Judo: Der Sindelfinger Marc Meiling erinnert sich an die Olympischen Sommerspiele 1988 in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul und die Busfahrt mit Jürgen Klinsmann
Die bundesdeutschen Athleten kämpfen noch bis Sonntag in Pyeongchang um olympische Medaillen. Der Sindelfinger Marc Meiling war vor 30 Jahren bei den Sommerspielen in Seoul dabei und lernte dabei Land und Leute in Südkorea kennen.
„Die Südkoreaner haben einen unglaublichen Ehrgeiz. Den muss man auch haben, wenn man Nordkorea, China und Japan in der Nachbarschaft hat“, sagt Marc Meiling. Seoul 1988 waren die zweiten Olympischen Spiele für den Sindelfinger Judoka. Marc Meiling: „1984 bei Eröffnungsfeier Eröffungsfeier in Los Angeles musste ich mir bei der Eröffnungsfeier die Ohren zuhalten, so laut war es da. In Seoul waren die Zuschauer dagegen viel reservierter.“ An der amerikanischen Westküste schied der Sindelfinger Judoka in der zweiten Runde aus.
In Südkorea war alles anders. Die Spiele markierten die Öffnung der olympischen Bewegung für Profis und das Ende der Boykottspiele 1980 in Moskau und vier Jahre später in Los Angeles. Deshalb gab es mit 8391 Sportlern auch einen neuen Teilnehmerrekord. Einer von ihnen war der Sindelfinger Marc Meiling. Der Deutsche Meister kämpfte sich in Seoul im Halbschwergewicht bis ins Finale und gewann am Ende die Silbermedaille.
Danach begann das großer Warten bei der Dopingkontrolle. „Ich war so ausgetrocknet nach dem Wettkampf. Ich musste erst ein paar Bier trinken“ erinnert sich Marc Meiling. Nach Ende der Prozedur war der Sindelfinger der letzte Athlet in der Judohalle. Alle anderen waren weg. „Ich bin dann in den Bus gestiegen, der zum olympischen Dorf fuhr“, sagt der heute 55-Jährige. Der Busfahrer machte noch einen Umweg über das Stadion. Dort stieg Jürgen Klinsmann zu. Der spätere Teamchef der Fußball-Nationalmannschaft hatte mit der deutschen Olympia-Auswahl zuvor die Bronzemedaille gewonnen und anschließend bei der Doping-Kontrolle ging es für ihn auch in die Verlängerung.
So kamen der Judoka und der Fußballer mit Verspätung ins olympische Dorf. Ein Deutsches Haus, wie bei den Spielen in Pyeongchang, wo sich die Sportler, Journalisten, Sponsoren und Prominente treffen können, gab es damals noch nicht.
Gefeiert wurde aber auch in Seoul. Dafür sorgten die deutschen Wasserballer. Sie hatten das Dach eines Hochhauses im olympischen Dorf zur Partyzone umgebaut. Marc Meiling: „Die Wasserballer haben eigens einen großen südkoreanischen Kühlschrank gekauft und vor dem Haus parkte ein großer Paulaner-Lastwagen. Die haben die Bierdosen palettenweise nach oben gebracht. Flaschen durften damals nach Südkorea nicht eingeführt werden.“ Die Wasserballer mussten ihren Frust runterspülen, denn sie verpassten als Vierte knapp eine Medaille. Die Bundesrepublik Deutschland kam auf insgesamt 40 Medaillen. Das bedeutete Platz fünf in der Nationenwertung. Da läuft es aktuell in Pyeongchang erfolgreicher für die deutschen Athleten.
Dafür hat Marc Meiling damals mehr von Land und Leuten gesehen: „Ich war insgesamt sechs Wochen in Südkorea. Ich habe damals Freundschaften geschlossen, die bis heute halten.“ Auch die dortige Küche ist dem Sindelfinger in guter Erinnerung geblieben. Vor allem Bulgogi, die dünnen Rindfleischstreifen in einer scharfen Marinade, die es überall in der Stadt gab und gibt. „Daran musste man sich allerdings erst gewöhnen“, sagt der 55-Jährige. Bei den Sommerspielen vor 30 Jahren war es nicht nur deutlich wärmer, sondern auch deutlich lockerer als jetzt in Pyeongchang.
SZ/BZ-Sportredakteur Philipp Hamann kann sich noch gut an die Spiele in Seoul erinnern, vor allem an den Sieg des Deutschland-Achters im Rudern. Quelle: SZ/BZ-Online