Leichtathletik: Medaillenregen bei starkem Wind

Mit einer Menge Top-Athleten war der VfL Sindelfingen bei den baden-württembergischen Meisterschaften in Mannheim am Start, und so stellte sich der erhoffte Medaillenregen ein. Auch wenn der Wind den Stabhochspringern einen Strich durch die Rechnung machte. Alles überragte Simon Bayer im Kugelstoßen.
Der Sindelfinger Simon Bayer hat sich von einem Nachwuchstalent zu einem Top-Athleten entwickelt, der seine Position in der deutschen Spitze untermauerte. Schon im zweiten Versuch nahm Bayer die Jubelpose ein, er hatte seinen bislang weitesten Stoß überhaupt auf den Mannheimer Rasen geschickt. 18,95 Meter wurden gemessen, eine neue Bestleistung. Aber nicht genug für den Sindelfinger, der nun mit gehörig Adrenalin in den Adern in die nächsten Versuche ging und sich wieder übertraf.
Bei perfekten Bedingungen war die 19-Meter-Marke so nah wie noch nie. Auch im dritten Durchgang flog die 7,26-Kilogramm-Kugel weit, doch erst in Versuch Nummer vier erfüllte sich Bayer seinen großen Traum. Die Kugel schlug auf dem Rasen ein, das Band, dass die 19-Meter-Marke markierte, flatterte und der Kampfrichter gab bekannt: 19,01 Meter. Nach vielen harten Trainingsstunden, der Stoß auf ein neues Kugelstoß-Level. „Endlich habe ich es geschafft, da warte ich schon fast ein Jahr darauf. Aber da geht noch mehr. Wenn ein Drehstoßer so konstante Weiten im Wettkampf zeigt, bedeutet das: Ich habe den Knoten noch nicht platzen lassen“, sagt Bayer.
Er siegte in einem spannenden Wettkampf vor einem Bodo Göder in Topform, der ebenfalls nahe an die 19-Meter-Marke kam. „Natürlich hat es mich zusätzlich gepusht, dass die Konkurrenz so stark war. Ich wollte unbedingt gewinnen. Das ist mein erster Landesmeistertitel bei den Aktiven, und ich bin sehr stolz drauf.“ Im Diskuswurf siegte Michael Salzer mit 53,91 Metern.
Minutenlang warteten sie am Anlauf mit dem Stab in der Hand, um den Versuch in einer kurzen Windunterbrechung zu beginnen. Das kostete die Sindelfinger Stabhochspringer Nerven, Kraft und kostbare Versuche. Am Ende wurde für Florian Gaul und Martina Schultze „o.g.V.“ in die Ergebnisliste eingetragen. Kein gültiger Versuch über die Anfangshöhe, an den 5,10 beziehungsweise 4,10 Metern gescheitert. Auch Tamara Schaßberger hatte Probleme mit dem Wind und musste nach übersprungenen 3,90 Metern ihre Stäbe wieder einpacken. Den Landesmeistertitel gewann sie trotz allem. Einzig Leo Lohre kam mit den widrigen Bedingungen einigermaßen zurecht. Er blieb lediglich zehn Zentimeter unter seiner Saisonbestleistung und flog über die 5,20 Meter. Damit ging er als Sieger aus dem Stabhochsprungwettkampf der Männer hervor.
Am Sonntag stachen die Sindelfinger Hürdenasse. Erst siegte Sabrina Lindenmayer, dann zog Aleksandar Gacic nach. Lindenmayer war über die 100-Meter-Hürdenstrecke 13,94 Sekunden schnell. „Das war Saisonbestleistung, ich habe gewonnen, der Lauf war aber trotzdem nicht wirklich gut“, sagt die neue Landesmeisterin. Richtig jubeln konnte Gacic, hatte er doch seinen ärgsten Konkurrenten besiegt und das mehr als deutlich. Schon im Vorlauf unterstrich der U20-Athlet seine Ambitionen und präsentierte sich in Topform. Mit 14,08 Sekunden, allerdings mit zu viel Rückenwind, zog er mit breiter Brust ins Finale ein. Dort ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen.
Zwischen Raphael Thoma und Gacic zeichnete sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab, über die letzten Hürden lag der Sindelfinger dann aber klar in Front und siegte in starken 14,12 Sekunden. Nur wenig später steigerte er über die 200 Meter seine Bestzeit auf schnelle 22,49 Sekunden. „Das war ein richtig guter Tag. Im Training hat sich angedeutet, dass ich solche Zeiten laufen kann, jetzt hat mir im Wettkampf der Kopf auch keine Probleme mehr gemacht“, freut sich der Sindelfinger. Für Gold über die 1500-Meter-Strecke sorgte Anna Becker mit einem schnellen Lauf auf 4:29,74 Minuten.
Zum Abschluss sicherte sich die Sindelfinger 4×100-Meter-Staffel mit Johannes Wiesner, Carsten Theurer, Deniz Almas und Jan Schenk in 40,84 Sekunden die Goldmedaille. Auch die 4×400-Meter-Staffel der Blau-Weißen stand ganz oben auf dem Siegerpodest. Yannik Frers, Michael Neitzel, Alexander Schif und Yannic Krings siegten in 3:15,10 Minuten.
Bärenstark: Simon Bayer knackt die 19-Meter-Marke. Bild: Drechsel; Quelle: SZ/BZ-Online