Badminton: Eine Zeitreise ins Mittelalter

Badminton: Das Partnerstädteturnier ist mehr ein sozialer Event als ein sportlicher Wettstreit

Viel mehr Tradition und Gastfreundschaft als beim internationalen Partnerstädteturnier der Sindelfinger Badmintonabteilung geht kaum noch: Die inzwischen 31. Ausgabe fand jetzt mit über 90 Akteuren im englischen Dronfield statt. Dass sich die 27 Sindelfinger und 14 Schweizer Teilnehmer während ihres viertägigen Aufenthalts auf der Insel zeitweise ins tiefste Mittelalter zurückgesetzt gefühlt haben, lag jedoch keineswegs am bevorstehenden Brexit und schon gar nicht an der aufrichtigen Herzlichkeit der englischen Gastgeber.

„Was willst du denn in diesen Tagen in England?“ mögen einige Teilnehmer im Vorfeld gefragt worden sein. Manch einer der zahlreichen Debutanten im Sindelfinger Team hat sich diese Frage vermutlich auch selbst gestellt. Kein Wunder, bei dem fragwürdigen Image, das die Inselbewohner zurzeit in der Öffentlichkeit hinterlassen. Anfängliche Skepsis schlug aber schnell in echte Begeisterung um, als man sich erst einmal kennengelernt hatte und spüren konnte, wie viel Herzblut die Gastgeber in dieses Wochenende investiert hatten.
Seit die Badmintonspieler des VfL Sindelfingen im Jahr 1988 das erste Internationale Partnerstädte-Turnier als Beitrag zum 725-jährigen Stadtjubiläum ins Leben gerufen hatten und Dronfield und Schaffhausen der Einladung gefolgt waren, hat sich einiges verändert. Aus dem ursprünglich zweitägigen, ernsthaften sportlichen Wettstreit zwischen drei Nationen ist längst ein sozialer Event geworden, bei dem Badminton nur noch die gemeinsame Klammer ist. Seit 1988 wechseln sich die teilnehmenden Städte jährlich mit der Ausrichtung ab und haben inzwischen ein Erfolgsrezept gefunden, das es jedem Teilnehmer ermöglicht, sportlich auf seine Kosten zu kommen und gleichzeitig alte Freundschaften zu intensivieren oder neue zu schließen. Dazu gehört vor allem die Tradition, dass jeder Teilnehmer privat untergebracht ist. So bleibt abseits des umfangreichen Programms immer genügend Zeit, sich besser kennenzulernen und vielleicht auch die eine oder andere politische Debatte zu führen – gerne auch bis lange nach Mitternacht bei einem Glas Whisky.
Beim eigentlichen Turnier werden die Teams längst international gemischt und die Doppelpaarungen so aufgestellt, dass immer ein guter Spieler mit einem schwächeren zusammenspielt und beide auf etwa gleichstarke Gegner treffen. So ist es auch zu erklären, dass die Sindelfingerin Sarah Firl, mit ihren zwölf Jahren jüngste Teilnehmerin, drei ihrer vierzehn Spiele an der Seite der 78-jährigen Margret Swift bestreiten durfte, die sie allesamt gewannen. Damit leisteten die beiden einen wertvollen Beitrag zum Gesamterfolg ihres Teams und durften am Abend die Siegestrophäen in den Händen halten. Zur erfolgreichsten Mannschaft gehörten außerdem Daniel Gabor (Sindelfingen), Fabrice Müller und Rolf Artho aus Schaffhausen sowie die Engländer Ian Robertson, Ian Gregory und Dan Britland.
Tradition ist es auch längst, neben dem Turniertag ein umfangreiches Rahmenprogramm anzubieten, das einem Land und Leute noch näher bringt. So führte etwa der sonntägliche Ausflug dieses Mal nach Warwick Castle, einer riesigen Festungsanlage aus dem 10. Jahrhundert, wo es unter anderem eine schaurige Führung durchs Burgverlies zu erleben gab und spektakuläre Spezialeffekte es ermöglichten, sich in die düsteren Epochen der Burggeschichte zurückzuversetzen. Der Tag endete standesgemäß mit einem mittelalterlichen Bankett, begleitet von Gauklern und deftigen Speisen.
 
Quelle: SZBZ Online
Bild: SZBZ Online