Der VfL Sindelfingen bleibt die unangefochtene Nummer 1 im Kreis Böblingen. Das Team von Tobias Winter siegte im Verbandsliga-Derby gegen die SKV Rutesheim mit 4:2 und untermauerte dadurch seinen vierten Platz. Die vier Sindelfinger Treffer teilten sich in Abwesenheit von Torjäger Oliver Glotzmann dessen Sturmkollegen Ivan Vargas Müller und Lars Jäger.
Es bleibt dabei: Die Spiele des VfL Sindelfingen bieten Unterhaltung pur. Was zum einen am unbändigen Vorwärtsdrang liegt, mit dem der VfL so manchem Gegner das Leben schwer macht. Andererseits aber, und das wird Sindelfingens Trainer Tobias Winter weniger gefallen, sind es auch immer wieder die Unzulänglichkeiten in der Defensive, die den jeweiligen Gegner länger im Spiel halten, als eigentlich nötig.
Gegen die SKV Rutesheim war das nicht anders. Zwar siegten die Sindelfinger im Kreis-Derby am Ende verdient mit 4:2, jedoch hatten sie den fünften Saisonsieg trotz der vier Tore ihrem seit einigen Wochen schon herausragenden Schlussmann Michael Walz zu verdanken. Der VfL-Torwart hielt im Spielverlauf nicht nur einen Elfmeter, sondern glänzte darüber hinaus mit etlichen Glanzparaden. „Michael hat sehr gut gehalten, vor allem in der Phase vor der Pause, als das Spiel hätte kippen können“, war Tobias Winter voll des Lobes über seine Nummer 1.
Zunächst deutete aber gar nicht viel darauf hin, dass Michael Walz gegen die schwach in die Saison gestarteten Rutesheimer überhaupt eine Hauptrolle zukommen würde. Von Beginn an spielte sich das Geschehen in der Hälfte der Gäste ab und warf schon nach sechs Minuten die erste Rendite ab. Einen scharf nach innen getretenen Eckball von Samuel Mayer köpfte Ivan Vargas Müller aus fünf Metern unbedrängt zum 1:0 ein. Die frühe Führung war für die Hausherren das Startsignal, um noch eine Schippe draufzulegen. Schon zwei Minuten später schickte Lars Jäger per Traumpass Ivan Vargas Müller auf die Reise, der sich jedoch noch im letzten Moment von Jan Kogel abdrängen ließ. Vier Minuten danach entwischte Ivan Vargas Müller seinem Gegenspieler zwar, kam bei der Hereingabe von Marc Hetzel aber einen Schritt zu spät.
Sindelfingen kontrollierte das Spiel im Stile einer Spitzenmannschaft und legte nach 19 Minuten das 2:0 nach. Eine schöne Kombination über Marc Hetzel, Ivan Vargas Müller und Samuel Mayer gelangte zu Lars Jäger, der den Ball aus zwei Metern in die Maschen schieben konnte. „Bis dahin gab es nichts auszusetzen“, war Tobias Winter hoch zufrieden mit dem Auftritt seiner Elf. Aber schon im Gegenzug war er es nicht mehr. VfL-Kapitän Fabian Rupp sprang der Ball im eigenen Strafraum an die Hand, was Schiedsrichter Sven Pacher (FC Bräunlingen) mit einem Strafstoß ahndete. SKV-Kapitän Christopher Baake scheiterte aber an Michael Walz, der den Versuch an den Pfosten lenkte, ehe Fabian Rupp zur Ecke klärte.
Beim folgenden Eckball stieg Maximilian Füssenhäuser am höchsten, fand aber mit seinem Kopfball in Michael Walz seinen Meister. Der VfL-Schlussmann kratzte den Ball sensationell aus dem Torwinkel, ehe er ihn unter sich begraben konnte. Dafür gab es Szenenapplaus von den Rängen. Seine Vorderleute versuchten in der Folge das Spiel wieder an sich zu reißen und hätten in der 32. Minute beinahe das 3:0 nachgelegt. Rutesheims Torwart Julian Bär senste bei einem Klärungsversuch Mitspieler Christopher Baake um. Der Ball sprang Marc Hetzel vor die Füße, dessen Schuss aber Jan Kogel auf der Torlinie klären konnte.
Das bessere Team in dieser Phase stellten die Gäste, die nur weiterhin an Michael Walz verzweifelten. So in der 34. Minute, als der
VfL-Torwart einen Schuss von Tim Rudloff gegen den Lauf per Reflex um den Pfosten lenken konnte. Drei Minuten später war aber auch der Tausendsassa im Sindelfinger Tor geschlagen. Rutesheim kombinierte sich durch die VfL-Abwehr, ehe Salvatore Catanzano einen Querpass von Robin Münst aus vier Metern über die Linie drücken konnte – 2:1. „Das Tor hat sich der Gegner verdient“, musste auch Tobias Winter zähneknirschend anerkennen.
Nach dem Seitenwechsel war seine Mannschaft sichtlich darum bemüht, dem eigenen Spiel wieder deutlich mehr Ruhe zu verleihen. Das Vorhaben ließ sich auch ganz gut an, was vor allem daran lag, dass die Hausherren auch wieder deutlich mehr Entlastung nach vorne schafften. Mit gütiger Unterstützung der Rutesheimer Defensive. Jan Kogel bediente Ivan Vargas Müller in der 58. Minute unfreiwillig, jedoch schlenzte der VfL-Stürmer den Ball frei stehend vor Julian Bär am Winkel vorbei und deutete sofort zur Entschuldigung auf einen Platzfehler hin.
Das dritte Sindelfinger Tor war nur eine Frage der Zeit – und fiel dann in der 64. Minute. Marc Hetzel steckte klasse auf Lars Jäger durch, der vor Julian Bär eiskalt blieb und auf 3:1 stellte. Der VfL suchte nun die Vorentscheidung und führte diese in der 72. Minute herbei. Samuel Mayer und schließlich Lars Jäger bereiteten das 4:1 von Ivan Vargas Müller vor. Damit gaben sich die Gastgeber zufrieden und überließen wieder den Rutesheimern die Spielkontrolle. Mehr als der Treffer zum 4:2-Endstand vom eingewechselten Gianluca Crepaldi in der 86. Minute sprang für das Team von Jens Eng aber nicht mehr heraus.
Einen Aufreger gab es in der 90. Minute aber dennoch. Samuel Mayer und Ivan Vargas Müller liefen zu zweit auf das Rutesheimer Tor zu. Letzterer erzielte dann auch das 5:2, dem der Linienrichter aber aufgrund einer Abseitsposition, die keine war, die Anerkennung verweigerte. „Das ist der Witz des Jahres“, fühlte sich Ivan Vargas Müller um seinen dritten Treffer betrogen. Sein Trainer wollte den Pfiff des Schiedsrichters im Zuge des Sieges nicht kommentieren. Das übernahm SKV-Coach Jens Eng: „Alle im Stadion haben gesehen, dass das kein Abseits war.“
VfL Sindelfingen: Walz, Wetsch, Mohr, Rupp, Sautter, Dittrich, Molitor, Mayer (90.+2 Minute Klotz), Hetzel (87. Minute Ssempa), Jäger (75. Minute Pablo Perez), Vargas Müller (90.+2 Minute Dreher)
Bild: 21.9.19 Sindelfingen – Tor zum 3:1 – von links:Samuel Mayer, Ivan Vargas Müller, Lars Jäger
Quelle: SZ/BZ-Online