Fußball – Verbandsliga:Tobias Winter heißt der neue VfL-Trainer / Der gebürtige Pforzheimer erkennt großes Potenzial bei den Sindelfingern und will die gute Arbeit der letzten Jahre fortsetzen
Am vergangenen Mittwoch, kurz bevor sich der sportliche Leiter Thomas Dietsche in den Urlaub nach Schweden verabschiedete, war die Katze aus dem Sack: Mit Tobias Winter, bis November Coach des Oberligisten SV Spielberg, präsentierte der VfL Sindelfingen einen Nachfolger für Maik Schütt. Der neue VfL-Trainer fiebert dem Vorbereitungsstart am 7. Juli entgegen.
„Anpfiff ins Leben“, so lautet das Motto unter dem über 3000 Kinder im Alter von fünf bis 19 Jahren in der Metropolregion Rhein-Neckar in den Sportarten Fußball, Handball, Eishockey und Golf gefördert werden. Dabei stehen nicht nur der Sport und der Wettkampf im Vordergrund. Denn wer erfolgreich sein will, braucht Köpfchen, Charakterstärke, Teamgeist und Sozialkompetenz. Deshalb macht der Verein „Anpfiff ins Leben“ junge Sportler auf Basis eines ganzheitlichen Konzepts mit den Säulen Sport, Schule, Beruf und Soziales fit fürs Leben und das Spielfeld.
Insgesamt sechseinhalb Jahre war Tobias Winter bei diesem Jugendförderkonzept, initiiert von Hoffenheims Fußballboss Dietmar Hopp, für die Junioren-Mannschaft (U16 bis U19) des Regionalligisten FC Astoria Walldorf verantwortlich. Und der 33-Jährige hat in dieser Zeit viel gelernt. So viel, dass er sich irgendwann auch den Sprung in den Aktivenbereich zugetraut hat. „Das war immer mein Ziel“, sagt Tobias Winter, blickt dabei aber mit gemischten Gefühlen auf seine erste Station beim SV Spielberg zurück. Mit dem SVS schaffte er in der vergangenen Saison den Klassenerhalt, zog dann aber nach genau einem Jahr freiwillig zurück.
Kurioserweise blieb der gelernte Feinwerkmechaniker dem Oberligisten noch bis zur Winterpause als sportlicher Leiter erhalten. „Ich wollte den Verein unterstützen, um im Kampf um den Klassenerhalt noch neue Spieler zu holen“, erklärt Tobias Winter.
Der Werdegang von Tobias Winter hat Eindruck hinterlassen. Auch beim VfL Sindelfingen. Und als der Verbandsligist nach dem angekündigten Abschied von Maik Schütt in Richtung SSV Reutlingen kurzfristig handeln musste, kristallisierte sich schnell heraus, dass der gebürtige Pforzheimer der Favorit auf das Traineramt beim VfL sei. „Wir hatten einige gemeinsame Gespräche, und Tobias hat viele Fragen gestellt und wollte sehr viel wissen“, erklärt Thomas Dietsche, wieso sich die Sindelfinger letztlich für den 33-Jährigen entschieden haben. Auch dass der Auserwählte die Trainer-A-Lizenz besitzt, sei, so der sportliche Leiter des VfL, „nicht zu verachten. Außerdem hat Tobias klare Vorstellungen und bringt eine eigene Spielidee mit. All das hat dann ein rundes Bild ergeben.“
„Viel Gutes“ gesehen
Zwei Mal hat Tobias Winter den VfL Sindelfingen beobachtet. In den Spielen gegen die TSG Tübingen (3:3) und bei Calcio Leinfelden-Echterdingen (5:4). Und dabei hat der neue Sindelfinger Trainer „viel Gutes“ gesehen. Selbstredend aber „auch Dinge, die es zu verbessern gilt. Vor allem müssen wir die Gegentore reduzieren.“ Diesbezüglich stellt er eine plausible Rechnung auf: „Wenn wir im Vergleich zur abgelaufenen Runde etwa 15 Gegentore weniger bekommen, müssen wir auch keine 80 Tore schießen, um auf dieselbe Punktzahl zu kommen.“
Erreichen will Tobias Winter das mit einer veränderten Grundausrichtung – die aber keineswegs vom Offensivspektakel abrücken soll. „Mir ist das insgesamt zu verhalten. Mein Team wird höher stehen, um die Strecke zum gegnerischen Tor zu verkürzen, und kompakt und giftig gegen den Ball arbeiten.“ Natürlich sei das auch immer abhängig vom eigenen Spielermaterial. „Man muss abwarten wie viele Linksfüße ich in der Mannschaft habe, wie viele zentrale Mittelfeldspieler und so weiter. Stand jetzt kann ich noch gar nicht viel sagen.“ All die angedachten Maßnahmen will der gebürtige Pforzheimer aber nicht als Kritik am Vorgänger verstanden wissen, im Gegenteil: „Aber ein jeder Trainer hat eben auch seine Philosophie, die ihm vorschwebt.“
Die will er schnellstmöglich mit seinem Team in die Tat umsetzen. Am 7. Juli bittet Tobias Winter bereits zum Vorbereitungsstart. Dann gelte es, sich gegenseitig kennenzulernen. Den ersten Eindruck von seiner neuen Mannschaft beschreibt der VfL-Coach als „sehr angenehm. Das Klima im Team ist klasse, der Umgangston untereinander ebenso.“ Dass einige langjährige Stammkräfte wie Kapitän Daniel Kniesel und Torwart David Kocyba ihre Karriere beendet haben und die beiden Leistungsträger Armin Zukic und Ivo Colic in Reutlingen eine neue Herausforderung suchen, bereitet Tobias Winter indes kein Kopfzerbrechen. „Es wird interessant sein zu sehen, wie die Mannschaft das auffängt und wer die entstandenen Lücken füllt.“
Das Spielermaterial sei auch trotz besagter Abgänge sehr gut und habe großes Potenzial. Das habe der VfL Sindelfingen im Gesamten. „Die Voraussetzungen sind sehr gut, man kann hier als Trainer in Ruhe arbeiten“, freut sich Tobias Winter und bezeichnet seinen neuen Verein als „schlafenden Riesen. Mit dem Umfeld hier und der Industrie in unmittelbarer Nähe sollte in absehbarer Zeit auch die Oberliga machbar sein.“ Mit Träumen allein hat aber noch kein Trainer, kein Spieler etwas erreicht. Deshalb hält auch Tobias Winter den Ball flach: „Wir wollen in erster Linie die gute Arbeit der letzten Jahre fortsetzen. Alles andere kommt dann von selbst.“
Quelle: SZBZ Online
Bild: 25.5.19 Sindeldingen – neuer Trainer?