Fußball: Stoische Ruhe – feine Technik – starke Reflexe

VfL-Torhüter Michael Walz beendet Karriere

Torhüter Michael Walz beendet nach dreieinhalb Jahren beim Verbandsligisten VfL Sindelfingen seine Karriere. Coach Roberto Klug ist voll des Lobes.

Fußball. „Wäre ich jünger, hätte ich bestimmt öfters eine Chance bekommen“, sagt Michael Walz. Widersprechen will dem Ersatztorwart des VfL Sindelfingen dabei niemand. Denn immer, wenn der nunmehr 35-Jährige in den vergangenen dreieinhalb Jahren gefragt war, lieferte er auch ab. Und das auch stets in seiner ihm unnachahmlichen Art: mit einer stoischen Ruhe, mit feiner Technik am Ball und mit Reflexen ausgestattet, die auch deutlich jüngeren Torhütern gut zu Gesicht stehen würden. „Uns konnte nichts Besseres passieren, als so eine Nummer zwei zu haben“, ist Roberto Klug voll des Lobes über Michael Walz.

Trotz der warmen Worte des VfL-Trainers hat sich der gebürtige Lörracher dazu entschieden, einen Schlussstrich zu ziehen und seine Torwarthandschuhe an den berühmten Nagel zu hängen. „Vor zwei Jahren stand ich schon mal kurz davor, habe aber schnell gemerkt, dass mir damals doch etwas im Leben gefehlt hätte“, blickt Michael Walz zurück. Auch wenn die Aussicht auf Startelfeinsätze beim VfL gering war, hielt er dem Verbandsligisten weiterhin die Stange. Der Grund dafür klingt plausibel: „Ich habe mich in Sindelfingen jederzeit wohlgefühlt.“

Gegenseitige Unterstützung

Was auch daran lag, dass das Verhältnis zu den handelnden Personen von Beginn an gut war. Sowohl zu Trainer Roberto Klug sowie dessen Vorgänger Tobias Winter, als auch zu den Spielern. Und auch die Beziehung zu seinem fast zehn Jahre jüngeren Konkurrenten hätte harmonischer kaum sein können. „Wir haben uns gegenseitig immer unterstützt und hatten nie Stress miteinander“, sagt Alexander Bachmann. Der Stammtorwart der Sindelfinger outet sich in gewisser Weise sogar als Fan seines Kontrahenten. „Michas souveräne Art auf dem Platz hat mich immer beeindruckt, auch seine Ruhe am Ball. Ich muss zugeben, dass ich einiges von ihm gelernt habe.“

Kein Wunder, war der verheiratete Lehrer doch einst beim Regionalligisten Bahlinger SC im Kader. Zwar nur als dritter Torwart und letztlich auch ohne Einsatz in der vierthöchsten deutschen Spielklasse. „Aber alleine das Training damals hat mich enorm weitergebracht“, will Michael Walz diese Zeit nicht missen. Auch nicht seine Jahre beim Verbandsligisten SV Weil am Rhein oder die beiden Aufstiege mit dem Freiburger FC von der Landesliga bis hoch in die Oberliga. Als Stützpunkttrainer in Freiburg gab er sein Wissen und Können dann auch an die nächste Generation weiter.

Der Beruf führte ihn und seine Frau Eva schließlich in die Landeshauptstadt. Als Lehrer an der Gemeinschaftsschule Schickhardt in Heslach fasste er genauso schnell Fuß, wie auch bei den Fußballern des VfL Sindelfingen. Eine Rückkehr in Südbadische ist vorläufig nicht geplant. „Stuttgart ist eine schöne Stadt, in der wir uns akklimatisiert haben“, sagt Michael Walz. „Uns gefällt es hier.“ Seinen Drang nach Natur stillt er seit dem Umzug in die große Stadt auf andere Weise. „Ich bin begeisterter Wanderer und liebe Klettersteige. Generell fühle ich mich in den Bergen wohl.“ Die erste Höhentour ist auch schon fest gebucht. „Nächste Woche geht es nach Bozen“, freut sich der 35-Jährige bereits auf die Zeit ohne feste Termine.

In Sindelfingen will er sich dennoch regelmäßig blicken lassen. „Sofern es meine Zeit zulässt, werde ich mir weiterhin Spiele des VfL anschauen.“ Seine Teamkollegen, seine Trainer würden sich darüber freuen. „Micha wird hier immer willkommen sein“, sagt Roberto Klug. „Wir sind froh, ihn bei uns gehabt zu haben.“ Der VfL-Coach weiß, dass der Abgang „eine große Lücke hinterlassen“ wird. „Wir werden so einen erfahrenen Mann, der stets als Teamplayer aufgetreten ist, sicherlich nicht 1:1 ersetzen können.“

Zum Dank für die gemeinsame Zeit wird Roberto Klug ihm nun zumindest ein offizielles Abschiedsspiel gewähren. Heute Nachmittag wird Michael Walz im letzten Saisonspiel in Heimerdingen nochmal zwischen den Pfosten stehen. „Das hat sich Micha verdient“, freut sich Alexander Bachmann für seinen scheidenden Konkurrenten. Sein Coach hätte ihn über die Jahre gerne auch öfter spielen lassen und sagt fast schon entschuldigend: „Alex hat uns aber nie den Grund gegeben, an unserer Konstellation etwas zu ändern.“

Michael Walz bringt vollstes Verständnis dafür auf: „Natürlich hätte ich gerne öfter gespielt, aber auf der Torwartposition rotiert man nicht. Wichtig war mir, dass immer mit offenen Karten gespielt wurde und das Verhältnis untereinander korrekt war. Dreieinhalb Jahre war ich Spieler beim VfL, jetzt werde ich eben Fan der Mannschaft.“

Bild: k/a

Quelle: SZ/BZ-Online