Fußball – Verbandsliga: Daniel Kniesel spielt zum letzten Mal für den VfL Sindelfingen / Auch Torhüter David Kocyba und Trainer Maik Schütt werden verabschiedet
Der Tag musste ja irgendwann mal kommen: Am Samstagnachmittag wird Daniel Kniesel den VfL Sindelfingen zum letzten Mal als Kapitän aufs Feld führen und nach dem Verbandsliga-Heimspiel gegen den FV Löchgau seine Kickstiefel – zumindest die aktiven – an den berühmten Nagel hängen. Nach 27 Jahren bei ein und demselben Verein beendet der 34-Jährige seine Karriere.
„Es ist der richtige Zeitpunkt“, sagt Daniel Kniesel fast schon kleinlaut. Ein Lautsprecher war der gebürtige Sindelfinger zwar noch nie, aber derzeit klingen seine Ansagen noch mal eine Nuance leiser. So als ob es ihm doch ein wenig leidtut, dass er heute Nachmittag seine aktive Karriere beenden wird.
Dabei wirkt der 34-Jährige nicht traurig, allenfalls nachdenklich: „Ich trage mich schon seit zweieinhalb Jahren mit dem Gedanken, aufzuhören. Die Verletzungen in den vergangenen Jahren haben mir diesen Entschluss etwas einfacher gemacht.“ Zwei Muskelbündelrisse und ein schmerzhafter Oberschenkelsehnenabriss haben ihm die Entscheidung, sich nach dieser Saison aufs Altenteil zurückzuziehen, erleichtert. „Ich merke meine Jahre“, muss er lachen. „Wenn ich warm bin, geht es. Aber sobald der Körper zur Ruhe kommt, tut alles weh.“ Was ihm wichtig war: auf dem Feld stehend seinen Abschied zu feiern. „Ich habe mich zurückgekämpft und höre nun auf einem guten Niveau auf.“
Viel Eindruck hat Daniel Kniesel in über 16 Jahren hinterlassen, zu groß sind die Fußstapfen des Mittelfeldmotors. Die zu füllen wird nicht einfach sein. „Aber einfacher, als noch vor einigen Jahren“, sagt Thomas Dietsche. Vor ein paar Jahren, und daran erinnert sich der sportliche Leiter des VfL sehr gut, galt die einfache Formel: „Fehlte Dani in der Aufstellung, war ein Sieg beinahe ausgeschlossen.“ Mittlerweile seien aber andere Spieler in Führungsrollen geschlüpft, denkt der sportliche Leiter in erster Linie an Torjäger und Ersatzkapitän Oliver Glotzmann sowie die Innenverteidiger Roberto Klug und Frederick Mohr. „Dani hat diese Saison nur 18 von 29 Spielen absolviert, sodass wir zum Improvisieren gezwungen waren.“ Genauso ordnet es auch Daniel Kniesel ein, der den VfL nun gut aufgestellt sieht bezüglich seiner Nachfolge. Mit seiner Frau Laura hat er sich besprochen, mit seinem älteren Bruder Marco, mit dem er einst zu Beginn seiner Karriere noch ein halbes Jahr beim VfL zusammen kicken durfte, ebenso.
Im Floschenstadion wird er sich in Zukunft selbstverständlich blicken lassen. „Auch wenn das nicht leicht wird, nur zuschauen zu können.“ Deshalb will Daniel Kniesel auch erst mal Abstand gewinnen. „Familie geht vor. Ich freue mich auf die Zeit fernab der Vorbereitungs- und Trainingszeiten und werde meine neu gewonnene Freiheit genießen.“
Etwas leichter fällt ihm der Abschied auch aufgrund des Karriereendes langjähriger Weggefährten. Soner Özay hat sich vor fünf Jahren zurückgezogen, Denis Gonsior verdingt sich noch bei der Zweiten des TV Darmsheim und Torwart David Kocyba hat bereits im Januar angekündigt, im Sommer einen Schlussstrich ziehen zu wollen. „Ich bin mit Kocy zusammen aufgewachsen und war im vergangenen Jahr sein Trauzeuge. Er ist der Letzte aus dieser Generation, die den VfL über Jahre geprägt hat.“ Was bleibt, sind viele Erinnerungen. Einige weniger schöne wie die beiden Abstiege aus der Verbandsliga in den Jahren 2009 und 2014.
Auf der anderen Seite waren da aber auch drei Aufstiege in die Verbandsliga – unter drei verschiedenen Coaches. Es sind die einzigen drei Trainer, die Daniel Kniesel während seiner Aktivenzeit kannte. Und von jedem der drei schwärmt der VfL-Kapitän. „Willi Zimmermann hat mich aus der A-Jugend hochgeholt und war mein Förderer. Unter Thomas Dietsche bin ich zum Führungsspieler und Kapitän gereift. Und unter Maik Schütt hatte ich meine besten und erfolgreichsten Jahre.“ Willi Zimmermann, der in seiner über drei Jahrzehnte andauernden Trainerkarriere „einige überragende Akteure“ coachen durfte, reiht Daniel Kniesel „mit ganz oben“ ein. „Ich bin stolz, dass ich ihn entdeckt habe. Dani ist ein toller Spieler und, noch wichtiger, ein ganz toller Mensch.“
„Dani wird alsbald zur VfL-Legende“
Als „Galionsfigur des VfL Sindelfingen“ bezeichnet Maik Schütt seinen Spielführer. Schon beim ersten Treffen habe die Chemie gestimmt. „Wir haben uns vor der Stadiongaststätte auf dem Parkplatz unterhalten und haben sofort auf einer Wellenlänge gefunkt. Und in all der Zeit ist er nicht ein einziges Mal negativ aufgefallen. Dani ist noch einer vom alten Schlag.“
Die längste Zeit hatte Thomas Dietsche mit Daniel Kniesel zu tun. Und darüber ist der sportliche Leiter des VfL „sehr froh. Ich habe Dani einen großen Teil seiner Karriere begleiten dürfen. Und ohne zu übertreiben: Er wird, wenn auch vielleicht nicht gleich, alsbald eine Legende des VfL-Fußballs sein“. Dass der 34-Jährige dem VfL über so viele Jahre treu geblieben ist, hänge mit seinem Job im Sindelfinger Rathaus zusammen. „Dani hätte locker in der Regionalliga spielen können, aber seine Verbundenheit zur Heimat war einfach zu groß.“
Das bestätigt Daniel Kniesel. „Ich hatte einige Angebote von höherklassigen Teams, aber ich wollte wegen ein bisschen mehr Geld nicht so einen enormen Aufwand betreiben. Ins Büro brauche ich ein paar Minuten, ins Floschenstadion genauso. Das ist mehr wert, als eine oder zwei Ligen höher spielen zu können“, sagt der scheidende Kapitän vor seinem letzten Spiel.
Bild: Für seinen VfL Sindelfingen färbte sich Daniel Kniesel auch schon mal die Haare blau und weiß. Der Kapitän suchte auch immer die Nähe zu den Fans. Bild: photostampe/A
Quelle: SZ/BZ-Online