Tennis: „Wir waren vom ersten Ballwechsel an voll da“

Tennis: Die erste Damen-Mannschaft des VfL Sindelfingen schlägt im kommenden Jahr in der 2. Bundesliga auf / Verdiente Rückkehr nach 13 Jahren

5 Spiele, 5 Siege – die Bilanz der Tennisdamen des VfL Sindelfingen in der Regionalliga Südwest war makellos. Am Ende stand somit die verdiente Rückkehr nach 13 Jahren in die 2. Bundesliga. Aber nicht nur auf dem Platz geben die Damen ein gutes Bild ab. Auch neben der roten Asche prägen sie gemeinsam mit den anderen aktiven Teams das Vereinsleben mittlerweile ganz entscheidend.

Wenn es darum geht, rückblickend das Schlüsselspiel dieser Aufstiegssaison zu benennen, muss Daniel Merkert nicht lange überlegen. „Gleich am zweiten Spieltag haben wir durch den knappen 5:4-Erfolg beim TC SG Heidelberg den entscheidenden Sprung in Richtung Meisterschaft gemacht“, ist sich der Sindelfinger Cheftrainer sicher. Gesagt hat er das damals aber nicht. „Nachher wäre bei meinen Mädels in den weiteren Spielen noch die Spannung weggebrochen“, sagt Merkert lachend.
Sonderlich groß, dass das passiert wäre, wäre die Gefahr aber wohl nicht gewesen. Zu fokussiert präsentierte sich die Stamm-Mannschaft um Christiana Ferrando, Carmen Schultheiß, Natalie Pröse, Pauline Ernstberger, Meggie Raidt, Chantal Sauvant und Sophie Zehender Spieltag für Spieltag. „Wir waren vom ersten bis zum letzten Ballwechsel voll da. Nicht nur beim knappen Sieg in Heidelberg, sondern auch bei den deutlicheren Erfolgen gegen Leonberg, Reutlingen und die zwei Karlsruher Teams“, berichtet Pauline Ernstberger.
Teamgeist als Schlüssel
Der Aufstieg sei der verdiente Lohn und habe bei den jungen Spielerinnen große Genugtuung hervorgerufen. „Weil es einfach toll ist, dass wir das hier zusammen geschafft haben und niemand in irgendein Bundesliga-Team wechseln müsste, um ganz oben zu spielen“, sagt die 18-Jährige, die seit ihrem 12. Lebensjahr davon träumt in der 1. Bundesliga oder 2. Bundesliga aufschlagen zu dürfen und in dieser Saison von ihren insgesamt zehn Auftritten in Einzel und Doppel nur einen verlor.
Ähnlich sieht das auch Meggie Raidt. „Bei uns hat in diesem Jahr einfach alles gepasst. Nicht nur selbst hat man auf dem Platz alles reingehauen, sondern auch immer die Mitspielerinnen bei ihren Matches gecoacht, angefeuert und im wahrsten Sinne des Wortes zum Sieg gebrüllt. Dieser Teamgeist war beeindruckend“, sagt die 20-jährige Mannschaftsführerin der VfL-Damen. Grund genug, für die Verantwortlichen an der Rosenstraße, das Team für die kommenden Auftritte in Liga zwei nicht groß zu verändern. „Diese Mannschaft hat es sich verdient, in der 2. Bundesliga anzutreten. Der Stamm wird zusammenbleiben. Für die Spitzenposition werden wir sicherlich die Fühler ausstrecken aber wir werden definitiv nicht die halbe Mannschaft austauschen“, kündigt VfL-Abteilungsleiter Boris Clar an.
Derselben Ansicht ist auch Daniel Merkert. „Wir verfolgen hier in Sindelfingen seit drei Jahren konsequent den Weg, auf viele junge Spielerinnen und Spieler aus der Region zu setzen und diese langfristig an den Verein zu binden. Diesen Weg mit unseren eigenen Leuten voll anzugreifen werden wir nicht verlassen“, sagt der Chefcoach, der im Verein mittlerweile auch einen großen Konkurrenzkampf entfacht sieht, und ergänzt. „Die Jüngeren machen den Älteren Druck. Somit geben auch die immer weiter Vollgas. Zudem kann hier dadurch auch fast jeder mit jedem trainieren, ohne dass das Niveau groß nachlassen würde“. Freuen darf sich Merkert in dieser Saison daher auch nicht nur über den Aufstieg der Damen 1. „Sechs der gestarteten neun Aktiven-Teams gehen hoch, darunter auch die Herren 1 zurück in die Oberliga. Das ist eine beeindruckende Quote. Damit knüpfen wir nahtlos an die erfolgreichen letzten Jahre mit zahlreichen Aufstiegen im Aktiven- und im Seniorenbereich an“, berichtet Daniel Merkert nicht ohne Stolz.
Und auch eine weitere Entwicklung in den letzten Jahren hat Merkert und Clar sehr gefreut. Der neue Zusammenhalt zwischen allen Teams und das damit verbundene Zusammenrücken der ganzen Abteilung. „Durch Aktionen wie das Format ´Meet the Pro´s´, wo Hobbyspieler jeden Freitagnachmittag mit den Top-Spielern aus den aktiven Teams trainieren können, haben wir das bunt gemischte Vereinsleben mit beteiligten Spielern allen Alters und aller Spielstärken auf ein ganz neues Niveau heben können“, sagt Boris Clar.
Auch das Mentorenprogramm, bei dem ältere Spieler mit jüngeren Akteuren trainieren und sie zusätzlich bei Verbandsspielen oder Turnieren begleiten, hätte zum stärkeren Zusammenhalt bei der Sindelfinger Tennis-Abteilung beigetragen. „Außerdem jäten bei uns auch die Aktiven beim Arbeitsdienst Unkraut oder fahren mit der Schubkarre Sand über die Tennisanlage. Das stiftet zusätzliche Identität“, ist sich der Abteilungsleiter sicher.
Hohe Loyalität zum Verein
„Die Spieler aus den aktiven Teams zeigen damit ihre hohe Loyalität zum VfL. Hier gibt es auch kaum jemanden, der nach einem Jahr wieder weg ist. Diese Vereinstreue honorieren dann auch die älteren Mitglieder, in dem sie bei den Spielen auf der Anlage sind“, konstatiert Daniel Merkert. Das sieht Meggie Raidt ganz genauso. „Bei unserem Spiel in Heidelberg waren 30 Schlachtenbummler aus Sindelfingen dabei, das war ein tolles Gefühl. Das ist hier ein Geben und Nehmen und das ist für den Verein ideal“, sagt die junge Mannschaftsführerin.
Lautstarke Anfeuerungen werden Meggie Raidt und ihre Kolleginnen aus der ersten Damenmannschaft definitiv auch im kommenden Sommer gut gebrauchen können. „Der Sprung von der Regionalliga Südwest in die 2. Bundesliga ist ein großer. Da werden die Mädels vor richtige Herausforderungen gestellt werden. Aber wir sind bereit, das Potenzial zu bestehen ist da. Wir werden auch in der nächsten Saison voll angreifen“, gibt Daniel Merkert schon jetzt die Marschroute für die Saison 2021 vor.
Bild: Freuen sich über die Rückkehr der Sindelfinger Tennisdamen in die 2. Bundesliga (von links): VfL-Abteilungsleiter Boris Clar, Spielerin Pauline Ernstberger, Mannschaftsführerin Meggie Raidt und VfL-Cheftrainer Daniel Merkert. Bild: Bilaniuk
Quelle: SZ/BZ-Online