Leichtathletik: Die gute Sache dreht Extrarunden

Der Integrationslauf war ein voller Erfolg. 66 Mädchen flitzten beim verkaufsoffenen Sonntag am 30. Oktober durch die Sindelfinger Innenstadt. Die gute Nachricht an diesem Heiligabend: Auch 2017 gibt es ein sportliches Angebot für Flüchtlingsmädchen.
Am Anfang stand eine Beobachtung. „Ein Freund von mir hatte im Frühsommer auf dem Gelände der Gottlieb-Daimler-Schule nur männliche Flüchtlinge angetroffen. Ich habe mir dann überlegt, was wir für die Mädchen anbieten können, daraus ist der Integrationslauf entstanden“, sagt Organisator Herbert Bohr.
Allerdings musste er sich zunächst eine Mitstreiterin suchen. Herbert Bohr fand sie in Sabine Mundle. Die Rektorin der Grundschule Sommerhofen und Mitarbeiterin im Arbeitskreis Asyl war Feuer und Flamme für den Integrationslauf: „Ich war von der Initiative begeistert. Bei sozialen Aktionen kann ich einfach schwer nein sagen.“
Die Volksbank Stiftung hat das Projekt mit 3500 Euro bezuschusst. Von diesem Geld wurden für die Flüchtlingsmädchen Laufschuhe und Laufkleidung gekauft. „Die Mädchen haben sich darüber sehr gefreut. Die kamen vorher teilweise in Sandalen, Schlappen oder Winterstiefeln“, sagt Sabine Mundle.
An 20 Montagen wurde ab Anfang Juni im Sommerhofenpark trainiert. Dabei sorgten Eva Behle-Huschka und Ingrid Scholz-Hertel von der Grundschule Sommerhofen, Nathalie Wünsch, Tabea Triantafiludis, Lukas Wiesner, Birgit Hamann (alle VfL-Leichtathletikschule Speedy), Hans-Jürgen Droemmer, Simone Lengerer, Karl-Jörg Kerl, Dieter Gauger (alle VfL-Leichtathletik) sowie die Sozialarbeiterinnen in den Flüchtlingsunterkünften Alena Babayeva, Leonita Laski und Christina Visiers-Würth für einen reibungslosen Ablauf. Zusätzlich gab es noch fünf Einheiten mittwochs in Darmsheim (die SZ/BZ berichtete).
Von den weiter weg gelegenen Flüchtlingsunterkünften wie Maichingen und Goldberg wurden die Mädchen von Emil Schrade und Gerardo Simone abgeholt und wieder zurückgebracht. Als die Gruppengröße für PKWs zu groß wurde, haben die Organisatoren vom VK Sindelfingen einen Kleinbus gemietet. „Am Anfang ist ein Vater noch mitgefahren, doch nach und nach fasste er Vertrauen und ließ sein Kind allein zum Training“, sagt Herbert Bohr. Mädchen aus sechs verschiedenen Nationen haben sich im Sommerhofenpark getroffen. Sprachbarrieren waren dabei kein Problem. Die Kinder improvisierten einfach. Die Verständigung mit den deutschen Mädchen lief mit Händen und Füßen. „Viele der Flüchtlingsmädchen sind im Laufe des Trainings viel offener geworden, sie konnten sich mit der Zeit auch immer besser verständigen“, sagt Sabine Mundle.
Doch es gab auch traurige Momente in den vergangenen Monaten. Ein albanisches Mädchen fehlte eines Tages beim Training im Sommerhofenpark. Grund: Die talentierte Läuferin war kurz zuvor mit ihrer Familie aus Deutschland abgeschoben worden.
Letztlich machten sich 66 Mädchen am 30. Oktober auf die 700 Meter durch die Sindelfinger Innenstadt. In der Piccolo Bar in der Wettbachstraße durften sich die Mädchen umziehen, aufwärmen und Dieter Locher von der Leichtathletikabteilung seine Technik für die Laufauswertung installieren. Dafür bedankten sich Sabine Mundle und Herbert Bohr bei Wirtin Rita Droege mit einem dicken Blumenstrauß. „Ihre Hilfe war überhaupt nicht selbstverständlich“, sagt Herbert Bohr.
Für Flüchtlingsmädchen wollen sich Sabine Mundle und Herbert Bohr weiter ins Zeug legen. Geplant ist die Restsumme von den 3500 Euro der Volksbank Stiftung und weitere Spendengelder für eine talent- und integrationsfördernde Mädchengruppe einzusetzen.
Daumen hoch für eine tolle Aktion: die Organisatoren des Integrationslaufs um Herbert Bohr (links) und die jungen Flüchtlingsmädchen, die am Sonntag, 30. Oktober, ihren großen Auftritt in der Sindelfinger Innenstadt hatten.
Quelle: SZ/BZ-Online