Leichtathletik: Das leise Karriere-Ende der Sabrina Lindenmayer

Das Halbfinale bei den Deutschen Meisterschaften 2019 war das letzte Rennen der Sindelfinger Hüdensprinterin / Danach bremsten sie Verletzungen und Corona aus

Leichtathletik.14 Jahre Leistungssport im Trikot des VfL Sindelfingen, das allein schaffen die wenigsten Leichtathleten. Sabrina Lindenmayer hat außerdem eine überaus erfolgreiche Karriere hinter sich und ist mit den Jahren zur Konstanten der Blau-Weißen bei Meisterschaften aller Art geworden. Bei nur wenigen Titelkämpfen stand die Sportlerin nicht mindestens im Finale.

Den wohlüberlegten Schlussstrich unter die Karriere hat die 32-Jährige nun im Sommer gezogen. Zwei Corona-Saisonverläufe und der länger geplante Umzug zurück in die alte Heimat an den Bodensee machen das Karriereende leichter. Noch immer spürt man aber, der Abschied vom Trainingsalltag, den vielen Wettkämpfen und dem familiären Vereinsleben fällt der Hürdensprinterin nicht leicht, zumal ihr kein Abschiedswettkampf vergönnt war.

Der letzte Auftritt im Wettkampftrikot von Sabrina Lindenmayer liegt schon eine ganze Weile zurück, damals war die Pandemie noch nicht einmal am Horizont zu erkennen und Berlin feierte 2019 mit der Deutschen Meisterschaft ein Leichtathletik-Fest. Über die 100 Meter Hürden ging Lindenmayer mit gemischten Gefühlen an den Start.Nach starken Achillessehnenproblemen in der Vorbereitung konnte sie sich nicht in Topform präsentieren. Mit 14,12 Sekunden und dem Aus im Halbfinale war Lindenmayer unzufrieden, es sollte ihr letztes Rennen sein.

In der Vorbereitung auf die Hallensaison 2020 zog sie sich einen Muskelbündelriss in der Wade zu, dann folgten schwere Monate. Zum einen plagten die Sindelfingerin, wie in regelmäßigen Abständen seit rund sechs Jahren Achillessehnenprobleme, außerdem war für sie ohne Kaderstatus in den Wintermonaten nur Training unter freiem Himmel möglich. Die Trainingsgruppe um Carolina Krafzik, Lisa Sophie Hartmann und Trainer Werner Späth hielt sie dennoch bei Laune. Bis zuletzt hoffte Lindenmayer auf einen letzten Start. „Ich habe bis Juni voll trainiert und wollte zum Abschluss noch einen Wettkampf machen, aber natürlich nicht mit Schmerzen und einem schlechten Ergebnis“, sagt Lindenmayer. Doch die Probleme blieben. „So aufzuhören ist natürlich nicht schön, ich konnte aber einfach nicht trainieren was nötig gewesen wäre um fit zu werden.“

Das neue Schuljahr hat die Sonderschullehrerin, die jahrelang neben einem Vollzeitjob aktiv war, am Bodensee begonnen. Weit weg von ihrer Sindelfinger Trainingsgruppe und Trainer Werner Späth, der sie all die Jahre begleitet hat. „Er hat mir noch beim Umzug geholfen. Über mein Studium, das Referendariat und meinen Berufsanfang war er immer mein Wegbegleiter mit vielen Höhen und Tiefen“, erinnert sich die Sindelfingerin.

Als Nachwuchstalent wechselte Lindenmayer 2007 nach dem Abitur zu den Blau-Weißen und wurde in ihrer ersten Saison gleich Jugend-Vizemeisterin in der Halle. „Daraufhin hatte ich auch meinen einzigen Start im Nationaltrikot bei einem Länderkampf in Halle. Das Deutschlandtrikot habe ich heute noch“, erzählt die 32-Jährige. Ihre erfolgreichsten Jahre erlebte sie 2014 und 2015. „Die Deutschen Meisterschaften in Ulm 2014 waren toll, nach einem Muskelfaserriss bin ich damals mit Bestleistung von 13,27 Sekunden Fünfte geworden und Nadine hat gewonnen.“ Die Bestleistung hat noch heute Bestand, so auch die Freundschaft zur ehemaligen Trainingskameradin und Olympiateilnehmerin Nadine Hildebrand. „Für mich hat es sich nie angefühlt, als würde ich in ihrem Schatten stehen. Sie war einfach deutlich besser und ich habe vom gemeinsamen Training profitiert.“

Die Podestplatzierung bei den Aktiven folgte ein halbes Jahr später. In einem engen Rennen bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Karlsruhe wuchs die Sindelfingerin über sich hinaus und gewann hinter den international erfolgreichen Athletinnen Cindy Roleder und Pamela Dutkiewicz in 8,18 Sekunden die Bronzemedaille. Eine von vielen schönen Erinnerungen, die Sabrina Lindenmayer aus 14 Jahren Leistungssport mitnimmt. „Aktuell genieße ich es aber sehr, einfach nur Sport zu machen wenn ich darauf Lust habe“, sagt Lindenmayer. Ganz ohne geht es bei ihr allerdings nicht, mehrmals die Woche ist sie beim Crossfit aktiv.

Bild: Sabrina Lindenmayer beim Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft im Berliner Olympiastadion. Das war ihr letztes Rennen. Bild: Drechsel

Quelle: SZ/BZ-Online