Leichtathletik: „Diese Höhe macht mich sicher“

Quelle: SZ/BZ-Online
Florian Gaul ist über sich hinaus gewachsen. Der Stabhochspringer des VfL Sindelfingen hat beim Tegernsee-Meeting eine neue persönliche Bestleistung von 5,77 Metern aufgestellt und sich damit in neue Stabhochsprung-Sphären geschraubt. Der einzige Wermutstropfen nach der Leistung: Seine Steigerung kommt zu spät, ansonsten wäre Gaul sicher bei den Olympischen Spielen mit dabei gewesen.
Die SZ/BZ hat mit Florian Gaul über die Sprünge am Tegernsee, das verpasste Olympia-Ticket und die Pläne für die kommende Saison gesprochen.
In Ingolstadt haben Sie Ihre Bestleistung auf 5,65 Meter verbessert, in Rottach-Egern ging es noch einmal zwölf Zentimeter höher. Wie kommen solche Steigerungen zustande?
Florian Gaul: „Mit so einer Höhe habe ich ehrlich gesagt auch nicht gerechnet. Nach meinem Wettkampf in Ingolstadt habe ich noch mehrmals versucht die 5,70 Meter zu überspringen. Das hat leider nicht geklappt. Die Bedingungen waren nicht leicht, es war windig, und ich war wahrscheinlich viel zu angespannt. Jetzt konnte ich völlig befreit aufspringen, ich hatte ja nichts mehr zu verlieren.“
Wie haben Sie Ihren Rekord-Wettkampf empfunden?
Florian Gaul: „Der Wettkampf war komisch, ich hatte mir nichts vorgenommen, bin schon bei 5,20 Metern eingestiegen und hatte dann bei 5,35 Metern zwei Fehlversuche. Der Ständer-Abstand hat nicht gepasst. Aber ab 5,60 Meter lief es irgendwie. Die 5,70 Meter bin ich auch im ersten Versuch gesprungen. Als nächstes kamen 5,77 Meter. Das war so vorgegeben. Ich dachte eigentlich, dass die Spannung jetzt raus ist, aber im ersten Versuch war es ganz knapp und im zweiten hat die Latte zwar gewackelt, ist aber oben geblieben. Technisch sauber war dieser Sprung nicht. Deswegen bin ich optimistisch, dass es in der Zukunft noch höher geht.“
Was bedeutet Ihnen diese deutliche Steigerung Ihrer persönlichen Bestleistung?
Florian Gaul: „Ich bin vor allem froh, dass ich mich in dieser Saison so weiterentwickelt habe. Diese Höhe steht jetzt für immer hinter meiner Karriere, die habe ich sicher und das macht mich wirklich froh. Außerdem sollte ich mit großer Wahrscheinlichkeit wieder in den Bundeskader kommen, und das schafft viel bessere Voraussetzungen für mich.“
Rio de Janeiro war nicht mein Ziel
Trotz aller Freude: Sie sind zurzeit der beste deutsche Stabhochspringer und trotzdem nicht bei den Olympischen Spielen. Wie schon vor den Europameisterschaften in Amsterdam haben Sie die nötige Qualifikationsnorm kurz nach dem Nominierungsende übersprungen. Wie sehr schmerzt das?
Florian Gaul: „Ich bin diese Saison sicherlich nicht mit dem Ziel angegangen, mich für Rio de Janeiro zu qualifizieren. Ich war mir sicher, dass einige deutsche Springer die Norm schaffen. Ich wollte die 5,70 Meter springen, hätte aber nie gedachte, dass es für Olympia reicht. Natürlich ist es schade und die Entzündung meiner Bizepssehne hat mich gut zwei Wochen gekostet, aber das sind alles nur Spekulationen. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Saison.“
Wie geht es nun bei Ihnen weiter?
Florian Gaul: „Ich habe für diese Saison noch drei Wettkämpfe geplant, dann mache ich eine Pause. Ende August habe ich auch meine Prüfungen in meinem ersten Mastersemester hinter mir und ich kann mir Urlaub gönnen. Mitte September will ich dann wieder in die Vorbereitung starten und weiterhin studieren und springen. Das Wichtigste ist, gesund zu bleiben, dann kommt die Sicherheit von ganz alleine.“
Was haben Sie denn in der nächsten Saison vor?
Florian Gaul: „Ich hoffe schon im Winter an meine Leistung anknüpfen zu können. Die 5,80 Meter wären ein nächster Schritt. Außerdem würde ich gerne bei den Aktiven international starten.“
Florian Gaul knackte zuerst die EM-Norm zu spät und dann auch noch die Olympia-Vorgabe, dennoch ist der Sindelfinger zufrieden mit der Saison. Bild: Drechsel