährige noch gut mit dabei, lief passable Zeiten und schaffte es bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig, wie so oft, bis in den Endlauf. Als Sechstbeste ihrer Disziplin war das ein gutes Ergebnis, doch bald begannen die Beschwerden. Ab Juni wurden die Schmerzen in beiden Achillessehnen unerträglich, Sabrina Lindenmayer musste eine Trainingspause einlegen und auf Alternativtraining umsteigen. Erst zwei Wochen vor den Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten in Berlin nahm sie das Hürdentraining wieder auf und war anschließend mit ihrem Ergebnis bei den nationalen Meisterschaften unzufrieden.
Kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken, die Sindelfingerin nahm sich vor, zumindest noch in der Hallensaison im nächsten Jahr anzugreifen, der Saisoneinstieg war für die Sindelfinger Stadtwerke Hallenmeisterschaften im Januar 2020 geplant. Dieser Plan ist inzwischen auch schon wieder veraltet. Anfang Dezember zog sich die Hürdensprinterin beim Training einen Muskelbündelriss in der Wade des rechten Beins zu. Statt die Weihnachtsferien für viele Trainingseinheiten zu nutzen, muss Lindenmayer aktuell einen Spezialschuh tragen. „Bis zu vier Wochen muss ich die Wade ruhig stellen, bald beginnt dann das Rehatraining. Die Hallensaison ist aber natürlich gestrichen.“ Immerhin: Die Achillessehnenprobleme dürften nach der Zwangspause ausgeheilt sein. Indes hat die Sportlerin die Planung für die Freiluftsaison 2020 schon begonnen: „Ich will es noch einmal in den Endlauf bei Deutschen Meisterschaften schaffen, meine Bestzeit von 13,27 Sekunden aus dem Jahr 2014 erreiche ich zwar wahrscheinlich nicht mehr, aber diesen Anspruch habe ich“, sagt Lindenmayer.
Eine große Motivation auf diesem Weg ist ihr dabei ihre starke Trainingsgruppe mit Carolina Krafzik und Lisa Sophie Hartmann und Trainer Werner Späth. „Wir können uns gemeinsam über alles freuen, was die anderen erreichen, die WM-Qualifikation von Carolina im letzten Jahr war schon eine Riesenüberraschung.“ Gerade zu Trainer Werner Späth, der sie seit der Jugend begleitet hat die Athletin ein besonderes Verhältnis. „Wenn Werner aufhören würde, dann ist für mich auch Schluss, ich will keinen anderen Trainer mehr haben.“ Gemeinsam werden im Kraftraum Gewichte gestemmt und Techniktrainings absolviert, dienstags geht es für Lindenmayer zum Olympiastützpunkt Stuttgart für das Sprinttraining. „Tempoläufe brauche ich mit Carolina und Lisa nicht zu machen, bei 200 Metern hört es bei mir auf, da sind die beiden deutlich weiter unterwegs“, gibt sie lachend zu. „Wir haben aber wahnsinnig viel Spaß im Training und sind eine tolle Gruppe.“
Insgesamt stehen für Sabrina Lindenmayer sechs Trainingseinheiten pro Woche an, dazu zahlreiche Wettkämpfe an den Wochenenden. „Das ist mehr als ein Hobby und sehr zeitintensiv“, weiß die 30-Jährige. Zum Studium kam Sabrina Lindenmayer vor mehr als 12 Jahren vom Bodensee nach Sindelfingen, studierte in Ludwigsburg und ist inzwischen in ihrem vierten Schuljahr als Sonderschullehrerin an einer Stuttgarter Grundschule tätig. „Das Studium war einigermaßen vereinbar mit dem Leistungssport, aber ab dem Referendariat ist es schon schwieriger geworden. Man muss schließlich bei der Arbeit dauerhaft präsent sein und im Anschluss abends noch ein hartes Training absolvieren“, weiß die Hürdensprinterin. Sie blickt deswegen schon jetzt zufrieden auf ihre lange Karriere zurück. Regelmäßig schaffte sie es in die Endläufe nationaler Meisterschaften. Im Jahr 2015 lief sie sogar auf den Bronzerang, immer ist die Sportlerin mit viel Spaß und Leidenschaft unterwegs. „Wenn ich dann nicht angefangen hätte zu arbeiten, wäre vielleicht noch mehr drin gewesen. Aber für mich war immer klar, ich muss beides parallel machen, vom Sport alleine kann man schließlich nicht leben.“
Quelle: SZ/BZ-Online