Leichtathletik: „Gold geht wohl nur mit Weltrekord“

Niko Kappel knackte im Juni beim Sportfest in Leverkusen die 14-Meter-Marke. In Berlin könnte es vielleicht noch weiter gehen. Bild: Beautiful Sports/A

Die Kugel und die Hantel nimmt Niko Kappel bis Montag nicht mehr in die Hand. Heiß wie Frittenfett will der Sindelfinger Kugelstoßer ins Weltklasse-Duell mit dem Polen Bartosz Tyszkowski gehen. Nur diese beiden Sportler kommen für Gold bei der Para-EM in Berlin infrage.

Das Knie macht ein bisschen Sorgen. Vielleicht ist da irgendwas eingeklemmt, „aber es ist nichts Dramatisches“, sagt Niko Kappel. Zwei Tage bleiben noch bis Montag, 17 Uhr, „dann sollte alles wieder stabil sein“. Das muss es auch, denn im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark auf dem Prenzlauer Berg im Osten Berlins geht es ans Eingemachte. „Es wird wohl sehr weit gehen“, prophezeit Niko Kappel.
Im Juni hatte der Sindelfinger den Weltrekord beim Kugelstoßwettbewerb der Kleinwüchsigen auf 14,02 Meter nach oben geschraubt. Der Pole Bartosz Tyszkowski liegt mickrige vier Zentimeter dahinter. Es sieht wieder einmal nach einem extrem packenden Duell aus – so, wie bei den Paralympischen Spielen von Rio de Janeiro, wo sich Niko Kappel mit seinem Goldstoß ins Licht der Öffentlichkeit katapultierte und fortan einen Medienrummel erfuhr wie kein anderer deutscher Behindertensportler je zuvor.

Live im Internet

Heute sagt Niko Kappel: „Über die Berichterstattung in den Medien können wir uns absolut nicht beklagen.“ Im Internet wird es von den Leichtathletik-Wettkämpfen auf sportschau.de einen Livestream geben, dazu auch Zusammenfassungen. Und die wichtigsten Entscheidungen gibt es im TV wahrscheinlich am nächsten Tag im Morgenmagazin.
Der Sindelfinger hat zu diesem Wandel seinen Teil beigetragen. Auf Gold in Rio folgte WM-Gold in London, dazu zweimal die Auszeichnung zum Behindertensportler des Jahres und das Silberne Lorbeerblatt. Auch diese Auszeichnungen sind zusätzlicher Ansporn für den Wettkampf in Berlin. „Zum ersten Mal habe ich bei einem internationalen Wettkampf ein Heimspiel. Ich freue mich unheimlich darauf.“
Den obligatorischen Anruf von Trainingspartner und Freund Tobias Dahm wird es wohl am Sonntagabend geben. Ein wirkliches Training aber nicht mehr, eher die Arbeit mit dem Physiotherapeuten und Gespräche mit Trainer Peter Salzer.
„Von der Kugel und der Hantel lasse ich die Finger. Ich habe einen hohen Muskeltonus und laufe nicht Gefahr, die Spannung zu verlieren“, sagt Niko Kappel. Vielmehr will er am Montag „richtig heiß auf die Kugel sein, denn das wird ein enger Wettkampf. Das Wetter soll auch passen. Ich glaube, Gold geht wohl nur mit Weltrekord“.
Quelle: SZ-BZ Online