Fußball (Frauen): Karrierehöhepunkt gegen Deutschland

Quelle: SZ-BZ Online
Einen großen Traum hat sich Matea Bosnjak mit dem Debüt in der kroatischen A-Nationalmannschaft bereits erfüllt, viele weitere will die Zweitligaspielerin des VfL Sindelfingen in den kommenden Jahren folgen lassen. Einer davon ist die Teilnahme an der Europameisterschaft 2017 in den Niederlanden.In der Qualifikationsgruppe 5 rangiert die kroatische Auswahl derzeit auf Platz drei. Deutschland steht als Gruppensieger bereits fest, dahinter streiten sich Ungarn, Kroatien und Russland um den zweiten Rang, der ebenfalls zur Teilnahme an der Europameisterschaft im kommenden Jahr in den Niederlanden berechtigen würde. Matea Bosnjak macht
keinen Hehl daraus, dass sie in Holland dabei sein will – und das trotz erst zwei Länderspielen in der A-Nationalmannschaft. „Ich habe zwar erst vor Kurzem mein Debüt gegeben, aber ich will da nicht mehr weg“, stellt sie mit einem Lachen unmissverständlich klar. „Eine ganz besondere Ehre“ sei es für die bosnische Kroatin, für ihr Heimatland auflaufen zu dürfen.
Dass die erst 18-Jährige ihren Weg gehen wird, davon ist auch Saban Uzun fest überzeugt. Der Zweitliga-Trainer des VfL Sindelfingen bezeichnet seine Mittelfeldakteurin als „sehr talentiert. Allerdings reicht das alleine nicht aus. Matea hat definitiv das Potenzial für die 1. Bundesliga, dafür muss sie aber noch professioneller werden – in allen Bereichen.“ Vor allem ihre körperliche Präsenz beeindruckt den VfL-Trainer. Mit einer Einschränkung: „Matea muss ihre Aggressionen auf dem Platz zügeln. Zwei Mal Gelb-Rot in dieser Saison spricht für eine gewisse Frustration auf dem Platz. Das muss sie besser kanalisieren, denn dadurch schadet sie der Mannschaft.“
Durch ihr forsches Auftreten hat die defensive Mittelfeldspielerin beim VfL Sindelfingen aber sofort Fuß gefasst. Anpassungsschwierigkeiten hatte Matea Bosnjak im vergangenen Sommer keine, als sie vom SV Alberweiler, mit dem sie von der Verbandsliga in die Oberliga aufgestiegen war, nach Sindelfingen wechselte. Für sie war es der nächste logische Schritt, auch wenn sie zu Beginn etwas offensiver eingesetzt wurde. „Mit ihrer Schussstärke kann sie definitiv auch weiter vorne spielen“, sagt Saban Uzun.
Sich selbst sieht Matea Bosnjak aber in der Sechser-Position: „Da habe ich das Spiel vor mir und kann meine Zweikampfstärke ausspielen.“ Auch in der kroatischen Juniorinnen-Auswahl nahm die Schülerin des Stuttgarter Schickhardt-Gymnasiums die defensive Mittelfeldposition ein und avancierte dort sogar zur Kapitänin. Ein Aufrücken in den A-Kader war somit nur eine Frage der Zeit. Vor drei Wochen war es dann so weit: Im EM-Qualifikationsspiel in Ungarn durfte Matea Bosnjak in der 67. Minute auf Anweisung von Nationaltrainer Zvonimir Kolak aufs Feld. Dass Kroatien die Partie mit 0:2 verlor, ärgerte die 18-Jährige: „Dadurch haben wir im Kampf um Gruppenplatz zwei an Boden verloren.“
Vier Tage danach folgte dann der bisherige Karrierehöhepunkt der in Blaubeuren aufgewachsenen Mittelfeldspielerin. In Osnabrück gegen Deutschland durfte Matea Bosnjak ab der 61. Minute ran. „Gegen Dzsenifer Marozsan, Anja Mittag oder Alexandra Popp spielen zu dürfen war der Hammer.“ Dass diese Partie ebenfalls mit 0:2 verloren wurde, wertete Matea Bosnjak hingegen als Erfolg: „Früher haben wir gegen Deutschland mit 0:8 verloren. Dieses 0:2 gegen den amtierenden Europameister ist für uns aber wie ein kleiner Sieg.“ Der kroatischen EM-Teilnahme stehen nun noch zwei Mal die Russinnen im Weg. Am 6. Juni in Zagreb und am 20. September in Moskau wird das zweite Gruppenticket ausgespielt.
So klare Vorstellungen die 18-Jährige in Bezug auf ihre Nationalmannschaftskarriere auch hat, ihr weiterer Werdegang auf Klubebene ist noch nicht ganz geklärt. „Ich fühle mich beim VfL superwohl, aber die Planungen sind eben noch nicht ganz abgeschlossen“, sagt Matea Bosnjak. „In den kommenden Wochen wird sich das aber klären.“
Der Unterstützung des Sindelfinger Trainerduos Saban Uzun und Alexander Schick darf sich Matea Bosnjak aber sicher sein. „Die Gespräche laufen. Wir wollen sie unbedingt hier bei uns behalten. Und wir sind fest davon überzeugt, dass ein weiteres Jahr in Sindelfingen ihrer Entwicklung sehr guttun würde.“
Die 1. Bundesliga bleibt das erklärte Ziel der 18-Jährigen. „Am Liebsten wäre mir natürlich ein Aufstieg mit Sindelfingen“, sagt Matea Bosnjak. „Leider schaffen wir das diese Saison nicht mehr. Insgesamt haben wir uns aber nach anfänglichen Schwierigkeiten ganz gut geschlagen. Nur die Anzahl der Punkte stimmt nicht mit unserer Leistung überein.“
Info
Die Zweitliga-Fußballerinnen des VfL Sindelfingen um Kroatiens Neu-Nationalspielerin Matea Bosnjak treffen am Sonntag im Floschenstadion auf den Tabellenzehnten SV Weinberg. Spielbeginn ist um 14 Uhr.
Mag es, wenn es zur Sache geht: VfL-Spielerin Matea Bosnjak (links) hat in Sindelfingen schnell Fuß gefasst und feierte neulich auch ihr Debüt in der kroatischen A-Nationalmannschaft. Bild: Photo 5/A