Pünktlich zu Saisonbeginn sind die Leichtathleten in Topform. Beim Sindelfinger Stadtwerke Hallenmeeting am Samstag purzelten die Bestleistungen. Über die 60 und 200 Meter sowie im Stabhochsprung gab es außerdem deutsche Spitzenleistungen zu sehen.
Höher und höher schraubte sich Florian Gaul am Samstagnachmittag der Decke des Glaspalasts entgegen. Der Stabhochspringer das VfL Sindelfingen hatte sich lediglich schöne Sprünge vorgenommen und stieg schon bei 5,00 Metern Höhe in den Wettkampf ein. „Von Sprung zu Sprung bin ich immer sicherer geworden, und der Anlauf hat besser gepasst“, sagt Gaul.
Und so ging es Schritt für Schritt höher hinaus. Über die 5,50 Meter schwang er sich schließlich gleich im ersten Versuch, auch seine Hallenbestleistung von 5,60 Metern stellte er im ersten Versuch ein. Mit dieser starken Leistung und dem Sieg in Sindelfingen ist dem 25-Jährigen der Einstieg in die Hallensaison mehr als gelungen. „Ich habe genau gemacht, was ich mir vorgenommen hatte. Das waren schöne Sprünge, ich bin lange am Stab geblieben und dann kommt die Höhe auch von selbst.“
Dass es bald noch höher hinaus gehen wird, bewies Gaul spätestens mit seinen aussichtsreichen Versuchen über die auf 5,70 Meter liegende Latte. Schon am Mittwoch hat er in Cottbus erneut die Chance, ehe es direkt weiter ins französische Rouen geht. „Für die nächsten Wettkämpfe habe ich auf jeden Fall 5,70 Meter oder mehr vor“, sagt Gaul, der nach seinen starken Leistungen aus dem letzten Jahr bei hochkarätigen Meetings mitspringen darf.
Im Schatten von Florian Gaul meldete sich ein anderer Sindelfinger zurück unter den Top-Stabhochspringern. Leo Lohre hat sich nach einer langen Durststrecke zurück gekämpft und steigerte seine Hallenbestleistung, die seit 2013 besteht,auf 5,30 Meter. Gleichzeitig qualifizierte er sich für die deutschen Hallenmeisterschaften. „Seit ich mein Techniktraining bei Ivan Macura-Böhm mache, sehe ich deutliche Fortschritte. Ich habe mich nie entmutigen lassen.“
Über die 60-Meter-Strecke bei den Frauen waren zwei Hochkaräter unterwegs. Alexandra Burghardt und Hürdensprinterin Nadine Hildebrand. Die Mannheimerin Burghardt zauberte im Finale 7,29 Sekunden auf die Bahn, es fehlte nur eine Hunderstelsekunde zur Norm für die Hallen-EM. Nadine Hildebrand steigerte sich dahinter im Endlauf auf 7,40 Sekunden und wollte mit ihrem Auftritt nicht so recht zufrieden sein. „Es ist sicherlich nicht schlecht für einen ersten Wettkampf, aber ich wäre eben gerne etwas mit einer 30 hinter dem Komma gelaufen“, sagt Hildebrand, die allerdings zum ersten Mal einen Wettkampf aus dem vollen Training bestritten hat. „Nächste Woche bin ich sicherlich frischer“, weiß die 29-Jährige, die bei den Landesmeisterschaften über die 60-Meter-Hürden antreten wird.
Der Sindelfinger Neuzugang Carolina Krafzik stellte gleich zwei neue Bestleistungen auf. Über die 200 Meter war sie 24,60 Sekunden schnell und qualifizierte sich auf Anhieb für die deutschen Hallenmeisterschaften. Über die 60 Meter wurden 7,85 Sekunden gestoppt. Bei Sabrina Lindenmayer passt dagegen gerade nichts so recht zusammen. Sie musste sich mit 8,51 Sekunden über die 60-Meter-Hürdenstrecke zufrieden geben. Im 800-Meter-Finale der Frauen siegte Anna Becker in 2:14,61 Minuten.
Deniz Almas hatte ein Frusterlebnis über die 60 Meter, kurze Zeit später rannte er seine Gegner im 200-Meter-Rennen in Grund und Boden. Im Vorlauf über die 60 Meter wurden für Almas zwar starke 6,97 Sekunden gestoppt, im Endlauf erwischte er aber einen denkbar schlechten Start und lief auf den sechsten Rang, schneller waren Ishola Keelen in 6,94 Sekunden und Romed Guischard in 6,97 Sekunden.
Dann zeigte der Sindelfinger einen 200-Meter-Lauf wie aus dem Lehrbuch. Ein schneller Start, zwei kraftvolle Kurvenläufe und zwei gute Geraden und schon war Almas im Ziel. Nach dem Blick auf die Zeitmessanlage konnte der Sprinter dann aber seinen Augen kaum glauben. Er war 21,86 Sekunden schnell gelaufen. „Ich wollte die 200 Meter schnell rum haben und bin das Rennen deswegen locker angegangen. Die Tempoläufe aus dem Vorbereitungstraining haben ihre Wirkung gezeigt“, sagt Almas, der seine Bestleistung um eine halbe Sekunde steigern konnte und sich für die deutschen Hallenmeisterschaften qualifizierte.
Einen deutschen Hallenrekord hatte er sich vorgenommen, gleich zwei Mal verbesserte er die bestehende Bestmarke: Behindertensportler Niko Kappel knüpfte am Samstag nahtlos an seine Erfolge vom letzten Jahr an und steigerte sich mit der Vier-Kilogramm-Kugel auf 12,62 Meter. „Ich habe mein Ziel erreicht, zwei gute Versuche waren dabei. Ich bin nach dem Training gestern aber noch ziemlich platt“, sagt Kappel, der nun die13 Meter vor Augen hat.
Deniz Almas war im Glaspalast eine Klasse für sich. Über die 200 Meter steigerte er seine Bestzeit um eine halbe Sekunde und schaffte damit auf Anhieb die Qualifikation für die deutsche Hallenmeisterschaft. Bild: Drechsel
Quelle: SZ-BZ Online