Handball: Die Handballer sind heiß wie Frittenfett

Die HSG Böblingen/Sindelfingen steht im HVW-Pokal beim TSV Bönnigheim vor dem ersten Pflichtspiel

Nach über vier Monaten ohne jegliches Pflichtspiel endet morgen Abend die Sommerpause der Handballer der HSG Böblingen/Sindelfingen. Ab 18 Uhr geht der Württemberg-Ligist in der ersten Runde des HVW-Pokals beim TSV Bönnigheim als Favorit ins Rennen. Für HSG-Trainer Harry Sommer genau der richtige Testlauf vor dem Saisonstart eine Woche später.

Sichtlich entspannt wirkt Harry Sommer dieser Tage. Die Sommerpause hat der Trainer der HSG Böblingen/Sindelfingen genauso wie seine Spieler in vollen Zügen genossen, dann aber auch zeitig wieder die Zügel angezogen. Weil seine Schützlinge die Hausaufgaben erledigten und deshalb ziemlich fit in die Halle zurückkehrten, verwundert auch das Fazit des HSG-Coaches nicht wirklich: „Die Vorbereitung hätte nicht besser verlaufen können. In den Testspielen gegen gleich- und höherklassige Gegner haben wir mitgehalten und darüber hinaus keine Verletzten zu beklagen.“
Das wiederum stimmt nur halb, denn mit dem spielenden Co-Trainer Ingo Krämer (Achillessehnenriss) sowie den beiden Rückraumspielern Markus Schwab (Kreuzbandriss) und Stefan Trunk (chronische Schulterprobleme) muss Harry Sommer noch eine ganze Weile auf drei seiner noch aus der vorigen Saison verletzten Stammkräfte verzichten. Und mit Edis Camovic, der vom SKV Unterensingen zur HSG wechselte, fällt der mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte neue Torhüter noch rund zwei Monate aufgrund eines erlittenen Kreuzbandrisses aus. „Ich denke, dass ich Anfang November wieder zwischen den Pfosten stehen kann“, versprüht der ehemalige Regionalliga-Schlussmann (HBW Balingen/Weilstetten) aber schon gute Laune und zieht sein individuelles Programm ehrgeizig durch.
Gute Laune herrscht ehedem bei allen Beteiligten vor. Was auch daran liegt, dass die Spieler sieben Wochen Pause hatten. „Vor der vergangenen Saison waren es nur deren drei“, erinnert Harry Sommer an die erfolgreich absolvierten Relegationsspiele, die die vorletzte Saison aber ungleich verlängert hatten. „Deshalb gingen uns während der Runde auch die Kräfte aus.“
Hauen und Stechen
In Gefahr geriet der anvisierte Klassenerhalt aber nie, im Gegenteil. Die HSG Böblingen/Sindelfingen beendete ihre erste Runde im württembergischen Oberhaus auf einem hervorragendem siebten Tabellenplatz – und würde dieses Ergebnis auch dieses Jahr sofort unterschreiben. Mit Rang sieben wäre automatisch die Qualifikation für die eingleisige Württemberg-Liga geschafft. „Das ist unser Ziel“, macht Harry Sommer unmissverständlich klar. „Und für diese Herausforderung haben wir uns richtig gut vorbereitet.“ Zwar will der HSG-Coach keinen unnötigen Druck aufbauen, aber: „Es wird vom ersten Spieltag an ein Hauen und Stechen um die ersten sieben Plätze geben. Darauf müssen wir uns sofort einstellen.“
Personell sieht Harry Sommer seine Mannschaft für diesen Ausscheidungskampf bestens aufgestellt – trotz der noch vier verletzten Spieler. Der Kader ist mit 15 Mann pickepackevoll. Ein paar neue Gesichter sind ebenfalls dabei. Andreas Kohler (SG H2Ku Herrenberg) verspricht über Linksaußen und Rückraum Mitte mächtig Dampf zu machen. Tim Frommer kommt von den eigenen Junioren und ist auf Rechtsaußen vorgesehen. Felix Richter gesellt sich aus der eigenen Zweiten nach oben und belebt den Konkurrenzkampf im Rückraum.
Sieben Neue
Erfahrung bei den Bundesliga-Junioren des TSV Neuhausen/Filder hat Jan Geistler gesammelt, welche er im linken Rückraum gewinnbringend einsetzen will. Vom badischen Verbandsligisten HSG Ettlingen kommt Linksaußen Lukas Degel, vom TSV Blaustein Kreisläufer Rupert Wieja, der schon in der vierten Liga sein Können zeigen konnte. Mit Torhüter Edis Camovic sind das dann sieben Neue. Dem gegenüber stehen nur drei Abgänge. Der wuchtige Kreisläufer Amir Demaili hat seine Zelte nach nur einer Saison mit unbekanntem Ziel bereits abgerissen. Die beiden Außenspieler Florian Müller und Patrick Fecker haben sich berufsbedingt in die zweite Mannschaft zurückgezogen.
Fast ebenso wichtig wie die sportliche Komponente ist für Harry Sommer aber auch der menschliche Aspekt bei seinen Neuzugängen. „Das sind alles super Typen, die sich sofort integriert haben, von den Etablierten aber auch gut aufgenommen wurden.“ Trotz des herrschenden Konkurrenzkampfes sei die Stimmung im Team „überragend“, so der HSG-Trainer. „Alle fiebern wir dem Punktspielstart entgegen.“ Oder anders: Die Handballer sind heiß wie Frittenfett.
Vorher steht noch morgen Abend ab 18 Uhr das Pokalduell beim TSV Bönnigheim an. Für Harry Sommer der ideale Testlauf, um sich für das erste Saisonspiel bei der SG Weinstadt am 7. September den letzten Feinschliff zu holen. Das Ergebnis ist für den HSG-Coach zweitrangig – auch wenn seine Mannschaft beim unterklassigen Gegner als Favorit ins Rennen geht. „Wir werden das Pokalspiel ganz sicher nicht herschenken und dieses auch seriös angehen“, verspricht Harry Sommer. „Unser Fokus liegt aber ganz klar auf der Punkterunde. Und es wäre so wichtig, könnten wir positiv in die Saison starten.“
Zur positiven Grundstimmung trugen während der Vorbereitung auch die gemeinsamen Teamtage mit Erlebnisse abseits der Sporthalle bei. „Diese Erfahrungen haben uns als Mannschaft zusammengeschweißt“, hat Harry Sommer erkannt. „Das wird sich im Saisonverlauf auszahlen.“ Auch die verbesserten Strukturen im Umfeld lässt der HSG-Trainer nicht unerwähnt: „Wir haben hier allerbeste Trainingsbedingungen. Im Paladion der SVB können wir jederzeit trainieren, in den beiden Sporthallen ebenso. Darüber hinaus haben wir auch regelmäßig Physios im Training. Wir können uns nicht beklagen, es hat uns an nichts gemangelt.“
 
Quelle: SZ/BZ
Bild: Es geht wieder los: Urs Bonhage und die HSG Böblingen/Sindelfingen kehren zurück in die Sommerhofen- und in die Murkenbachhalle. Bild: photostampe/A