In Cagliari auf Sardinien hat Sarah Kornau vom VfL Sindelfingen bei den „European Transplant and Dialysis Sports Championships“ Gold und Silber gewonnen. Hiervon hätte die begeisterte Tischtennisspielerin vor knapp vier Jahren nicht einmal zu träumen gewagt. Im November 2014 erkrankte sie von heute auf morgen schwer (die SZ/BZ berichtete). Nur durch eine Lebertransplantation in Tübingen hat sie überlebt.
Zwar hatte die 35-Jährige in ihrer Paradedisziplin Tischtennis bereits bei den vergangenen Europameisterschaften 2016 in Finnland im Einzel, im Damen-Doppel mit Beate Bea aus Villingen-Schwenningen und im gemischten Doppel mit Michael Klitsch aus Hosenfeld die Konkurrenz dominiert und dreimal Gold gewonnen. Doch diesmal gab es einen entscheidenden Unterschied: Sarah Kornau trat als einzige Teilnehmerin im Rollstuhl an, auf den sie seit anderthalb Jahren wegen einer Stoffwechselstörung angewiesen ist. Sie gewann aber nicht nur die Sympathien der Zuschauer für sich, sondern auch ihre Spiele gegen Teilnehmerinnen aus ganz Europa und konnte somit den Titel im Tischtennis-Einzel verteidigen.
Beim Darts-Einzel-Wettbewerb wurde Sarah Kornau nur von ihrer Teamkollegin Brigitte Grotmann aus Kirchhundem in Nordrhein-Westfalen übertroffen, die in einem spannenden deutsch-deutschen Finale zuletzt das Spiel für sich entscheiden konnte. Gold für Grotmann, Silber für Kornau.
Bei den 10. „European Transplant and Dialysis Sports Championships“ trafen sich Sportler aus ganz Europa für eine Woche, die nach einer Organtransplantation oder als Dialysepatienten im Sport aktiv bleiben. Wettbewerbe wurden in Leichtathletikdisziplinen, im Radfahren, Schwimmen, Tennis, Tischtennis, Badminton, Bogenschießen und Golf sowie in Pétanque, Darts und Bowling ausgetragen. Von den 500 Teilnehmern kamen rund 50 aus Deutschland.
Klare Botschaften
Mit ihrer Teilnahme wollen die transplantierten und dialysebehandelten Sportler zweierlei zeigen: Zum einen kann jeden eine schicksalhafte Erkrankung treffen, durch die man von heute auf morgen nur durch eine Organtransplantation weiterleben kann. Zum anderen kann man in dieser Lage nur durch die Bereitschaft eines Menschen, nach dem Tod Organe für eine Transplantation zur Verfügung zu stellen, den Weg in ein Leben mit Arbeit, Familie und Sport zurückfinden.
„Das Wichtigste an den Spielen ist das Zusammensein mit den anderen Sportlern und das Genießen einer Atmosphäre der Dankbarkeit und der Freude am Leben“, sagte Sarah Kornau. Im nächsten Jahr finden die deutschen Meisterschaften der Transplantierten und Dialysepatienten in Murr im Landkreis Ludwigsburg statt. Sarah Kornau: „Wer sich von der Lebensfreude der Sportler begeistern lassen möchte, ist herzlich eingeladen vorbeizuschauen.“
Den VfL Sindelfingen hat Sarah Kornau mit Wirkung zum 1. Juli verlassen und sich dem SV Salamander Kornwestheim angeschlossen. „Ich habe mich beim VfL immer wohlgefühlt. Aber auf dem Weg von meiner künftigen Wohnung nach Kornwestheim kann ich immer meinen Papa besuchen. Und der kocht einfach wunderbar.“
Quelle: SZ-BZ Online