Behinderten-/ Rehasport: Die Brücke zwischen zwei Abteilungen

Spiel, Satz und Sieg! Dies stand beim ersten inklusiven Training und Wettkampf der Tischtennisabteilung mit behinderten Spielern aus ganz Baden-Württemberg nicht an erster Stelle.
Die rund 40 begeisterten Tischtennisspieler trafen sich in der Sommerhofenturnhalle zum gemeinsamen Training und Austausch. „Wir hätten nicht damit gerechnet, dass das Interesse auf beiden Seiten so groß ist.“ Neben den Spielern des VfL konnten ohne Problem sowohl aus der Jugend- wie auch aus dem Aktivenbereich genügend Helfer für diesen Nachmittag gewonnen werden.
Die intellektuell oder motorisch eingeschränkten Tischtennisspieler kamen aus ganz Baden-Württemberg und scheuten auch die weitere Anreise aus Ulm, Isny oder dem Hohelohe-Kreis nicht.
„Tischtennis erfordert und fördert hohes Reaktionsvermögen, Fitness und Konzentrationsfähigkeit“, so Harald Laue, Fachwart Tischtennis im Behinderten- und Rehabilitationssportverband. „Wir begrüßen solche Angebote sehr, ist doch gerade Tischtennis eine Sportart, die eine gemeinsame Ausübung möglich macht.
Linus Haid vom VfL Sindelfingen erlebte Tischtennis einmal aus einer ganz anderen Perspektive. „Puh, man muss viel mehr aus dem Oberkörper spielen“, meint der Schüler, der erstmals in einem Rollstuhl sitzend an der grünen Platte spielt. „Man ist doch sehr eingeschränkt in seinem Spiel was die Veränderung der Position an der Platte angeht, und die Perspektive ist auch eine völlig andere.“ Sein Gegenüber Wolfgang Himmer vom VfR Ludwigsburg lacht und schlägt gekonnt auf. „Ich finde es klasse, dass man ganz einfach gegen Fußgänger spielen kann“, begründet der Boxberger und vertieft sich wieder ins Match.
Mika Pickan, Spieler in der ersten Herrenmannschaft im VfL, wollte auch einmal die Spiel- und Sichtweise von motorisch oder mental eingeschränkten Spielern kennenlernen. „Ich finde den Nachmittag einfach klasse, es ist ein guter Austausch in Sachen Tischtennis und das absolut auf Augenhöhe.“
Momcilo „Mozza“ Bojic, Landestrainer Tischtenns Baden-Württemberg für Spieler mit Behinderung und Trainer der Herrenmannschaft im VfL, zeigte sich begeistert vom großen Interesse auf beiden Seiten. „Das Training in diesen Paarungen macht den Spielern sehr viel Spaß, und so mancher Rollstuhlspieler sorgt für große Überraschung in Sachen Aufschlag und Spiel bei seinem nicht behinderten Gegenspieler.“
Seit zwei Jahren ist auch Celine Pistora vom SV Böblingen an der Tischtennisplatte aktiv. „Unsere Tochter ist mit viel Spaß dabei, die Physiotherapeuten sind angetan von ihrer verbesserten Physis. Sie spielt in Böblingen im erweiterten C-Kader und startet auch für den Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationssportverband e.V.,“ erzählt ihre Mutter Martina Pistora, die die körperbehinderte Schülerin wie sooft begleitet.
„Das große Interesse und die positiven Rückmeldungen zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so Carsten Seeger, Abteilungsleiter Tischtennis im VfL Sindelfingen. „Wir werden in Zukunft verstärkt mit der Abteilung Behinderten- und Rehasport zusammenarbeiten und haben ganz spontan mit dem Abteilungsleiter Martin Wintermantel besprochen, dass die Tischtennisspieler seiner Abteilung jederzeit zu uns zum Training kommen können.“
Die heutige Veranstaltung zeige, so Seeger weiter, dass eine engere Zusammenarbeit die Brücke der beiden Abteilungen festigen kann und sowohl behinderte wie nicht behinderte Sportler davon profitieren können.
Info
Weitere Informationen gibt es unter www.tischtennis-sindelfingen.de nachzulesen. Informationen über das Angebot der Abteilung Behinderten-/Rehasport unter www.vfl-sindelfingen.com/abteilungen/behinderten-rehasport im Internet.
Seit vier Jahren schreibt und fotografiert Annette Nüßle für die SZ/BZ.
Viel Spaß hatten die Teilnehmer beim Tischtennis in der Sindelfinger Sommerhofenhalle – egal, ob sie im Rollstuhl sitzen oder Fußgänger sind. Bild: z
Quelle: SZ-BZ Online