Handball: Klare Sache gegen desolate „BöSis“

Handball – Württemberg-Liga: HSG Schönbuch – HSG Böblingen/Sindelfingen 37:28 (18:14) / Die Breitenbacher-Schützlinge gewinnen auch das zweite Duell in dieser Saison

Die HSG Schönbuch hat auch das zweite Lokalderby in dieser Saison gegen die HSG Böblingen/Sindelfingen gewonnen und dadurch einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt in der Württemberg-Liga unternommen. Nach dem 39:34-Erfolg im Hinspiel siegte das Team von Holger Breitenbacher vor knapp 700 Zuschauern in der Schönbuchsporthalle deutlich mit 37:28.

Vier Mal hat es die HSG Böblingen/Sindelfingen in dieser Saison probiert, ein Derby gegen die Konkurrenz aus dem Kreis Böblingen zu gewinnen, vier Mal ist nichts dabei herausgekommen. Während man mit den zwei Derbyniederlagen gegen den Titelfavoriten SV Leonberg/Eltingen durchaus leben konnte, schmerzen die beiden Rückschläge gegen die HSG Schönbuch umso mehr.
Vor allem weil das Team von Harry Sommer seit Saisonbeginn vor den Schönbuchern im Klassement rangiert. „Egal wie, egal was, so wie heute dürfen wir uns einfach nicht mehr präsentieren“, war der Trainer der HSG Böblingen/Sindelfingen am späten Samstagabend sichtlich angefressen und gab seinen Spielern noch eine klare Nachricht mit ins Wochenende: „Darüber wird noch zu reden sein.“
Weit mehr als die Niederlage schmerzte Harry Sommer nämlich, wie desolat seine Mannschaft in der letzten Viertelstunde aufgetreten war. Bis dahin hatte die HSG Schönbuch zwar schon den besseren Handball gespielt, lag nach einer erfolgreichen Aufholjagd der Gäste zum 24:23-Zwischenstand aber plötzlich nur noch mit einem Tor in Führung. „Dann folgen aber ein paar individuelle Fehler, und keiner kann mehr mit der neuen Situation umgehen“, so Harry Sommer weiter. „Und dann lassen wir uns noch aus der Halle schießen.“
Umso unverständlicher war die Schlussviertelstunde auch deswegen, weil der Druck nur bei der HSG Schönbuch lag, die bis dato mit vier Punkten weniger in das Nachbarschaftsduell gegangen war und jeden Zähler im Kampf um den Klassenerhalt dringend benötigte. Davon war zu Beginn aber gar nichts zu sehen. Das Team von Holger Breitenbacher startete nach dem 29:27-Coup vor Wochenfrist gegen den TSV Schmiden mit breiter Brust in das Lokalderby und war von Beginn an die aktivere der beiden HSG-Mannschaften. Dem Schönbucher Coach gefiel vor allem, dass „wir sehr konzentriert nach vorne gespielt haben und insgesamt nur wenige Fehlwürfe hatten“.

Reifere Spielanlage der Hausherren

Die Hausherren hatten schlichtweg die reifere Spielanlage und in Janek Förch einen umsichtigen Spielgestalter, der immer wieder erfolgreich seine Nebenleute in Szene setzte und darüber hinaus von der Siebenmeterlinie fast perfekt blieb. Von neun Strafwürfen landete nur der allererste am Pfosten. Die „BöSis“ hielten das Spiel bis zum 6:6 von Dominic Horsch in der 13. Minute offen, rannten dann aber durchweg einem Rückstand von bis zu fünf Toren (16:11 nach 26 Minuten) hinterher. In die Pause gingen die Schönbucher mit einem komfortablen 18:14-Vorsprung.
Was schon in den ersten 30 Minuten zu erkennen war, kristallisierte sich nach Wiederanpfiff noch mehr heraus: Die Gäste agierten praktisch ohne Torhüter. Weder Sven Rinderknecht, noch Daniel Meyer oder Kevin Gsell fanden Antworten auf die Würfe der Schönbucher und waren zu keinem Zeitpunkt ein Faktor. „Ich habe in 60 Minuten fünf Paraden gezählt“, sagte Harry Sommer ernüchtert. „So konnten wir immer nur reagieren, nie selber aktiv werden.“
Dass die Gäste in der zweiten Halbzeit kurzzeitig dennoch von Zählbarem träumen durften, hatten sie weniger ihrer Klasse, als vielmehr einer Verschnaufpause der Schönbucher zu verdanken. Die Hausherren lagen in der 40. Minute angeführt vom überragenden Rückkehrer Sebastian Appelrath mit 24:19 in Führung, ruhten sich nur knapp fünf Minuten darauf aus und sahen ihren Vorsprung auf 24:23 zusammenschrumpfen. In dieser Phase wirkte auch das Schiedsrichtergespann Marvin Dannecker und Manuel Volz (HK Ostdorf/Geislingen) auf das Spiel ein, als sie nacheinander innerhalb von drei Minuten Zeitstrafen gegen Julian Krüger, Alexander Huber und Trainer Holger Breitenbacher verhängten.
So schnell die Aufholjagd der Gäste vonstatten ging, so schnell war sie aber auch vorbei. Mehr noch: Die Schönbucher zogen mit fünf Toren in Serie auf 29:23 (50.) davon und hatten die Partie wieder voll im Griff. Der Rest war Schaulaufen vor der einen Hälfte der knapp 700 Zuschauer, die die Hausherren mit stehenden Ovationen bis zur Schlusssirene feierten. Die HSG Schönbuch nutzte das, um das Endergebnis auf 37:28 zu schrauben. „Vielleicht ist der Sieg ein wenig zu hoch ausgefallen, aber er ist haushoch verdient“, freute sich Holger Breitenbacher nach getaner Arbeit. „Das ist nach dem Sieg gegen Schmiden der nächste wichtige Schritt in Richtung Klassenerhalt.“
HSG Schönbuch: Herz, Gärtner (beide im Tor); Appelrath (8 Tore), Zegledi, Huber (1), Förch (10/davon 8 Siebenmeter), Großhans, Schulcz (3), Marks (5), Artschwager (3), Krüger (4), Wagner, Miss (1), Herold (2)
HSG Böblingen/Sindelfingen: Rinderknecht, Meyer, Gsell (alle im Tor); Petri (1), Horsch (7), Tischner (5/2), Bluthardt, Wild, Fecker, Bonhage (11/1), Raff (2), Todt (1), Demaili (1), Heinkele
Bild: Die Spieler der HSG Schönbuch feiern mit ihren Fans in der heimischen Schönbuchsporthalle den bereits zweiten Derbyerfolg gegen die HSG Böblingen/Sindelfingen in dieser Saison. Das Team von Holger Breitenbacher steht dadurch kurz vor dem Klassenerhalt in der Württemberg-Liga. Bild: automotorart
Quelle: SZ/BZ-Online