Sportwelt: Blick nach vorn in Richtung Steinzeit

Fünf Tage Sport satt gibt es während der Gesundheitswoche der Sportwelt des VfL Sindelfingen. Die Angebote sind kostenlos – und auch Nicht-Mitglieder können mitmischen und sich schlaumachen. Zum Beispiel, warum es sich lohnt, den eigenen Körper erst einmal auf den Prüfstand zu stellen.
„Functional Movement Screen (FMS)“ nennt sich eine passende Methode, die Andreas Hagedorn während der Gesundheitswoche einmal am Tag vorstellt. Gemeinsam mit Monika Schreiber hat er die Woche erarbeitet. Die SZ/BZ hat sich darüber mit den beiden Sportwissenschaftlern unterhalten.
Welche Idee steckt hinter der Gesundheitswoche?
Monika Schreiber (Bild: z): „Im Prinzip haben wir zwei Ziele. Einerseits wollen wir unseren Mitgliedern etwas Besonderes bieten und sie für ihre Treue belohnen. Zweitens soll und darf  jeder mal bei uns reinschnuppern und erfahren, warum es sich lohnt, die Sportwelt zu besuchen.“
Und warum lohnt es sich?
Monika Schreiber: „Wir haben den Anspruch, auf die Wünsche der Mitglieder eingehen zu können und auf dem aktuellen sportwissenschaftlichen Stand zu arbeiten. Wenn jemand fragt, wie er sich am besten ernährt oder bewegt, dann erwartet er kompetente Antworten. Und wir sind bestrebt, immer neue Angebote zu machen – ob es nun Kurse oder Geräte sind.“
Eines dieser Themen nennt sich FMS. Was verbirgt sich dahinter?
Andreas Hagedorn: „Das sind im Prinzip sieben Tests zu funktionellen Alltagsbewegungen. Das kann die Kniebeuge mit der Stange über dem Kopf sein oder auch ein Schritt über eine Schnur. Wenn man hier geschult ist, sieht man schnell, wo es klemmt. Zum Beispiel, ob eine Ferse aufgrund mangelnder Beweglichkeit des Sprunggelenks abhebt, wo sie eigentlich stehen bleiben sollte, oder ob die Hüfte stabil genug ist.“
Was bringt das?
Andreas Hagedorn: „Eine ziemlich genaue Analyse der Schwachstellen und damit ein Ansatz, wo ich mit dem Training beginnen sollte. Die Resultate lassen sich gut messen und einordnen. Pro Übung gibt es drei Punkte. Je mehr ich erziele, desto besser. Ab 14 Gesamtpunkten sinkt die Verletzungsanfälligkeit um 70 Prozent.“
Theoretisch könnte man sich nach dem Test Lehr-Filmchen im Internet anschauen und dann selbst loslegen.
Ein 80-Jähriger wird kein Balletttänzer. Aber man kann immer an sich arbeiten
Andreas Hagedorn: „Wenn ich die Schwachstelle kenne, heißt es noch nicht, dass ich weiß, wie ich sie angehe. Ein Trainer sucht dagegen die richtige Übung aus, um dann die normale Beweglichkeit, Stabilität oder Kraft wieder herzustellen. Außerdem kann er Fortschritte bewerten und korrigierend eingreifen. Und nicht zuletzt kursieren im Internet jede Menge Filmchen von Menschen, die zwar kompetent aussehen, aber eine Menge Blödsinn erzählen.“
Wie wichtig ist Beweglichkeit?

Andreas Hagedorn: „Sie ist entscheidend und kommt immer vor den Faktoren Stabilität und Kraft. Das gilt auch für den Leistungssport. Wenn bei einem Läufer der Hüftbeuger dichtmacht, wird jeder große Schritt zum großen Kampf. Wer daran arbeitet, wird Fortschritte schnell spüren, an die er vielleicht gar nicht gedacht hat. Manche schlafen wieder durch, andere können plötzlich wieder joggen. Der Mehrwert ist enorm. Wenn du nicht beweglich bist, kannst du so viel Krafttraining machen, wie du willst – das bringt dann alles nichts.“

Kann jeder die Beweglichkeit verbessern?

Andreas Hagedorn: „Ja. Aus einem 80-Jährigen macht niemand mehr einen Balletttänzer. Aber man kann immer an sich arbeiten und Erfolge erzielen.“

Bekommen Sie Rückmeldungen?

Monika Schreiber: „Wir hören oft, dass die Leute gar nicht mehr ohne Gymnastik oder Gerätetraining sein wollen, weil dann die Schmerzen zurückkommen. So etwas ist Wertschätzung im besten Sinne.“

Was erwartet die Menschen noch während der Gesundheitswoche?

Monika Schreiber: „Wir haben einige sehr interessante Vorträge, aber auch Kurse, in denen man sich richtig auspowern kann. Ein anderer wichtiger Baustein ist das Reha-Training und was danach kommt. Im Fokus steht immer die Gesundheit.“

Bewegung ist dabei das eine. Welche Rolle spielt die Ernährung?

Andreas Hagedorn: „Ernährung und Bewegung sind die beiden entscheidenden Faktoren für die Fitness. Natürlich gehören Schlaf oder Stress auch dazu. Aber wir können vor allem sehr gut entscheiden, ob und wie wir uns bewegen und welche Nahrung wir zu uns nehmen.“

Hier fällt das Thema „Ernährung der Steinzeitmenschen“ ins Auge. Was hat es denn damit auf sich?

Monika Schreiber: „Grob gesagt, dass man weitgehend auf Getreide- und Milchprodukte verzichtet, Kohlenhydrate reduziert und eher zu Fleisch, Gemüse, Obst, Nüssen oder Samen greift.“

Andreas Hagedorn: „So, wie sich eben ein Steinzeitmensch vermutlich ernährt hat. Davon können wir viel lernen. Am besten, man hört sich das mal an.“

Info
Die Gesundheitswoche der Sportwelt des VfL Sindelfingen läuft vom 27. bis 31. März. Das komplette Programm steht auf der Seite www.sportwelt-sindelfingen.de im Netz oder auf der Facebookseite der Sportwelt. Zumindest für die Praxiseinheiten muss man sich über die Telefonnummer 0 70 31/70 65 20 anmelden.

Quelle: SZ-BZ Online