Am Freitagabend bat Josef Klaffschenkel, Vorsitzender der VfL Sindelfingen Ladys, zu einer Versammlung in der Stadiongaststätte und nahm die knapp 40 Anwesenden – Trainer, Spielerinnen und deren Eltern – mit auf eine kleine Zeitreise, auf der er die letzten knapp drei Wochen noch einmal Revue passieren ließ. „Es ist unglaublich, was in der Zwischenzeit alles passiert ist“, warf Josef Klaffschenkel einen Blick zurück. „Wir standen kurz vor der Abmeldung des Sindelfinger Frauenfußballs, jetzt aber haben wir beim DFB die Lizenz für die nächste Saison beantragt.“
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Begeistert war Josef Klaffschenkel vor allem von seinen Spielerinnen und deren Eltern: „Was ihr für ein Feuerwerk abgezogen habt in den vergangenen Tagen, ist kaum in Worte zu fassen. Wie viele Privatpersonen ihr motiviert habt, sogar große Einzelbeträge zu spenden, grenzt fast schon an ein Wunder.“ 30 000 Euro sind nur über diesen Weg zusammengekommen. Treibende Kräfte waren Steffi Grimm und Carina Spengler aus der ersten Mannschaft und Julia Steger und Emily Rapp aus der zweiten. „Wir haben zuerst gemeinsam geheult“, beschreibt Julia Steger das Wellental der Gefühle in Reihen der Spielerinnen. „Dann sind wir aber losgezogen und haben unglaubliche Geschichten erlebt.“ Gleich bei einer der ersten Anlaufstellen, dem italienischen Restaurant „Al Paradise“ hinter der VfL-Sportwelt bekam die Bewegung den nötigen Rückenwind. „Wir haben unser Dilemma erzählt und die Inhaberin drückt uns 200 Euro in die Hand. Das war zu diesem Zeitpunkt eine kleine Zahl im Vergleich zur Summe, die wir benötigten, aber für den Spirit war das ganz wichtig.“
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Josef Klaffschenkel richtete seinen Dank auch an den Hauptverein des VfL Sindelfingen, der mit einer Finanzspritze die fehlende Summe für die Lizenzerteilung bewilligte: „Die Gespräche mit VfL-Vorstandsmitglied Dr. Oliver Wengert wurden immer sehr sachlich und ohne jegliche Emotionen geführt. Sie dienten ausschließlich der Sache und dem Ziel, den Mädels ihren Sport am Standort in Sindelfingen weiter ermöglichen zu können. Und nicht zu vergessen auch die guten Gespräche mit Sindelfingens Erstem Bürgermeister Christian Gangl. Er stand uns immer mit Rat zur Seite.“
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Der unermüdliche Einsatz der Spielerinnen rief bei den Verantwortlichen und Trainern Begeisterung hervor. „Das ist schlicht sensationell, wie das die Mädels hinbekommen haben“, sagte Torwarttrainer Andreas Bellon, der genauso erleichtert war wie das scheidende Trainerduo Saban Uzun und Anil Yildiz: „Das ist sehr schön, dass es hier mit Frauen- und Mädchenfußball weitergeht. Auch wenn wir nach Wolfsburg wechseln, hat uns die Situation nicht in Ruhe gelassen, denn wir hatten hier schöne Jahre. Wir sind froh, dass sich nun alles zum Positiven gewendet hat.“
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Anja Selensky, Kapitänin des Zweitligateams, sprach von „vielen Tränen, die geflossen sind. Was sich dann aber getan hat, ist der Wahnsinn. Das hatte keiner so erwartet“. Die Ungewissheit, ob und wie es weitergeht, hat aber dafür gesorgt, dass die Spielerinnen sich Gedanken gemacht haben und ihre Fühler auch nach anderen Vereinen ausgestreckt haben. „Wir müssen ja auch schauen, wie es weitergeht“, so Anja Selensky, die wie der Großteil der Mannschaft noch nicht ihre Zusage für die kommende Saison gegeben hat. „Aber vielleicht muss ja die Kapitänin in dieser Sache vorangehen“, ließ sie augenzwinkernd durchblicken.
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Aber nicht nur auf, sondern auch abseits des Spielfeldes wollen die Ladys ihr Team erweitern. Josef Klaffschenkel: „Diese erste Krise hat gezeigt, dass die Führungsmannschaft für einen Bundesliga-Spielbetrieb einfach zu schmal ist. Hier muss in der nahen Zukunft zwingend Abhilfe geschaffen werden. Wir brauchen mehr Unterstützung und Hilfe in der Vereinsorganisation und bei Events und Spielen. Wenn man den Einsatz der Eltern gesehen hat, dann müsste das doch klappen.“
Josef Klaffschenkel konnte den Spielerinnen und Eltern am Freitagabend in der Stadiongaststätte berichten, dass es mit dem Fußball weitergeht. Bild: Zvizdiç
Quelle: SZ/BZ-Online