Die Hallensaison hat begonnen, die Leichtathleten stehen in den Startblöcken. Auch Nadine Hildebrand brennt auf ihren ersten Wettkampfeinsatz. Die 29-jährige Athletin des VfL Sindelfingen hat nach einer anstrengenden Saison mit vielen Höhepunkten, ganz besonders dem Start bei den Olympischen Spielen, wieder Kraft getankt für eine neue Runde.
Gleich am Samstag fällt der erste Startschuss für die Hürdensprinterin im blau-weißen Trikot. Hildebrand startet beim Stadtwerke-Hallenmeeting über die 60 Meter flach, ihre Bestzeit steht bei 7,29 Sekunden. „Diesen ersten Test-Wettkampf habe ich bis jetzt immer zum Reinkommen gemacht“, sagt die Athletin. Bei den baden-württembergischen Meisterschaften, die eine Woche später ebenfalls im Glaspalast stattfinden, wird es dann richtig spannend, der Einstieg über die 60-Meter-Hürdenstrecke steht an.
Nach intensiven Trainingsmonaten ist Nadine Hildebrand fit, das Training lief nach Plan. Auch wenn der Glaspalast lange durch den Mercedes-Benz Juinor Cup und die Hallen-Gala blockiert war und die Topathletin samt Trainingsgruppe und Trainer Werner Späth in die Molly-Schaffele-Halle in Stuttgart umzog. „Alles ist gut, aber wie es dann im Wettkampf aussieht, weiß man nie. Man kann tolle Bestleistungen im Training stoppen, im Wettkampf hilft das nicht“, sagt die 29-Jährige. „Ich bin wie immer sehr nervös vor meinem ersten Start. Man hat noch keine Sicherheit und könnte ja auch total auf dem Holzweg sein.“
Andererseits vertraut Hildebrand auf Trainer Späth. „Ich schaue beim Krafttraining nicht auf die Gewichte, bei Läufen nicht auf die Zeiten. Ich würde mich da nur verrückt machen. Werner Späth würde mir schon sagen, wenn etwas schlecht läuft. Ich vertraue ihm, dass es funktioniert.“
Anders als im vergangenen Jahr, in dem Nadine Hildebrand im Rahmen ihres Comebacks nach der Knieoperation nur eine abgespeckte Hallensaison bestritt, war in Hinblick auf 2017 ein vollständiger Aufbau möglich. Deswegen will die Hürdensprinterin nun schon in der Halle durchstarten.
Die Hallen-Europameisterschaften in der serbischen Hauptstadt Belgrad werden angepeilt. Die Saisonbestleistung vom vergangenen Jahr will sie auf jeden Fall unterbieten, unter acht Sekunden zu laufen ist folglich das Ziel. Auf dem Weg zu schnelleren Zeiten hat Hildebrand in dieser Saison noch zwei weitere Trümpfe in der Hand. Zum einen hat sie den Winter über intensiv an ihrem Start gefeilt.
„Der war gegen Ende der letzten Saison schon ganz gut, das will ich noch weiter ausbauen. Aber die ganz großen technischen Veränderungen kann man in meinem Alter sowieso nicht schaffen.“ Außerdem ist mit Carolina Krafzik eines neues Mitglied zum bisherigen Duo Hildebrand und Sabrina Lindenmayer gestoßen. „Wir verstehen uns super, und jeder profitiert vom frischen Wind in unserer Trainingsgruppe. Vorher war ich alleine, wenn Sabrina ausgefallen ist, jetzt ist immer jemand da“, freut sich die mehrfache Deutsche Meisterin.
Auch im Sommer soll es schnell werden. Im April steht zuerst ein Trainingslager in Südafrika an und zwar mit Bundestrainer Rüdiger Harksen. Werner Späth hat nach all den Jahren genug davon. „Das hat im letzten Jahr gut funktioniert. Es ist manchmal gut, wenn man dieselben Sachen von einem anderen Trainer hört, und die Zusammenarbeit klappt gut“, sagt die Sindelfingerin.
Denn dann peilt Nadine Hildebrand gleich das nächste Großereignis an. Die Weltmeisterschaften in London sollen es sein. Die geforderte Qualifikationsleistung sollte bei 13,00 Sekunden oder knapp darunter liegen, eine Zeit, die die Sindelfingerin schon oft in ihrer Karriere unterboten hat, steht ihre Bestzeit über die 100-Meter-Hürdenstrecke doch bei 12,71 Sekunden.
Doch auch die nationale Konkurrenz ist groß, und nur die drei Schnellsten dürfen mit zu den Weltmeisterschaften fliegen. Es wird also wieder ein spannendes Jahr für Nadine Hildebrand. Und ob es auch ein erfolgreiches wird? – Das Ergebnis vom Samstag sollte zumindest einen ersten Fingerzeig geben.
Info
Der Startschuss zum Stadtwerke-Meeting am kommenden Samstag erfolgt um 10 Uhr. Im Glaspalast ist dann auch Paralympics-Sieger Niko Kappel dabei.
Quelle: SZ/BZ-Online