Die Silbermedaille um den Hals, den deutschen Vizemeistertitel in der Tasche und am Wochenende der erste Einsatz im Nationaltrikot: Für Velten Schneider könnte es gerade nicht besser laufen.
Die deutschen Hallenmeisterschaften im Glaspalast – und ein Athlet des VfL Sindelfingen sorgt dafür, dass sich die Halle die Seele aus dem Leib brüllt. Velten Schneider, der Mittelstreckenläufer im Blau-Weißen Trikot sorgt am Sonntag für den emotionalsten Moment der Meisterschaften. Im 1500-Meter-Rennen geht es richtig zur Sache, zumindest auf den letzten beiden Runden. Mittendrin ist der 17-Jährige in taktisch guter Position.
Das Tempo zieht an, der Sindelfinger ist dabei. Dann geht es in den Schlussspurt, Velten Schneider gibt alles, eilt mit langen Schritten an Robert Baumann vorbei, nur noch ein Konkurrent vor ihm, daneben kommt Maximilian Feißt immer näher. Die Läufer sind auf der Zielgeraden, die Halle tobt. Drei Athleten schmeißen sich Brust an Brust über die Ziellinie. Am Ende zählen Sekundenbruchteile, nach einem Fotofinish und 4:07,44 Minuten geht der zweite Platz an den Sindelfinger. Es ist seine allererste Medaille bei nationalen Meisterschaften, noch dazu vor Heimpublikum. „Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Vor einem halben Jahr hätte ich es nicht für möglich gehalten, um den Sieg mitrennen zu können“, sagt der frischgebackene deutsche Jugend-Vizemeister.
„Es war ein spannendes Rennen bis zu den letzten Metern. Es war unglaublich laut, eine tolle Stimmung, ich habe die Halle im Rücken gespürt. Das hat mich ziemlich gepusht.“ Besonders erlebt er die letzte Hallenrunde. „Auf den letzten zweihundert Metern wurde brutal durchgezogen. Ich habe alles gegeben, was da ist, um den Führenden zu schlagen, dass da noch jemand von außen kommt, sieht man in dem Moment nicht, aber ich habe mir nichts vorzuwerfen.“
Nachdem er in der vergangenen Freiluftsaison bei den deutschen Jugendmeisterschaften über die 3000-Meter-Hindernisstrecke als Favorit ins Rennen gegangen war und seine Medaillenträume nach einem unglücklichen Sturz in den Wassergraben begraben musste, ist Velten Schneider nun umso glücklicher. „Der Druck war wieder groß, ich bin erleichtert, dass ich im richtigen Moment meine Leistung gebracht habe und es endlich geklappt hat.“
Dabei war lange unklar, über welche Distanz Schneider bei den Jugendhallenmeisterschaften an den Start gehen wird. Über die 3000 und die 1500 Meter stand der Sindelfinger auf der Meldeliste. Nach zwei guten Rennen über die kürzere Distanz, einem schnellen in Karlsruhe und einem taktischen in Sindelfingen, fiel die Entscheidung für die 1500 Meter. „Ich bin für alle Rennverläufe gut aufgestellt gewesen. Außerdem macht mir das Taktieren in langsamen Rennen viel Spaß“, sagt Schneider.
Wieder einmal war es der Schlussspurt, der das Finale entscheidet. Es ist die Stärke von Velten Schneider, die Konkurrenz auf den letzten Metern zu überlaufen und bis zum Schluss alles zu geben. Schon bei den baden-württembergischen Meisterschaften schmiss er sich über die Ziellinie und sicherte sich so den Sieg. „Es scheint so, als hätte ich im Endspurt eine Stärke. Das ist aber alles eine Frage des Trainings. Man muss trotz hoher Umfänge die Schnelligkeit erhalten“, weiß Schneider. An dieser Stelle gilt sein Dank Trainer Harald Olbrich, der ihn schon seit mehreren Jahren betreut. „Ich bin ihm sehr dankbar. Die Zusammenarbeit klappt gut und er steht bei jedem Training da und unterstützt mich.“
Den ersten Einsatz im Nationaltrikot darf Schneider als Zugabe mitnehmen. Beim U-20-Länderkampf in Halle an der Saale zwischen Deutschland, Italien und Frankreich wird der Sindelfinger gemeinsam mit dem Erstplatzierten Maximilian Feist im Deutschland-Trikot antreten. „Es war schon immer mein Traum, für mein Land zu laufen. Dass er nun so schnell in Erfüllung geht, hätte ich nie gedacht“, sagt Schneider.
Im Sommer könnte sich ein weiterer erfüllen, die U-20-Europameisterschaften in Grosseto stehen an. „Ich muss schauen, wie sich meine Form entwickelt. Nichts ist unmöglich, aber mir ist es am wichtigsten, dass ich mich weiterentwickle“, sagt Schneider, für den noch nicht feststeht, auf welche Distanz er sich im Sommer konzentrieren wird. Von den 800 bis zu den 5000 Metern und der Hindernisstrecke will er alles laufen.
Die Spitze im Blick und Größeres im Visier: Der sprintstarke Sindelfinger Velten Schneider startet durch. Bild: Drechsel
Quelle: SZ-BZ Online