Handball: HSG’ler sind mittendrin statt nur dabei

Ein ausverkaufter Sindelfinger Glaspalast und mittendrin eine Gruppe der HSG Böblingen/Sindelfingen rund um Marc Petri und Horst Thome junior. Die zwölf Kumpels ließen sich den European Darts Grand Prix im Sindelfinger Sport-Tempel nicht entgehen.
„Ärgerlich, dass nach unserem deutschen Favoriten Max Hopp heute bereits der zweite Starter Martin Schindler ausgeschieden ist“, sagt Horst Thome, der sommerlich gekleidet im kurzen Flamingoanzug aus der Gruppe etwas hervorsticht. „Es wäre einfach klasse gewesen, wenn Max am Sonntag im Finale gestanden hätte, und nach seinem Sieg in Saarbrücken wäre dies auch sicher möglich gewesen. Aber leider hat es nicht geklappt.“ Der Sieger von Saarbrücken musste sich dem Engländer James Wade mit 4:6 geschlagen geben.
Die zwölf Handballer sind seit ihrer Kindheit Kumpels und begeisterte Dartfans. „Klar, dass wir uns so ein Event vor der Haustür nicht entgehen lassen“, sagt Marc Petri und hebt die Maske seines Favoriten Peter Wright in die Höhe. Sie alle haben zu Hause eine Dartscheibe hängen und hin und wieder werden sogar kleine Turniere innerhalb der Gruppe ausgespielt. Ganz besonders beliebt ist dabei die Scheibe, die bei Urs Bonhage hängt: „Wir hatten letztes Jahr das Glück eine original PDC-Turnierscheibe zu bekommen, das ist schon was ganz Besonderes. Aber ganz ehrlich, an die Leistungen der Spieler hier kommen wir bei Weitem nicht ran“, gibt Horst Thome zu. Das schmälert aber den Spaß an der Sache nicht. Und wenn die Darts-WM ansteht, dann ist es Ehrensache diese gemeinsam zu schauen und mitzufiebern.
„Hier feiert jeder mit“
Die Stars und die ganz eigene Stimmung hier live mitzuerleben, sei aber noch mal was ganz Besonderes. „Hier feiert jeder mit jedem, egal woher er kommt, was er sonst macht, es ist einfach ein großes sportliches Ereignis für alle“, sagt Marc Petri. Das Verkleiden gehöre einfach auch dazu, und so ist die Gruppe heute in grellen Anzügen unterwegs und bringt zusätzlich die Konterfei zahlreicher Spitzenspieler als Masken mit. In der Warteschlange neben ihnen steht eine Gruppe Ananas und kurz davor jede Menge junger Männer mit Hühnern auf dem Kopf. Vier Mädels von der Alb haben sich spontan als Frösche verkleidet und meinen: „Wir sind das erste Mal da, und es ist einfach klasse.“
Das Darts etwas für Mann und Frau, Jung und Alt ist, das wird an der bunten Mischung der Zuschauer deutlich, die sich jetzt langsam ins Innere der Halle bewegen. Bereits vor dem Start der Abendsession wird drinnen heftig gefeiert, und die Organisatoren verstehen es, das Publikum anzufeuern. Christoph aus Gaggenau in seinem rosa T-Shirt ist den Tränen nahe. Er hat erst am Eingang realisiert, welches Ziel sich seine 17 Kumpels für den Junggesellenabschied ausgedacht haben. „Ich wollte schon immer einmal die Profis live sehen, und dass es jetzt wahr wird ist einfach klasse.“
Bei der zweiten Paarung des Abends steigt die Stimmung in der Halle merklich an. Der letzte deutsche Starter im Feld, Robert Marijanovic aus Pforzheim, tritt gegen Darren Webster an. Durch den schmalen Korridor geht es auf die Bühne, und während viele Fans direkt an der Absperrung stehen und die Spieler abklatschen, schaut der Rest den Auftritt über die großen Leinwände an. „Die Technik ist echt klasse, man sieht wirklich alles sehr gut“, so Tobias Petri. Als Marijanovic die 180 Punkte mit 3-mal Triple 20 erreicht, schwenkt das Publikum die Schilder mit der begehrten Wurfzahl in die Luft. Leider hat es am Ende nicht gereicht, und Marijanovic musste sich mit 3:6 dem Engländer geschlagen geben.
Als der Schotte Peter Wright sich auf den Weg zur Scheibe macht, ist in der Halle kein Halten mehr. Es wird laut geklatscht, gesungen, und es sitzt fast keiner mehr.
„Ganz klar, das ist auch unser Favorit“, sagt Horst Thome und schwenkt die Maske mit dem Gesicht des Favoriten und Sieger des letzten Jahres. Gebannt schauen die 12 Kumpels auf die Leinwand. „Es ist schon mehr als beeindruckend, dass er so konstant immer hohe Punktzahlen pro Aufnahme wirft“, sagt Marc Petri. Mit 6:2 gewinnt der Schotte gegen den ehemaligen WM-Finalisten Kirk Shepherd und steht im Achtelfinale gegen Danny Noppert aus den Niederlanden.
Die Aussage von Peter Wright: „Ich habe mir mal wieder neue Darts zugelegt – 4 Gramm schwerer als die alten. Und was soll ich sagen: Sie funktionieren richtig gut“ führt in der Gruppe dazu, ob neue Pfeile auch bessere Ergebnisse bringen würden. Doch im Moment zählen das Turnier und das gemeinsame Feiern. „Schade, dass wir für Sonntag keine Karten mehr haben“, sagt Tobias Petri und blickt bereits wieder gespannt zur Leinwand.
Vorjahressieger Peter Wright hatte dieses Jahr in Sindelfingen nicht seinen besten Tag erwischt und verlor überraschend seine Achtelfinalpartie gegen Danny Noppert in einem packenden Match 5:6.
Info:
Bei Redaktionsschluss stand der Sieger noch nicht fest. Die Ergebnisse gibt es im Internet unter: www.pdc-europe.tv
Quelle: SZ-BZ Online