Fußball: Der Glaspalast ist aus dem Häuschen

Erst sieht es nach dem Traumfinale VfL gegen SVB aus, dann verteidigt Sindelfingen beinahe den Titel und die Maichinger A-Jugend wirft  die eigene Erste raus

Der SGV Freiberg hat zum dritten Mal die Hallenfußball-Gala im Glaspalast gewonnen. Im Endspiel besiegte der Oberliga-Spitzenreiter den Titelverteidiger VfL Sindelfingen mit 2:0. Lohn der Mühen: Freiberg nahm den größten Pokal und den Siegerscheck in Höhe von 2500 Euro mit nach Hause. Die unterlegenen Sindelfinger trösteten sich als Turnierzweiter mit 1250 Euro. Den dritten Platz belegte nach einem 2:1-Sieg im kleinen Finale gegen den TSV Weilimdorf der Gala-Rekordsieger SV Böblingen. Dafür gab es 500 Euro. Weilimdorf nahm noch 250 Euro mit nach Hause.
 
Den besseren Start ins Endspiel erwischte gleich der SGV Freiberg, der durch Patrick Fossi früh mit 1:0 in Führung ging. In der Folge hatte der VfL Sindelfingen deutlich mehr vom Spiel, durch André Aimao und Raphael Molitor den Ausgleich auf dem Fuß, fing aber 20 Sekunden vor dem Ende noch das 0:2 von Mert Tasdelen ein. Die mögliche Titelverteidigung der Sindelfinger war damit zunichtegemacht. Nach 2009 und 2017 setzte sich das von Co-Trainer Mario Estasi betreute Team zum dritten Mal die Gala-Krone auf.
 
Einen sehr starken Eindruck hinterließ die A-Jugend des GSV Maichingen. Das Team von Mark Wanner beendete die spannendste der neun Vorrundengruppen als Erster, musste aber am Sonntag auf ihren Erfolgscoach verzichten. „Der Ski-Urlaub ist schon lange gebucht“, erklärte Mark Wanner, nicht ohne eine Träne zu verdrücken. „Ehrlich, ich wäre gerne am Finaltag noch im Glaspalast dabei gewesen. Aber das war nicht mehr zu ändern.“ Für ihn übernahm mit Andreas Müller, Christian Fröhlich, Sebastian Kieß und Michael Brodbeck ein ganzes Quartett, das seinen Chefcoach per Livestream auf dem Laufenden hielt.
 
Überragend agierte bei den Maichinger Junioren Torhüter Danil Kurkov. „Danil haben wir es zu verdanken, dass wir hier überhaupt so weit gekommen sind“, sagte Mark Wanner nach überstandener Gruppenphase. Am Finaltag wusste das neben der U19 des SGV Freiberg jüngste Team des Turniers sogar noch eine Schippe draufzulegen. Höhepunkt war sicherlich der Sieg nach Zehnmeterschießen im Achtelfinale gegen die eigene Erste. Nach der 2:3-Niederlage gegen Böblingen in der Runde der letzten acht – trotz zwischenzeitlicher 2:0-Führung – dauerte die Trauer nur kurz an. Vom Maichinger Anhang gab es stehende Ovationen für die A-Jugendlichen. „Die haben sich die Jungs verdient“, sagte Andreas Müller mit stolzgeschwellter Brust. „Irgendwann geht so eine Reise halt mal zu Ende. Dass wir im Achtelfinale auf unsere eigene Erste getroffen sind, war schade, aber leider nicht zu ändern. Am Ende hatten wir das nötige Quäntchen Glück im Zehnmeterschießen.“
 
Nicht annähernd so überzeugend wie die eigenen Junioren agierte der GSV Maichingen II. Was aber auch niemand im Umfeld ernsthaft erwartet hatte. Der A-Ligist schied ohne Punkte als Gruppenletzter aus, was, so Trainer Dieter Grieb, „nicht nötig gewesen wäre. Wir hatten etwas zu viel Respekt vor den höherklassigen Gegnern, haben aber in jedem Spiel – mit Ausnahme der Partie gegen Böblingen – mithalten können“. Im dritten Gruppenspiel gegen den Qualifikanten SGM TT Göppingen führte der GSV bereits mit 2:0, musste sich am Ende aber dennoch mit 2:3 geschlagen geben. „In diesem Spiel sind wir verpfiffen worden“, war Dieter Grieb bedient, nachdem Michael Steinhauer eine Zeitstrafe kassiert hatte und Marco Greiner acht Sekunden vor der Schlusssirene, genau wie sein Göppinger Gegenspieler, mit der Roten Karte vom Platz musste. „Das hätte nicht sein müssen.“
 
Nicht allzu viel hatte Malte Bonertz von seiner zusammengewürfelten Mannschaft erwartet. Der Co-Trainer der Spvgg Holzgerlingen baute auf eine Mischung aus Akteuren sowohl des Landesliga- als auch des Kreisliga A-Teams und holte dazu noch zwei Fußballrentner zurück. André Gonsior und David di Dio verstärkten den Kader und sorgten mit ihrer Routine für Ruhe auf dem Platz. Höhepunkt des Holzgerlinger Gala-Auftritts war sicherlich der 1:0-Sieg in der Zwischenrunde gegen den VfL Sindelfingen. Malte Bonertz sprach von einer „fantastischen Leistung meiner Jungs. Wir hätten sogar höher gewinnen müssen“.
 
Genau diese Tore fehlten der Spvgg am Ende aber, um ins Achtelfinale einzuziehen. Sindelfingen schlug Ansbach, Ansbach daraufhin Holzgerlingen mit 3:0, sodass die Spvgg aufgrund der schlechtesten Tordifferenz hängen blieb. „Schon im letzten Jahr sind wir nur wegen des direkten Duells nicht ins Achtelfinale eingezogen“, ärgerte sich der Holzgerlinger Co-Trainer. „Dennoch gehen wir hier mit einem guten Gefühl raus. Das wird uns einen Schub für die Vorbereitung geben, denn der Klassenerhalt in der Landesliga steht über allem.“
 
In die K.-o.-Runde schaffte es hingegen der TSV Waldenbuch. Und dabei spielte das Team um den überragenden Mark Schildt immer wieder mit den Nerven seiner Fans. Die Gruppenphase überstand der TSV dank eines Treffers in letzter Sekunde im Spiel gegen TuS 1893 Leider. In der Zwischenrunde konnte sich das Team von Carmine Napolitano sogar eine 0:6-Klatsche gegen die SV Böblingen leisten, da zuvor der FC Union Heilbronn mit 2:0 besiegt wurde.
 
Nix war es dieses Jahr mit einem langen Turnierverbleib des TV Darmsheim. In der jüngeren Vergangenheit oftmals das beste Kreis-Team bei der Hallen-Gala, erwischte es den Vorjahresviertelfinalisten dieses Mal bereits in der Zwischenrundengruppe. Die Trauer über das ungewohnt frühe Turnier-Aus hielt sich aber in überschaubaren Grenzen. Viel mehr schmerzten Tobias Lindner schwere Verletzungen zweier seiner Spieler. Armando Di Leo brach sich im Spiel gegen den TSV Ehningen das Schlüsselbein, Tim Schneider ein paar Minuten später das Handgelenk. „Das ist viel schlimmer als das Ausscheiden hier“, sagte der Darmsheimer Coach. „Nächste Woche beginnt die Vorbereitung, in der mir zwei wichtige Spieler fehlen werden.“
 
Ein Kandidat für die Auszeichnung zum besten Spieler der diesjährigen Gala war Metehan Kizilagil. Der technisch überragende Regisseur des TSV Ehningen diktierte das Spiel des Bezirksligisten und spielte ein nahezu fehlerfreies Turnier. „Mete hatte hier beim Turnier etliche Anfragen von höherklassigen Mannschaften“, bestätigte Ehningens Trainer Javier Klug und war voll des Lobes über seine Nummer 17: „Und ehrlich gesagt wundert es mich auch nicht, denn viel besser kann man nicht spielen.“
Quelle. SZ/BZ-Online