Sportpolitik: Die Männer sollen eine stärkere Württemberg-Ligen bekommen, dazu soll es wieder Verbandsligen geben
Der Handballverband Württemberg (HVW) beschäftigt sich seit über eineinhalb Jahren mit einer Spielklassen-Reform. Hintergrund für die neuen Überlegungen war sowohl der präsidiale Auftrag, Relegationsspiele über mehrere Wochen nach der Saison zukünftig zu vermeiden, als auch der Schiedsrichterproblematik – sinkende Anzahl von Schiedsrichtern – Rechnung zu tragen.
Ein erster Entwurf einer neuen Struktur, der mit allen Spieltechnikern aus den Bezirken im Verbandsausschuss Spieltechnik erarbeitet wurde, war im August 2018 fertiggestellt. Im Zeitraum von September bis Ende November wurde dieser in den Abteilungsversammlungen der acht Bezirke und deren 370 Mitgliedsvereinen im HVW vorgestellt. An dieser Stelle und im Nachgang an die Versammlungen hatten die Vereine die Möglichkeit, ihre Argumente pro und contra neue Reform darzulegen.
Unter Einbindung der Rückmeldungen aus den Vereinen entstand anschließend eine überarbeitete Version der neuen Spielklassenstruktur. Das Spielsystem auf Verbandsebene soll zum Spieljahr 2020/21 umgestellt werden. Der aktuelle Reformvorschlag der Spieltechnik für den Männer- und Frauenbereich sieht mit der Einführung einer Verbandsliga eine zusätzliche Spielklasse auf Verbandsebene vor.
Aus 30 werden 14
So sollen beispielsweise bei den Männern die bisherigen Nord- und Südstaffeln der Württemberg-Liga mit insgesamt 30 Mannschaften zu einer leistungsstarken Top-Liga mit 14 Mannschaften zusammengefasst werden. Zwischen Württemberg-Liga und Landesliga soll dafür eine Verbandsliga mit zwei Staffeln und insgesamt 28 Mannschaften neu etabliert werden. „Der Vorteil dieser Struktur liegt zum einen in der Flexibilität, mit der wir auf Veränderungen, wie anzupassende Staffelgrößen und Mehrabstieg aus höheren Ligen, reagieren können“, sagt Michael Roll, der Vorsitzende des Verbandsausschuss Spieltechnik.
Darüber hinaus entlastet es seiner Meinung nach die angespannte Lage im Schiedsrichterwesen, denn durch reduzierte Staffelgrößen müssen bei den Frauen und Männern rund 200 Spiele weniger mit Schiedsrichtern besetzt werden. „Daneben wird nebenbei die sportliche Attraktivität durch leistungsmäßig ausgeglichenere Staffeln in den einzelnen Ligen gesteigert“, sagt Michael Roll.
Die Verbandsliga gab es schon vor einigen Jahren, sie wurde aber im Zuge einer Spielklassenreform auf überregionaler Ebene in „Württemberg-Liga“ umbenannt. Aus bisher drei Landesligastaffeln bei den Männern mit insgesamt 42 Teams beziehungsweise 36 Teams bei den Frauen sollen im neuen Spielsystem nunmehr vier Staffeln mit je zehn Mannschaften, also insgesamt 40 Mannschaften, entstehen.
Der Zeitplan für den vorliegenden Reformvorschlag sieht für die nächsten zwei Monate Beratungen mit den Schiedsrichterwarten, Spieltechnikern und allen acht Bezirksvorsitzenden vor. Anschließend werden die Ergebnisse daraus den Vereinen noch einmal vorgestellt, ehe Ende März die endgültige Fassung dem HVW-Präsidium zur Entscheidung vorliegen wird. „Es war und ist ein langer Prozess. Uns war es aber wichtig, die Meinung der Vereine, der Bezirke und aller betroffenen Gremien zu hören und einzubinden, um eine tragfähige Struktur zu erhalten“, erklärt Michael Roll die aufwendige Vorgehensweise.
Bild: Aufsteigen macht Spaß: Am 12. Mai feierten die HSG Böblingen/Sindelfingen und der TV Flein gemeinsam. Beide Teams hatten schon vor dem abschließenden Relegationsspiel den Sprung in die Württemberg-Liga geschafft. Bald könnten viele Karten wieder neu gemischt werden. Bild: z/A
Quelle: SZBZ Online