„Es geht kein Riss durch die Partnerschaft von VfL Sindelfingen und Ladies“, sagt der Vorsitzende der Sindelfinger Zweitliga-Frauen Josef Klaffschenkel. VfL-Geschäftsführer Roland Medinger bestätigt das – auch nach einem ausgiebigen Telefonat, das die beiden am Freitagmorgen geführt haben. Dennoch bleibt offen, wer für die Fahrtkosten aufkommt, die aus Zeiten der einstigen Frauenfußball-Abteilung stammen, und die jetzt eingefordert werden.
„Der VfL streitet sich nicht mit den Ladies, es geht um die alte Abteilung“, sagt Roland Medinger. Josef Klaffschenkel unterstreicht dazu einen Satz aus der Übertragungsvereinbarung, den die Ladies mit dem VfL Sindelfingen geschlossen haben. Darin heißt es, dass zum 1. Juli alle Verbindlichkeiten vom VfL Sindelfingen beglichen werden. Die Ladies erstatten diese, sobald es die wirtschaftliche Entwicklung zulässt. Josef Klaffschenkel nennt ein Beispiel: „Sollten wir in die 1. Bundesliga aufsteigen und vom DFB 280 000 Euro bekommen, werden wir alles umgehend begleichen.“ Im Raum stehen unter anderem Gelder für Umsatzsteuern ab 2015 von 27 000 Euro, die der VfL bereits an das Finanzamt überwiesen hat (die SZ/BZ berichtete).
Wesentlich komplizierter scheint die Sache mit den Fahrtgeld-Forderungen von rund 19 000 Euro, mit denen sich jetzt der VfL beschäftigt. Zum Artikel aus der SZ/BZ von Freitag sagt Josef Klaffschenkel: „Sämtliche im Raum stehenden Zahlen, Daten und Fakten, deren Richtigkeit wir sicher nicht anzweifeln, treffen ausschließlich die Frauenfußballabteilung des VfL Sindelfingen und somit letztendlich den VfL Sindelfingen daselbst und sind durch deren verantwortlichen Vereinsvertreter zu verantworten.“ Denn: „Wir stellen eindeutig klar, dass der neue Verein VfL Sindelfingen Ladies eine selbstständige juristische Person ist, die mit ihrer eigenen Satzung beim Amtsgericht Stuttgart eingetragen ist und beim Finanzamt Böblingen mit einer eigenen Steuernummer geführt wird.“
Ausgemacht mit dem Hauptverein war zu Zeiten vor den Ladies, dass intensive Gespräche mit Spielerinnen und Funktionären geführt werden, damit Fahrtkosten-Forderungen nicht gestellt werden. Diese Gespräche sind erfolgt, zum Teil aber wirkungslos geblieben.
Die entsprechenden Vereinbarungen stammen von vor der Zeit der Ladies. Dass Forderungen noch kommen könnten, war dem VfL Sindelfingen zwar klar, und jetzt liegen sie auch auf dem Tisch. Aber so wie die Ladies, bleibt auch der Hauptverein bei seiner Position: „Satzungswidrige Zusagen werden nicht erstattet.“ Die Geschichte ist damit also noch nicht zu Ende erzählt.
• Die Ausgangslage nach der Winterpause: Die Fußball-Frauen des VfL Sindelfingen klopfen fast unverhofft an die Tür zur Ersten Bundesliga an, das aber ohne Abteilungsleiter. Der DFB verlangt stabile Strukturen, und dass der gesamte VfL mit allen Abteilungen bilanzieren muss. Ein sogenannter „Verein im Verein“ soll das Problem lösen.
• Am Sonntag, 12. Februar 2017, wird im Konferenzzimmer des Floschenstadions durch acht Gründungsmitglieder der VfL Sindelfingen „Ladies“ e.V. ins Leben gerufen. Vorsitzender wird der Bondorfer Josef Klaffschenkel, sein Stellvertreter ist Sascha Bührer, der sich im Vorstand um den Bereich Finanzen kümmert. Weitere Vorstandsmitglieder sind Heike Hofmann und Marc Pflieger. Zu den weiteren Gründungsmitgliedern gehören Hansdieter Kirchhoff, Saban Uzun, Alexander Schick und Hans-Georg Felder.
• Ende Februar bestätigt das Amtsgericht den Eintrag ins Vereinsregister.
• Der DFB schreibt vor, dass der Lizenzantrag für die Bundesliga bis zum 15. März gestellt ist. Pünktlich gibt Hans-Georg Felder die Unterlagen ab. Die SZ/BZ titelt: „Um 10.34 Uhr liegt der Ball beim DFB.“
• Um das zu diesem Zeitpunkt vermutete Finanzloch zu stopfen, gewährt der VfL Sindelfingen ein zinsloses Darlehen in Höhe von 10 000 Euro, das bis zum 30. November 2017 zurückgezahlt werden muss.
• Ende Mai stellt sich heraus, dass die Umsatzsteuer ab 2015 das Finanzdelta um etwa 27 000 Euro vergrößert.
• Anfang Juni starten die VfL Sindelfingen Ladies eine Spendenaktion.
• Am 9. Juni unterschreiben der VfL Sindelfingen und der neue Verein VfL Sindelfingen Ladies den Überlassungsvertrag zum 1. Juli. Demnach werden die Verbindlichkeiten, die zum Stichtag bestehen, vom VfL Sindelfingen beglichen und von den Ladies erstattet, sobald es die wirtschaftliche Entwicklung zulässt.
• Mitte Juni erteilt der DFB die Lizenz für die 1. und 2. Bundesliga mit Auflagen, zwei Wochen später sind auch die Nachforderungen erfüllt.
• Zum 1. Juli greift der Überlassungsvertrag. Die VfL Sindelfingen Ladies nehmen somit in vollem Umfang ihren Geschäftsbetrieb auf.
Josef Klaffschenkel. Bild: Photo 5/A
Quelle: SZ-BZ Online