Fußball – Verbandsliga: VfL Sindelfingen – TSV Berg 2:1 (2:0) / Oliver Glotzmann schießt den VfL mit einem Doppelpack ins Glück
Berg bezwingen: Dafür braucht es einen Kraftakt. Die Fußballer des VfL Sindelfingen haben solch einen hingelegt und mit einer Energieleistung den bärenstarke Aufsteiger besiegt. Einen Schönheitspreis gab es dafür nicht, aber unterm Strich neun Punkte aus der englischen Woche.
2:1 gegen den Titelaspiranten aus Essingen, 5:0 beim 1. FC Heiningen und jetzt 2:1 gegen den mit Hochkarätern gespickten TSV Berg: Das zwang am Ende dann doch manchen in die Knie. Lars Jäger musste frühzeitig raus, „weil ich einen Schlag abbekommen habe und dann die Wege nicht mehr machen konnte“. Ivan Vargas Müller war nach Schlusspfiff platt wie eine Flunder und hielt sich mehr an seinem Getränk fest, als dass er am Röhrchen zog. Und Oliver Glotzmann grinste sich schlichtweg in die Kabine.
Der Torjäger steht symbolhaft für das, was sich zuvor auf dem an diesem Tag viel zu großen Rasen im Floschenstadion abgespielt hatte. Denn eigentlich hatte Glotzmann kaum einen Stich bekommen gegen den überragenden Innenverteidiger Dan Constantinescu, und trotzdem wurde er mit seinem Doppelpack zum Mann des Tages. Es waren seine Saisontore fünf und sechs, und beide unterstrichen die Ausnahmequalitäten von Oliver Glotzmann, der schon wieder das Ranking in der Liga anführt.
Es geht um Zentimeter
Dabei wäre es komplett falsch zu sagen, dass der VfL-Stürmer an diesem heißen Samstagnachmittag die dominierende Figur war. Diese ist dieses Mal nicht in den Sindelfinger Reihen zu finden, denn nicht umsonst sagte Trainer Tobias Winter hinterher auf die Frage, was ihm heute spielerisch besonders gut gefallen hat: „Ehrlich gesagt gar nichts. Das war kein gutes Spiel von uns. Aber wir haben die Punkte. Mann muss sich nur einmal den Gegner anschauen, die haben doch ganz andere Möglichkeiten.“
Vielleicht hatte der VfL tatsächlich das Spielglück mit harter Arbeit ein bisschen auf seine Seite gezogen, was Tobias Winter nicht für ausgeschlossen hält. Bei einem Abseitstor der Gäste in der ersten Halbzeit machten Zentimeter ebenso den Unterschied wie bei einem Fallrückzieher von Daniel Brielmayer in der Schlussphase. VfL-Torhüter David Kocyba hätte bei diesem Lattenklatscher keine Chance gehabt.
Ankreiden könnte man den Sindelfingern aber, dass sie in der zweiten Halbzeit überhaupt so in Schwierigkeiten gekommen sind, denn ab der 41. Minute spielte der VfL in Überzahl. Maschkour Gbadamassi war knüppelhart gegen Frederick Mohr eingestiegen. Am Wurststand schrie der blau-weiße Club 99 geschlossen auf, doch Schiedsrichter Max Angenendt hätte wohl auch so die Rote Karte gezückt.
Der VfL Sindelfingen spielte somit inklusive Nachspielzeit eine knappe Stunde lang mit einem Mann mehr, gefühlt schien es aber eher anders herum. Tobias Winter: „Auch das zeugt von dieser enormen Qualität des TSV Berg. Diese Mannschaft ist unglaublich stark besetzt.“ Da ist es umso bemerkenswerter, dass sein Team diesen Gegner dann doch bezwungen hat.
Möglich machte das unter anderem die enorme Geschwindigkeit, die der VfL in dieser Saison immer wieder, gegen Berg unterm Strich aber nur sporadisch auf den Platz brachte. Die ersten drei Konter spielten die Blau-Weißen nicht sauber zu Ende, der vierte Nadelstich tat dem TSV Berg nach einer halben Stunden aber mächtig weh. Lars Jäger erlief einen eigentlich etwas verunglückten Pass von Ivan Vargas Müller, machte einen Haken und spielte auf Oliver Glotzmann. Dieser ließ im Zentrum seinen Schatten Constantinescu zum ersten Mal verblassen und traf nach gekonnter Drehung zum 1:0 für Sindelfingen.
Florian Feigl schaltet schnell
Glotzmann: immer gefährlich, aber einer der anderen Architekten des Sieges heißt Florian Feigl, der sich im Zentrum immer wieder dem Gästekapitän Moritz Fäßler gegenüber sah. Ihn konnte er zwar nicht aus dem Spiel nehmen, aber Feigl ackerte wie ein Arbeitstier, schloss Löcher und schaltete dann am Schnellsten, als es besonders wichtig war: Während sich fast alle Spieler bei einem Freistoß noch sortierten, steckte er zu Oliver Glotzmann durch, den in Klasse-Manier auf 2:0 erhöhte.
Ein beruhigender Vorsprung, zumal in Überzahl? Im Gegenteil. Auch dem zweiten Durchgang drückte Berg den Stempel auf, dazu kam der Anschlusstreffer durch den eingewechselten Jannik Wanner in der 47. Minute viel zu früh. Doch mit großem Willen und einem fehlerfreien Kocyba im Kasten brachte der VfL die Punkte sieben, acht und neun ins Ziel und fühlte sich nach dem Sieg gegen Berg wie auf Wolke 7. Die Neuen im Sindelfinger Dress zahlten hinterher ihren Einstand und hätten keinen besseren Tag dafür finden können. Denn dieses Spiel machte durstig – und Appetit auf die Fortsetzung. Ab Mittwoch geht es im WFV-Pokal in Runde drei zur Spvgg Holzgerlingen.
VfL Sindelfingen: Kocyba, Rupp, Molitor (85. Minute Pablo Perez), Vargas Müller /76. Minute Dittrich), Feigl, Wetsch, Jäger (63. Minute Simao), Glotzmann, Özcan (74. Minute Sautter), Mayer, Mohr
Quelle: SZ/BZ Online
Bild: SZ/BZ Online