Handball: Zwei neue Fans für die Darmsheimer Kicker

Handball: Zwei neue Fans für die Darmsheimer Kicker

Dieterle-Schwestern beenden ihre Karriere bei der HSG Böblingen/Sindelfingen und feuern künftig ihren kleinen Bruder Alexander an

Mit dem ersten Lockdown wollten sich Stefanie und Andrea Dieterle noch nicht in den Ruhestand verabschieden. Den coronabedingt zweiten Saisonabbruch in Folge nehmen die Schwestern nun aber zum Anlass, ihre Karrieren doch zu beenden. Die HSG Böblingen/Sindelfingen verliert damit auf einen Schlag in Stefanie Dieterle nicht nur die beste Torhüterin der Verbandsliga, sondern in Andrea Dieterle auch gleich noch den Kopf der Mannschaft.

Dass die beiden mit 33 (Stefanie) respektive 31 (Andrea) Jahren „eigentlich noch viel zu jung“ sind für ein Karriereende, bestätigen die Dieterle-Schwestern mit einem Lachen. „Aber was will man machen, wenn das Feuer in uns nicht mehr so brennt. Wir spielen schon seit drei Jahren mit dem Gedanken herum, unsere Trikots an den Nagel zu hängen. Jetzt ist es soweit.“ Bereits im Vorjahr, als die HSG Böblingen/Sindelfingen in der Landesliga auf dem Weg war, die perfekte Saison hinzulegen, diese aber vom ersten Lockdown abrupt abgebrochen wurde, überlegten Stefanie „Steffi“ und Andrea „Lela“ Dieterle mit dem Handballsport aufzuhören.

„Aber wir haben sie überzeugen können, dass man so nicht seine Karriere beenden kann“, erinnert sich Conny Dorschner zurück. Die Trainerin der „BöSis“ wusste aber damals schon, dass Ähnliches nach dieser Runde nicht mehr gelingen würde. Auch wenn der Aufstieg in die Verbandsliga den Dieterle-Schwestern nochmal einen Schub verpasste, war allen Beteiligten klar, dass mit der Unterbrechung der just erst begonnenen Saison im vergangenen Oktober auch die sportliche Zeit der beiden ihrem Ende näherte. Dass der Abschied der Dieterle-Schwestern eine große Lücke hinterlässt, bestätigt Conny Dorschner. „Steffi und Lela waren nie die Lautesten, aber immer schon Anführerinnen. Sie werden uns auf und abseits des Platzes fehlen.“

Umso bedauerlicher sei das, da „Steffi und Lela immer noch locker das Niveau für diese Liga haben“, so die HSG-Trainerin weiter. Das bestreiten die beiden Schwestern auch gar nicht, stehen aber dennoch hinter ihrem Entschluss. „Mein Kreuzbandriss vor zwei Jahren macht sich immer noch bemerkbar“, erklärt Stefanie Dieterle. „Darüber hinaus habe ich erst im Dezember noch einen Eingriff am Meniskus vornehmen lassen. Das alles wurde mir letztlich zu viel.“ Mit Verletzungen hatte die jüngere der beiden Dieterle-Schwestern deutlich weniger Probleme, ist aber beruflich derart eingespannt, dass der Aufwand letztlich zu groß wurde. „Wenn man nicht mehr mit ganzem Herzen dabei ist, dann sollte man es lassen“, erläutert Andrea Dieterle ihre Beweggründe, ist dabei aber gleichzeitig erleichtert wie auch traurig. „Ich werde meine Mädels vermissen“, sagt sie, fügt aber noch vielsagend hinzu: „Den Handball aber nicht.“

Rückblickend sind sowohl Stefanie als auch Andrea Dieterle mit dem Erreichten zufrieden. Während die 33-Jährige noch beim VfL Sindelfingen unter Trainer Jochen Griesmeier bereits Drittligaluft schnuppern und von Torwartlegende Manuela Niepel lernen durfte, schaffte es auch die zwei Jahre jüngere Andrea Dieterle bis in die dritthöchste Spielklasse. Beim TV Möglingen erlebte sie dann an der Seite ihrer Schwester „vier Jahre lang die schönste und erfolgreichste Zeit meiner Karriere“. Danach schlossen sich die Dieterle-Schwestern der HSG Leinfelden-Echterdingen für zwei Jahre an, ehe man schließlich dem jahrelangen Lockruf von Vito Cece erlag. „Er wollte uns unbedingt zur HSG Böblingen/Sindelfingen lotsen und hat nicht locker gelassen, bis wir dann vor vier Jahren zugesagt haben“, erinnert sich Stefanie Dieterle. Unter dem Ex-Coach klopften die „BöSis“ dann mehrere Male vergeblich an die Württemberg-Liga an, erreichten aber erst im Vorjahr mit dem Trainergespann Martina Klose und Conny Dorschner den ersehnten Aufstieg – aufgrund einer neu eingeschobenen Klasse aber nur in die Verbandsliga. Die sportlichen Ziele habe man deshalb „nicht wie erhofft erreicht“, so Andrea Dieterle, die auch mit ihren eigenen Leistungen in den vier Jahren bei den „BöSis“ nicht zufrieden ist. „Gefühlt habe ich mich nie richtig eingebracht, nie das Niveau meiner Möglinger Zeit erreicht“, gibt sie sich zum Abschied nochmal erfrischend selbstkritisch.

In die Bresche müssen ab sofort andere springen. Erst dann wird sich zeigen, wie wertvoll Andrea Dieterle tatsächlich war. Vor allem Torjägerin Zana Turkalj wird die Anspiele von „Lela“ auf Rechtsaußen vermissen, wahrscheinlich aber sogar die nun freie Position im rechten Rückraum einnehmen. Den Part von Steffi Dieterle werden Valeska Schroth und Yvonne Lederer übernehmen. Das ist aber nicht mehr die Sorge der beiden Dieterle-Schwestern, die der HSG aber zumindest als Fans erhalten bleiben. Auch werden die Spiele der Landesliga-Fußballer des TV Darmsheim weiterhin ein Pflichttermin bleiben, denn mit dem 28-jährigen Alexander Dieterle hütet das Küken der Familie das TVD-Tor. „Alex muss nun die Dieterle-Fahne alleine hochhalten“, widmen sich Stefanie und Andrea Dieterle ab sofort nur noch dem Anfeuern.

Bild: Sportliche Geschwister: Stefanie, Alexander und Andrea Dieterle (von links). Bild: Zvizdiç

Quelle: SZ/BZ-Online