Leichtathletik: Tobias Dahm kann sein Glück kaum fassen

Quelle: SZ-BZ Online
Tobias Dahm hat sich seinen großen Traum erfüllt. Nach langem Zittern und Bangen steht sein Name auf der offiziellen Teilnehmerliste für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Der Kugelstoßer des VfL Sindelfingen darf im August die Reise nach Brasilien antreten.
Ob Tobias Dahm Teil der Olympiamannschaft sein wird, war bis zur Nominierung am Dienstagnachmittag fraglich. Der Leichtathlet hatte bis zuletzt um sein Olympiaticket gekämpft und war in den letzten Wochen gleich mehrmals knapp an der nötigen Norm gescheitert.
Nachdem er schon bei den deutschen Meisterschaften in Kassel und den süddeutschen Meisterschaften in Heilbronn Top-Leistungen zeigte und mit 20,38 und 20,36 Metern nur knapp unter der geforderten Weite von 20,50 Metern blieb, krönte er seine starke Serie mit seinem EM-Auftritt. Bei den Europameisterschaften im Amsterdam blieb der 29-Jährige nervenstark und wuchtete sein Wettkampfgerät in der Qualifikation auf eine neue persönliche Bestleistung von 20,42 Metern.
Damit buchte er mit nur einem Stoß direkt das Ticket für das EM-Finale. Im stimmungsvollen Stadion von Amsterdam konnte Dahm seine Form bestätigen. Mehrmals übertraf er die 20-Meter-Marke und kam mit 20,25 Metern auf Platz sieben.
Den großen internationalen Erfolg konnte der Sindelfinger dennoch nicht so richtig genießen. Er wollte eigentlich diese letzte Gelegenheit nutzen, um die Olympianorm zu überbieten, daran war er knapp gescheitert.
Dass Tobias Dahm nun doch in Rio de Janeiro mit dabei ist, verdankt er seiner starken Leistungsentwicklung in diesem Jahr und seiner große Konstanz bei wichtigen Wettkämpfen. Der Deutsche Leichtathletik Verband (DLV) hat dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ein Empfehlungsschreiben für Tobias Dahm geschickt und darauf verwiesen, wie er sich in den letzten 15 Monaten gesteigert hat.
Dieser Empfehlung ist der DOSB nun nachgekommen und hat Dahm für die Olympischen Spiele nominiert.
Bevor der Athlet gestern von der frohen Kunde hörte, durchlebte er einige nervenaufreibende Stunden. Den ganzen Tag über versuchte Dahm, der Vollzeit arbeitet, auf dem Laufenden zu bleiben. Als nachmittags erste Nachrichten von Freunden eintrafen, wollte er es noch nicht so recht glauben und machte sich selbst auf die Suche nach der offiziellen Liste.
Und dann hatte es Dahm schwarz auf weiß: „Jeder Sportler hat den Traum bei Olympia zu starten. Und diesen Traum habe ich mir jetzt erfüllt. Ich kann es selbst noch gar nicht richtig glauben“, sagt Tobias Dahm. Nach dem EM-Endkampf und der verpassen Norm um acht Zentimeter war der Sindelfinger todunglücklich, nun kann er sein Glück selbst noch nicht fassen. „Die Enttäuschung am Sonntag war riesengroß. Ich war ziemlich zerstört, und heute habe ich genau das andere Extrem“, so Dahm.
Er hatte mit dem Thema Olympische Spiele eigentlich abgeschlossen, wollte nicht auf das Empfehlungsschreiben hoffen und dann zum zweiten Mal enttäuscht sein. Nun muss er erst einmal seine nächsten Wochen planen. Vor Rio steht noch ein langes Trainingslager in Kienbaum an, schließlich will der Sindelfinger in Topform zu Olympia reisen.
„In unserer Mannschaft haben wir eine gesunde Mischung aus jungen, erfolgshungrigen Sportlern, die mit ihrer Erfahrung den Olympia-Debütanten helfen werden“, sagt Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport im DOSB und Sportlicher Leiter in Rio de Janeiro.
Mit 58 Athleten stellen die Leichtathleten die größte Gruppe im deutschen Olympia-Aufgebot. Neben Tobias Dahm hat sich ja auch die Hürdensprinterin Nadine Hildebrand qualifiziert. „Vor 20 Jahren war Birgit Hamann die letzte Olympia-Starterin der Sindelfinger Leichtathleten, jetzt haben wir mit Niko Kappel, er ist bei den Paralympics dabei, gleich drei Starter. Das ist toll“, sagt Abteilungsleiter Markus Graßmann.
„Tobias Dahm ist absoluter Wettkampftyp, er wird uns in Rio viel Freude machen“, sagt der Chef der VfL-Leichtathleten.