Leichtathletik: Der Sindelfinger Abteilungsleiter Jürgen Kohler ist stolz auf seinen beiden WM-Starter und drückt ihnen beide Daumen
Gleich zwei Sindelfinger Sportler haben den Sprung zu den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Doha geschafft, die an diesem Freitag beginnen. Carolina Krafzik und Constantin Preis sind beide über die 400-Meter-Hürdenstrecke unterwegs und die VFL-Aufsteiger des Jahres.
Die SZBZ hat mit Jürgen Kohler, dem Abteilungsleiter der Sindelfinger Leichtathleten über die emotionale halbe Stunde bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin und die Bedeutung der beiden Vorzeigeathleten für den Verein gesprochen.
Zu Beginn der Saison war die Frage, wer in die Fußstapfen von Nadine Hildebrand tritt und bei internationalen Meisterschaften die Fahne des VfL Sindelfingen hochhält, nun haben gleich zwei Nachwuchsathleten den Schritt geschafft, wie groß ist die Freude im Verein?
Jürgen Kohler: „Es ist natürlich ein unerwarteter Erfolg, dass nun beide in Doha am Start sind. Ich habe die Siege von Carolina und Constantin in Berlin live von der Tribüne aus verfolgt und war überwältigt. Am Samstag hatten ja schon die Kugelstoßer Gold und Silber gewonnen und dann ist am Sonntag zuerst Carolina gelaufen. Ich saß am Ende der ersten 200 Meter, da war sie ja schon gut dabei und ich war begeistert, wie sie dann noch durchgezogen hat. Gerade bei Carolina war ja nicht zu erwarten, dass sie so einen schnellen Lauf hinlegt. Und fünfzehn Minuten später holt Constantin in seinem üblichen Stil die zweite Goldmedaille.“ Welchen Auftrieb geben zwei WM-Starter dem Verein?
Jürgen Kohler: „Der Doppelsieg in derselben Disziplin sorgt natürlich über den Verein hinaus für große Aufmerksamkeit und motiviert auch die jungen Athleten. Wenn man sieht, dass Sportler aus dem eigenen Verein plötzlich auf großer Bühne aktiv sind und diese auch regelmäßig beim Training im Floschenstadion oder Glaspalast greifbar sind, ist das eine tolle Sache. Kugelstoßer Simon Bayer, der nach seinem Sieg zwei Mal einen Rückwärtssalto gezeigt hat, ist sogar im Fernsehen aufgetaucht. Wir haben eine riesen Breitenwirkung, gerade in den sozialen Medien und das zeigt: Hier im Verein bringen wir als Team viel Gutes voran.“
Wie werden Sie die Auftritte der Sindelfinger Athleten in Doha verfolgen?
Jürgen Kohler: „Constantin ist ja schon heute Abend mit seinem Vorlauf dran, für Carolina beginnt die WM mit dem 400-Meter-Hürdenvorlauf der Frauen am kommenden Dienstag. Ich werde alles live vor dem Fernseher oder am Live-Stream verfolgen und beiden die Daumen drücken. Carolinas Trainer Werner Späth ist direkt nach Doha geflogen.“
Welche Leistungen erhoffen Sie sich von beiden Athleten?
Jürgen Kohler: „Constantin hat sich einen Platz im Halbfinale und die sehr hohe Olympianorm vorgenommen. Er setzt sich immer spannende Ziele und hat bisher eines nach dem anderen in beeindruckender Manier abgehakt. Manchmal klappt es nicht ganz so gut, wie bei den Junioren-Europameisterschaften mit seinem vierten Platz, aber er lernt daraus. Als er vor zwei Jahren in den Verein gekommen ist, hat er allen gesagt, dass die olympischen Spiele in Tokio sein Ziel sind und jetzt ist er ganz nah dran.“
Für Carolina Krafzik ist es der erste Einsatz im Nationaltrikot und das gleich bei einer Weltmeisterschaft der Aktiven.
Jürgen Kohler: „Sie hat sich schnell in die neue Strecke reinentwickelt auf der sie erst seit dem letzten Jahr unterwegs ist und in Berlin einen tollen Lauf hingelegt. Das verdient hohen Respekt, mit der WM-Norm hätte niemand gerechnet. Sie hat es auf anderem Weg nach Doha geschafft als Constantin, der die ganze Saison über das Ziel der Norm vor Augen hatte. Carolina möchte die Weltmeisterschaften einfach genießen und viele Erfahrungen sammeln.“
Im kommenden Jahr steht mit den Olympischen Spielen der Höhepunkt für alle Sportler bevor. Der VfL Sindelfingen hat auf einmal eine Menge Kandidaten für eine Olympia-Teilnahme, eine komfortable Ausgangssituation?
Jürgen Kohler: „2020 wird ein sehr spannendes Jahr. Zum einen ist es unser Jubiläumsjahr „100 Jahre Leichtathletik in Sindelfingen“, außerdem sind wir Gastgeber der Deutschen Meisterschaften im Crosslauf und dann natürlich die Olympischen Spiele in Tokio. Für die Athleten ist die kommende Saison eine große Herausforderung. Der Zeitraum für die Saisonvorbereitung ist mit der späten WM in diesem Jahr sehr kurz und die Normen hoch. Jeder Olympiastarter wäre ein großer Erfolg, darauf arbeiten wir hin und versuchen die Athleten bestmöglich zu unterstützen. Die 400-Meter-Hürden haben in unserem Verein eine gute Tradition, aber wir sind nicht nur dort stark. Auch im Kugelstoßen sind wir gut aufgestellt und haben am ersten Tag der deutschen Meisterschaften mit Simon Bayer und Tobias Dahm die Gold- und die Silbermedaille gewonnen.“
Foto: Carolina Krafzik, Fotograf: Ralf Görlitz
Quelle: SZ/BZ-Online