Handball – Württembergliga: HSG Böblingen/Sindelfingen – VfL Waiblingen 31:30 (16:14) / 550 begeisterte Zuschauer in der Böblinger Murkenbachhalle
Die Handballer der HSG Böblingen/Sindelfingen eilen mit Siebenmeilenstiefeln dem anvisierten Klassenerhalt in der Württemberg-Liga entgegen. Das Team von Harry Sommer besiegte den VfL Waiblingen vor 550 restlos begeisterten Zuschauern in der Böblinger Murkenbachhalle nach wilder Aufholjagd mit 31:30.
Es bleibt auch nach dem elften Spieltag in der Württemberg-Liga dabei: Die Handballer der HSG Böblingen/Sindelfingen können einfach nicht langweilig. Gegen den VfL Waiblingen schaffte es der Aufsteiger einen zwischenzeitlichen Vier-Tore-Rückstand noch in einen hauchdünnen Sieg zu drehen. Zu verdanken hatte das die HSG ihrem unbändigen Willen – und Kevin Gsell. Der Torhüter der HSG Böblingen/Sindelfingen parierte nicht nur während des Spiels einige freie Würfe der Waiblinger, sondern sicherte auch in der Schlusssekunde mit einem überragenden Reflex den 31:30-Erfolg. „Keine Ahnung, wie ich den Ball gehalten habe, aber ich habe ihn gehalten“, kommentierte Kevin Gsell seine letzte Heldentat, nach der er unter der Jubeltraube seiner Mitspieler begraben wurde.
Über den Teamgeist zum Erfolg
Abgekämpft sah Kevin Gsell nach dem Spiel aus. Genauso seine Teamkollegen. Was Harry Sommer ausdrücklich lobte. Am meisten gefiel dem HSG-Trainer nebst dem Kampfgeist aber, „dass wir nie den Kopf verloren haben. Auch nicht in der Phase, als uns die Schiedsrichter mit einigen Entscheidungen gegen uns aus dem Konzept gebracht haben. Wenn wir nur gekämpft und gerannt wären, hätten wir heute mit zehn Toren verloren.“
Dass seiner Mannschaft ein schwieriges Spiel bevorstehen würde, wusste Harry Sommer schon vor dem Anpfiff. „Der VfL Waiblingen bringt unglaubliche individuelle Qualität mit. Da können wir nur als Team bestehen.“ Deshalb war sein Team zu Beginn auch hauptsächlich darauf bedacht, die Fehlerquote so gering wie möglich zu halten. Ohne den verletzten Ingo Krämer, den Harry Sommer als seinen „spieltaktischen Anführer“ bezeichnet, und den ebenfalls angeschlagenen Stefan Trunk, für seinen Coach der „emotionale Leader“, musste die HSG darüber hinaus mit ihren Kräften haushalten. Das funktionierte in der Anfangsphase hervorragend, variierten die Gastgeber doch gekonnt das Tempo. Tempomat auf Seiten der „BöSis“ war der einmal mehr überzeugende Frederik Todt. Auf geduldig vorgetragene Angriffe folgten immer wieder blitzschnelle Vorstöße, mit denen Waiblingen gar nicht zurecht kam. So führte die HSG nach einer Viertelstunde Spielzeit mit 9:6.
Weiter absetzen konnten sich die Hausherren aber nicht. Was vor allem an Mark Leinhos und Edgar Gneiding lag, die aus dem Rückraum immer wieder durchkamen und die Waiblinger auf Schlagdistanz hielten. Mit dem Pausenpfiff sicherte Patrick Fecker mit dem 16:14 zumindest einen Zwei-Tore-Vorsprung. Der schrumpfte nach Wiederanpfiff aber schnell zusammen. Schon in der 37. Minute glichen die Gäste durch Lukas Baumgarten zum 20:20 aus, ehe sie kurz darauf durch Leonard Gühne sogar selbst mit 23:22 (41.) in Führung lagen. Das Spiel schien der HSG in dieser Phase aus den Händen zu gleiten. Eine zweifache Überzahl nutzte der VfL, um sich auf 27:23 abzusetzen. Und wäre Kevin Gsell bei einem Tempogegenstoß gegen Leonard Gühne und Mark Leinhos nicht zwei Mal sensationell zur Stelle gewesen, hätten die Waiblinger bereits frühzeitig den Sack zugemacht.
28:24 lagen die Gäste zehn Minuten vor dem Ende in Front, ehe das Spiel nochmal eine nicht unbedingt erwartete Wendung nahm. Harry Sommer bewies aber einmal mehr sein Gespür für die Situation und warf seine zweite Garde in den Kampf. Florian Müller, Nicholas Raff, Marc Petri und Patrick Fecker gesellten sich zu Markus Schwab und Dominic Horsch. „Markus und Dominic habe ich drin gelassen, weil sie bärenstark gespielt haben und noch Kraft hatten“, erklärte der HSG-Coach seine Maßnahme. Tatsächlich war es diese Mischung, die innerhalb von fünf Minuten zum 28:28 ausglich.
Das kurzzeitig etwas verstummte Publikum tobte nun und verwandelte die Murkenbachhalle drei Minuten später beim 29:28 von Nicholas Raff vollends in ein Tollhaus. Waiblingen war aber immer noch nicht geschlagen, glich noch zwei Mal bis zum 30:30 aus. Den längeren Atem hatten aber die Hausherren. Als Urs Bonhage eine halbe Minute vor der Schlusssirene das 31:30 erzielte, war der HSG bereits ein Punkt sicher. Eine allerletzte Heldentat von Kevin Gsell machte schließlich auch den zweiten Zähler perfekt. Sichtlich stolz auf seine Truppe war nach dem Spiel Harry Sommer. „In so einem Hexenkessel gegen so einen ausgebufften Gegner zu bestehen, war so nicht unbedingt zu erwarten“, konstatierte der „BöSis“-Trainer zufrieden. „Riesen Kompliment an meine Jungs, die wieder einmal über sich hinausgewachsen sind. Auf dieser Basis müssen wir weiterarbeiten. Ich verspreche, dass wir keinen Funken nachlassen werden.“
HSG Böblingen/Sindelfingen: Gsell, Rinderknecht, Meyer (alle im Tor); Petri (1 Tor), Horsch (6), Tischner (1), Fecker (2), Bonhage (4), Raff (2), Todt (9/davon 5 Siebenmeter), Demaili (1), Müller, Markus Schwab (3), Heinkele (2)