Sportwelt: VfL-Sportwelt verschiebt ihre Grenzen

Der Teil der alten IBM-Baracken wird abgerissen, in dem das Restaurant, die ehemalige Geschäftsstelle und das Jugendcafé untergebracht sind. Die Tanzsportler werden aber ihren Eingang (rechts auf dem Bild) wohl auch weiterhin benutzen. Bild: Wegner

Noch zweieinhalb Monate, dann kommt die letzte Pizza aus dem Ofen. Zum 31. Mai ist Schluss mit dem Restaurant Al Paradise an der Sportwelt. Die Sanierung des Altbaus wäre zu teuer, die Baracke wird abgerissen. Im Zuge dessen plant der VfL Sindelfingen die Erweiterung des 2008 eingeweihten Sportzentrums.

Der Plan: Das Restaurant, die alte Geschäftsstelle und das Jugendcafé verschwinden – also das Gebäude-U, das dem Hartplatz zugewandt ist. Der Tanzsportclub wird dagegen seine Heimat wahrscheinlich behalten. Und die Sportwelt selbst wächst etwa um die Hälfte nach hinten – in etwa bis dahin, wo heute die niedrigeren Flachbauten beginnen.
Der VfL Sindelfingen plant schon seit Jahren die Zukunft an der Rudolf-Harbig-Straße. „Wir waren damit auch schon ziemlich weit“, sagt der Präsident Dr. Heinrich Reidelbach. Das jedoch war zu Zeiten, als alle noch davon ausgingen, dass das Floschenstadion abgerissen wird und das neue Stadion seinen Platz zwischen Sportwelt und Glaspalast findet.
Als die Kosten davon galoppierten und alles wieder auf den Prüfstand kam, folgte der Salto rückwärts und die Entscheidung das Floschenstadion doch zu sanieren. Geschäftsführer Roland Medinger (Bild: Photo 5/A): „Im Grunde fingen wir mit unseren Ideen wieder bei null an.“ Klar war da schon längst: Die VfL Sportwelt, die 2007 gebaut und 2008 eingeweiht wurde und 4,2 Millionen Euro brutto kostete, hatte sich schnell amortisiert. Heute erzielt der Verein gute Einnahmen über die gut 2220 Mitglieder, die hier Kurse besuchen, alleine trainieren und in die Sauna gehen.
Da liegt es nahe den nächsten Schritt zu wagen. Diese Idee wiederum nahm nach einer Brandschau Fahrt auf. Die Sachverständigen senkten den Daumen: Von angemessenem Brandschutz könne man in den alten IBM-Baracken, die der damalige Präsident Karl-Heinz Reinheimer 1984 vom Goldberg an die Floschenwälder verlegte, nicht sprechen. Der Maichinger Professor Dietmar Kirsch erstellte ein Gutachten, das Ergebnis überraschte kaum: Runde zwei Millionen Euro würde die Sanierung verschlingen.
Dass der Pachtvertrag mit Familie Di Dio zum 30. Juni ausläuft, passt genau in den Zeitplan. Das Gros der alten VfL-Anlage kommt weg. Nur im Bereich der Tänzer sieht es wohl ein bisschen akzeptabler aus, weshalb deren Räume erhalten bleiben. „Jetzt gehen wir in unsere Gremien“, sagt Dr. Heinrich Reidelbach und meint damit den Hauptausschuss und eine außerordentliche Delegiertenversammlung. Wenn dann noch die Baugenehmigung erteilt ist, könnte es schon nächstes Jahr mit dem Anbau losgehen.

Rund drei Millionen Euro

Drei Millionen Euro wird dieser wohl kosten. „Das ist eine Entscheidung, die unseren Verein auf Jahre belastet“, sagt Dr. Heinrich Reidelbach, „aber wir würden diesen Vorschlag nicht machen, wenn wir nicht davon überzeugt wären, dass sich diese Investition auf Sicht lohnt.“ Bis ins Detail ist es noch nicht ausgerechnet. Aber über den Daumen gepeilt würden 600 neue Sportwelt-Mitglieder reichen, um die Ausgaben in 15 Jahren reinzuholen. „Bei 1000 neuen Mitgliedern wäre das Ziel früher erreicht. Auch diese Zahl würden wir unterbringen“, sagt Roland Medinger.
Um das zu schaffen, will der VfL den Qualitätsstandard bei den Angeboten hoch halten und damit die Menschen überzeugen. Trotzdem bleibt das Vorhaben ein ambitionierter Kraftakt, bei dem die Zuschüsse offen sind. Vom Württembergischen Landessportbund gibt es etwa 10 Prozent. Der WLSB fördert solche Investitionen zwar eigentlich mit 30 Prozent, legt aber einen Deckel auf die Posten. Inwiefern die Stadt die Kasse öffnet, ist noch nicht raus. Vor zehn Jahren beim Neubau der Sportwelt hatte es aus dieser Richtung keine Zuschüsse gegeben: „Das war mitten in der Finanzkrise“, sagt Dr. Heinrich Reidelbach (Bild: Photo 5/A). Der Geldfluss wurde eingefroren und in diesem Punkt bis heute nicht aufgetaut.
Von Modellen wie in Stuttgart oder Ludwigsburg, wo die Städte die Hälfte der Investitionskosten tragen, kann der VfL nur träumen. „Aber wir wollen uns nicht beschweren. Die Förderung in Sindelfingen ist in Ordnung, liegt schwerpunktmäßig aber im operativen und nicht im investiven Bereich“, sagt Roland Medinger. Die Gespräche mit der Stadt sollen anlaufen, wenn das Projekt durchgeplant ist.
Andere sind derweil schon wieder beendet. Denn es bleibt die Frage: Was kommt nach dem Al Paradise als gastronomisches Angebot? „Da haben wir uns lange mit verschiedenen Brauereien unterhalten, mit Schönbuch, Paulaner oder Dinkelacker“, sagt Dr. Heinrich Reidelbach. Das Problem: Gastronomiebetriebe verlangen hohe Investitionen, Hygiene und Belüftung sind hier Stichworte. Über die Pacht lasse sich das nicht erwirtschaften. „Das finden wir sehr schade“, sagt der VfL-Präsident, aber dieses Risiko zu gehen, sei nicht im Interesse eines gemeinnützigen Vereins. Roland Medinger: „Außerdem hängt der Erfolg eines solchen Betriebs in erster Linie vom Pächter ab“, sagt Roland Medinger.
So kommt es vielleicht zur kleinen Lösung mit einem Café, wo es vielleicht Wurst- und Käsebrötchen gibt. Eine andere Variante sei es, das Bistro zwischen den beiden Tennishallen aufzupeppen. Unklar ist außerdem, ob und in welcher Form es einen Nachfolger für das Jugendcafé gibt. Eventuell findet sich in den Gewölbegängen unterhalb des Restaurants eine Lösung – also da, wo sich heute die Fußballer umziehen. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.
Quelle: SZ-BZ Online