Tobias Dahm verletzt, Nadine Hildebrand nach einer Verletzung noch nicht einsatzbereit: Bei den deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathleten im sächsischen Leipzig musste Florian Gaul am Wochenende die Kohlen für den VfL Sindelfingen aus dem Feuer holen. Und das hat auch eindrucksvoll geklappt.
Der Stabhochspringer hat schließlich in dieser Saison schon Sprünge über die 5,60 Meter vorzuweisen und liegt auf Platz drei der deutschen Bestenliste. Am Sonntag machte es Gaul in der Leipzig Arena spannend wie nie. Schon für die 5,38 Meter benötigte Gaul zwei Versuche.
Dann begann das Zittern, der Medaillentraum drohte zu platzen. Die 5,48 Meter überquerte er nach langem Warten erst im dritten Versuch. Daraufhin lag mit 5,58 Metern die nächste Höhe auf. Gleich im ersten Anlauf flog Gaul mit einem Paradesprung über die Höhe.
Eine Medaille hatte er nun sicher, nur Raphael Holzdeppe, der Stabhochsprung-Weltmeister von 2013, war noch dabei. Bei 5,68 Metern scheiterte Gaul aber drei Mal und musste sich dem Zweibrückener geschlagen geben. „Das war mein schlimmster Wettkampf überhaupt. Am Anfang bin ich gar nicht zurecht gekommen und war geistig nicht anwesend“, sagt Gaul.
Erst später ging es wieder bergauf. „Meine Versuche über 5,68 Metern waren gut, ich wäre aber wirklich gerne höher gesprungen.“ Die Freude über Silber war dem Sindelfinger aber nicht zu nehmen. Das blieb allerdings die einzige Medaille für das ersatzgeschwächte Sindelfinger Team bei diesen Titelkämpfen.
Am kommenden Wochenende absolviert der 25-Jährige in Zweibrücken seinen nächsten Wettkampf. Dann wird es spannend: Der deutsche Leichtathletikverband (DLV) wird Florian Gaul wahrscheinlich für die Europameisterschaften in Belgrad nominieren.
„Dann liegt es am EAA, ob ich als Nachrücker über die Bestenlisten-Platzierung eingeladen werde, obwohl ich die Norm nicht habe.“ Die Entscheidung über Gaulos möglichen EM-Start wird allerdings erst Ende Februar fallen.
Zwei weitere Sindelfinger Athletinnen liefen am Samstag in ein deutsches Meisterschaftsfinale. Sabrina Lindenmayer über die 60-Meter-Hürdenstrecke und Anna Becker über die 1500 Meter.
Sabrina Lindenmayer musste am Samstag allerdings lange zittern, ehe endlich feststand, dass sie im Endlauf dieser Meisterschaften starten darf.
In 8,50 Sekunden kam sie nach dem Vorlauf ins Ziel, genau wie drei andere Hürdensprinterinnen. Die Kampfrichter entschieden aber für die Sindelfingerin, die ihre Chance nutzte. Im Rekordfinale mit der deutschen Überraschungsmeisterin Pamela Dutciewicz stürmte Sabrina Lindenmayer auf einen guten fünften Platz bei diesen Titelkämpfen.
Am Sonntag durfte Anna Becker noch einmal ran. Die Mittelstrecklerin hatte sich den Platz im 1500-Meter-Finale regelrecht erkämpft und genoss ihren Endlaufauftritt. Als Neunte machte sie in persönlicher Bestleistung von 4:31,99 Minuten noch einige Plätze gut.
Pechvogel in Leipzig war Deniz Almas. Am Samstag war er in 6,89 Sekunden über die 60 Meter schon im Vorlauf ausgeschieden. Über die 200-Meter-Strecke am Sonntag begeisterte Almas im Vorlauf mit einem Sturmrennen.
So schnell wie noch nie absolvierte er die Hallenrunde. Überragende 21,59 Sekunden wurden gestoppt. Damit bot Deniz Almas im stark besetzten Feld die sechstschnellste Zeit an. Als Schnellster durfte er gestern Nachmittag so im B-Finale auf der Bahn fünf starten.
Doch nach zwei Schritten aus dem Startblock musste der Sindelfinger Sprinter abbrechen und ließ sich von den Sanitätern aus der Halle tragen. Ein Krampf in der linken Wade machte das Weiterlaufen unmöglich.
Hoch hinaus: Der Sindelfinger Stabhochspringer Florian Gaul gewinnt bei der deutschen Meisterschaft in Leipzig die Silbermedaille und rettet dem VfL damit die Bilanz. Bild: Drechsel
Quelle: SZ-BZ Online