Leichtathletik: Simon Bayers Traum wird wahr

Überraschungsbronze, ein bärenstarker vierter Platz und eine knapp verpasste Bronzemedaille. Die deutschen Meisterschaften der Leichtathleten in Erfurt hatten speziell aus Sindelfinger Sicht eine Menge Spannung zu bieten.
Von einer Medaille hatte er geträumt, am Samstag wurde der Traum wahr: Simon Bayer stand nach einem starken Kugelstoß-Wettkampf auf dem Treppchen. Es war ein spannendes Finale, das die Kugelstoßkonkurrenz hinter dem überlegenen David Storl, der mit 20,98 Metern siegte, zeigte. Bayer begann mit soliden Stößen auf 18,5 Meter. Lange lag er hinter seinen direkten Konkurrenten. Erst im fünften Versuch packte der Sindelfinger einen richtig weiten Stoß aus.
Er ließ die Kugel auf 19,09 Meter fliegen und katapultierte sich am dicht zusammenliegenden Feld vorbei auf den Bronzerang. Mit Spannung wurde der letzte Durchgang erwartet. Der Neubrandenburger Patrick Müller stieß im dramatischen Finale seine Kugel ebenfalls auf 19,09 Meter. Dann musste gerechnet werden. Doch trotz der gleichen Weite, Bayer stand am Ende auf dem Podest, der zweitbeste Stoß seiner Karriere hatte den von Müller geschlagen. „Meine Konstanz hat mir die Medaille gerettet“, sagt Bayer und kommt nach seinem Erfolg gar nicht mehr aus dem Strahlen heraus. „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Eine Medaille ist immer mein Traum gewesen.“ In der kommenden Woche startet er bei der U23-EM und hat sich die ganz weiten Stöße für seinen Wettkampf in Polen aufgehoben.
Einen starken Wettkampf zeigte Martina Schultze. Die Stabhochspringerin, lediglich mit einer Saisonbestleistung von 4,23 Metern angereist, sprang im Steigerwaldstadion wie ausgewechselt. Sie begann ihre starke Serie bei 4,15 Metern mit einem sauberen ersten Versuch. Schon bei 4,25 Metern jubelte die Sindelfingerin über ihren gültigen ersten Versuch, im nächsten Sprung steigerte sie sich auf 4,35 Meter.
Dann lagen 4,45 Meter auf. Nur fünf Zentimeter unter ihrer persönlichen Bestleistung und wieder: die Überquerung in Versuch eins, der Jubel riesig. Bei 4,55 Metern war dann Schluss. An einer persönlichen Bestleistung und der WM-Norm sprang Schultze knapp vorbei, war aber trotzdem mehr als zufrieden: „Das war ein toller Wettkampf, ich hätte nicht mehr damit gerechnet. Die letzten Jahre lief es nie, obwohl ich fit war. Jetzt hat es Klick gemacht“, sagt Schultze, die auf Platz vier landete. Auch vom Ergebnis der Meisterschaften hatte sie ihre weitere Karriere abhängig gemacht. „Die Antwort war eindeutig. Bei solchen Höhen lohnt es sich, weiterzumachen. Sogar die WM-Norm wäre drin gewesen. Es hat einfach wieder Spaß gemacht.“
Am Samstag ging es für Nadine Hildebrand um alles. Ihren 100-Meter-Hürden-Vorlauf hatte sie unbeschadet überstanden. Sie siegte in 13,26 Sekunden. Der Oberschenkel schmerzte trotz voller Belastung nicht. Aufatmen für die 29-Jährige, die nun im Finale Vollgas geben konnte. Gegen die deutsche Konkurrenz ging es um das WM-Ticket. Pamela Dutkiewicz stürmte vorneweg, es folgte Ricarda Lobe. Mit Franziska Hofmann lag Hildebrand gleichauf. Am Ende war es eine Zentimeterentscheidung. Denkbar knapp lag Hofmann vorne, nur mit dem Zielfoto ließ sich die Entscheidung über die Vergabe der Bronzemedaille treffen. Hildebrand wurde mit 13,14 Sekunden Vierte und muss um ihr WM-Ticket zittern.
Zwar ist sie mit ihrer Saisonbestzeit von 12,81 Sekunden die aktuell zweitschnellste Deutsche, doch die WM-Norm haben vier Athletinnen erfüllt. Am meisten Wert wird auf die nationalen Meisterschaften gelegt. „Wir können nur auf die Entscheidung des DLV warten und hoffen. Nirgendwo steht, dass die ersten drei zur WM fahren“, sagt Trainer Werner Späth. „Es ist der zweitschlimmste Fall eingetreten. Am schlimmsten wäre es gewesen, wenn sich Nadine verletzt hätte.“
Auch Florian Gaul hatte in Erfurt das Nachsehen. Im Stabhochsprungwettkampf wollte es einfach nicht klappen beim Sindelfinger. Erst im dritten Versuch flog er über 5,10 Meter. 5,30 Meter meisterte er dann zwar im Durchgang eins, aber höher hinaus ging es für ihn nicht. Dem Stabhochspringer blieb Platz sieben, die WM-Norm von 5,70 Metern war unerreichbar. „In dieser Saison läuft es einfach nicht. Das war in Erfurt nicht anders, auch wenn es im Einspringen noch gut aussah. Mir fehlt einfach die Sicherheit“, sagt ein geknickter Florian Gaul.
Saskia Drechsel berichtet für die SZ/BZ von den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Erfurt. Die Maichingerin ist selbst als Siebenkämpferin und Speerwerferin aktiv. Außerdem ist sie begeisterte Kletterin und startet in der Boulder-Bundesliga.
Mit 19,09 Metern sicherte sich Simon Bayer die Bronzemedaille im Kugelstoßen. Bilder: Drechsel
Martina Schultze konnte sich nach einem starken Wettkampf auch über Platz vier freuen.
Quelle: SZ-BZ Online