Handball: Blumenschein-Sieben in der Krise

Die Lage in der Handball-Landesliga hat sich am Samstagabend zugespitzt. Nach der zweiten Niederlage in Serie – 24:27 beim TSV Dettingen/Erms – thront die HSG Böblingen/Sindelfingen nur noch aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs mit der SG Ober-/Unterhausen an der Tabellenspitze.

Vor zwei Wochen noch mit vier Punkten Vorsprung auf die SG Ober-/Unterhausen alleine an der Tabellenspitze thronend, hat die HSG Böblingen/Sindelfingen diesen nach nun zwei Niederlagen hintereinander bereits wieder aufgebraucht. Der 28:31-Niederlage bei der HSG Rietheim/Weilheim ließ die Mannschaft von Volker Blumenschein nun eine ebenso enttäuschende 24:27-Pleite beim TSV Dettingen/Erms folgen. Urs Bonhage ging mit sich und seinen Teamkollegen nach der Partie hart ins Gericht: „Jetzt sollte auch dem Letzten klar sein, dass es so nicht klappen wird.“
Was der Rückraumspieler der HSG Böblingen/Sindelfingen in erster Linie anprangerte, war das fehlende Selbstbewusstsein, das den Spitzenreiter seit dem ersten Spieltag ausgezeichnet hat. „Wir sind nach gelegentlichen Rückschlägen sofort aufgestanden und haben die richtige Antwort parat gehabt“, sagt Urs Bonhage. „Dieses Mal leider nicht. Das haben wir uns selber eingebrockt. Und ehrlich gesagt weiß ich nicht, wieso das auf einmal so ist.“
Dabei deutete zu Beginn der Partie in der Sporthalle Neuwiesen in Dettingen/Erms nicht viel auf solch einen Spielverlauf hin. Die HSG legte meist vor, die Dettinger ebenso regelmäßig im Gegenzug nach. Aber schon früh wurde deutlich, dass die Defensive weit von ihrer Bestform entfernt war. „Es war nicht so, dass wir komplett neben uns standen“, konstatierte Urs Bonhage, „aber wir haben nie richtig Zugriff auf die Dettinger bekommen.“ Vor allem auf der halblinken Abwehrseite klaffte immer wieder eine eklatante Lücke. „Egal, wer da auch stand, ob Markus, Stefan oder auch ich, wir haben diese Position nicht in den Griff bekommen und haben es nicht geschafft, zuzuschieben.“
Zur Pause prangte dennoch ein 14:14 auf der Anzeigetafel, wodurch noch lange nichts verloren war. Was sich aber unmittelbar nach Wiederanpfiff tat, „brach uns das Genick“, so Bonhage weiter. Nach sieben Minuten im zweiten Spielabschnitt lag die HSG Böblingen/Sindelfingen bereits vorentscheidend mit 16:21 zurück. Der TSV musste dabei nur auf die Fehler des Gegners warten und dann daraus Kapital schlagen. „Wir haben es den Dettingern nicht wirklich schwer gemacht, zu Toren zu kommen, weil wir teils unglaubliche individuelle Fehler in unserem Spiel hatten und auch immer wieder falsche Entscheidungen getroffen haben.“
Die Hausherren kontrollierten das Spiel, ohne selbst an die Grenzen gehen zu müssen. Umso erstaunlicher, da auch der TSV aufgrund von personellen Problemen mit etlichen Akteuren aus der zweiten Mannschaft auffüllen musste. „Das macht die ganze Sache noch unverständlicher“, war Urs Bonhage enttäuscht. Näher als auf drei Tore kamen die Gäste nicht mehr heran und unterlagen letztlich mit 24:27.
Nicht nur Urs Bonhage fordert nun ein Umdenken und nimmt alle Spieler – auch sich selbst – in die Pflicht: „Das war ein blutleerer Auftritt von uns allen. Keiner war gut, heute haben wir im Kollektiv versagt.“ Und schickt eine Kampfansage gleich hinterher: „Wir müssen und wir werden uns am Riemen reißen. So werden wir uns nächsten Sonntag gegen Esslingen auf keinen Fall noch mal präsentieren.“
HSG Böblingen/Sindelfingen: Meyer, Gsell (beide im Tor); Heinkele (1 Tor), Petri (1), Trunk (1), Root (1), Tischner (1), Spitzl, Bonhage (6), Raff (3), Todt, Müller (5), Markus Schwab (5)
Urs Bonhage (beim Sprungwurf) fand nach der zweiten Niederlage der HSG Böblingen/Sindelfingen in Folge deutliche Worte. Bild: Photo 5/A
Quelle: SZ-BZ Online