Handball — Württembetg-Liga: HSG Böblingen/Sindelfingen — SG Schozachtal-Bottwartal 23:37
Lehrstunde für die Handballer der HSG Böblingen/Sindelfingen in der Württemberg-Liga: Vor knapp 400 Zuschauern in der Böblinger Murkenbachhalle wurden der Mannschaft von Harry Sommer von Seiten der SG Schozach-Bottwartal schonungslos ihre Defizite aufgezeigt. Als die Schlusssirene ertönte, war die HSG mit der 23:37-Heimniederlage noch gut bedient.
Es gibt Niederlagen, die von vornherein nur schwer bis gar nicht abzuwenden sind. Dann fügt man sich als Mannschaft den Tatsachen, schaut, dass man den Schaden so gering wie möglich hält und irgendwie unbeschadet aus der ganzen Sache herauskommt. Wie sich die 23:37-Abfuhr gegen die SG Schozach-Bottwartal bei der HSG Böblingen/Sindelfingen auswirken wird, bleibt abzuwarten. Eines ist jetzt aber schon sicher: Mit einem ähnlich desolaten Auftritt wird die HSG in dieser Saison nicht mehr allzu viele Spiele gewinnen.
„Das war Kollektivversagen meiner Mannschaft, die schlechteste Leistung seit ich hier Trainer bin“, nahm Harry Sommer nach dem Schlusspfiff kein Blatt vor den Mund. Im Vorfeld der Partie gegen das einzig noch ungeschlagene Team der Württemberg-Liga hatte der HSG-Trainer nichts unversucht gelassen, um seine Mannschaft stark zu reden. Was vor zwei Wochen im Heimspiel gegen den SV Remshalden geklappt hatte und letztlich in einem überraschenden 25:23-Sieg gipfelte, war gegen die SG Schozach-Bottwartal aber nicht zu wiederholen und vom Anpfiff weg zum Scheitern verdammt. Ehe es sich die HSG-Akteure versahen, lagen sie nach knapp über fünf Minuten Spielzeit schon mit 0:6 im Hintertreffen. „Wir haben uns mit individuellen Fehlern ins Knie geschossen“, war Harry Sommer früh bedient. Mit einer frühen Auszeit unterbrach der HSG-Coach den gegnerischen Schwung ein wenig. Sein Team biss sich danach langsam in das Duell gegen den Aufstiegskandidaten und konnte dieses für gute zehn Minuten offen gestalten. In Schlagdistanz blieben die Hausherren, weil zum einen Torhüter Kevin Gsell sein Team mit etlichen Paraden vor einem noch größeren Rückstand bewahrte. Des Weiteren übernahm auch Finn Spitzl mutig Verantwortung, zog Siebenmeter und gefiel in dieser Phase auch als dreifacher Torschütze. Dank ihres jungen Rückraumspielers verkürzte die HSG bis zur 19. Minute auf 6:9. Dafür gab es ein Lob des Trainers: „Finn hat sich gezeigt und einige sehr gute Szenen gehabt – auch wenn er noch Trainingsrückstand hat.“ Dann aber war es auch schon wieder vorbei mit der Herrlichkeit im Spiel der Hausherren. Im Abschluss – vor allem von den Außenpositionen – haperte es an Variantenreichtum, so dass die Würfe der HSG immer wieder leichte Beute für Thomas Fink im Gäste-Tor wurden. Da auch das Rückzugsverhalten zu wünschen übrig ließ und sich auch generell in der Defensive eklatante Lücken auftaten, lagen die Gastgeber ruckzuck mit 7:14 (26.) zurück. „Wie wir im Eins gegen Eins verteidigt haben, war unterirdisch“, kommentierte Harry Sommer den 10:18-Pausenrückstand. In den zweiten Durchgang ging der HSG-Coach mit Sven Rinderknecht im Tor. Nicht weil Kevin Gsell schlecht gehalten hätte, im Gegenteil. „Kevin war gut, aber ich wollte mit Sven etwas Neues probieren, damit sich der Gegner auch umstellen muss“, erklärte Harry Sommer seine Maßnahme. Die fruchtete bis zur 50. Minute insoweit, als dass sein Team bis zum 21:29-Zwischenstand zumindest den Acht-Tore-Rückstand halten konnte. Dass das vom Start weg ungleiche Duell letztlich doch noch klar mit 23:37 für die SG Schozach-Bottwartal endete, lag an mehreren Faktoren. Bereits angeschlagen ins Spiel gegangen, fehlte Urs Bonhage nicht nur als Torschütze sondern mehr noch als Kopf der Mannschaft. Auch seine Rückraumkollegen Marc Petri und Nicholas Raff blieben weitestgehend blass, so dass aus der zweiten Reihe kaum Gefahr ausging. Darüber hinaus war auch die Abwehrleistung der HSG eines Württemberg-Ligisten nicht tauglich. „Wenn wir nicht bereit sind im Verbund zu verteidigen, dann kommt eben so etwas heraus“, sprach Harry Sommer die Defizite klipp und klar an. Auf sein Team wolle er dennoch „nicht eindreschen“, betonte der HSG-Trainer. Aber allen müsse nun klar sein, dass „wir ab sofort gegen den Abstieg spielen. Es gibt nichts mehr schönzureden. Wir müssen schauen, dass wir nicht nur körperlich, sondern auch mental konkurrenzfähig bleiben. Ich erwarte im nächsten Spiel in Waiblingen eine Trotzreaktion, und ich will von jedem meiner Spieler die unbedingte Bereitschaft sehen.“
HSG Böblingen/Sindelfingen: Gsell, Rinderknecht (beide im Tor); Petri (3 Tore), Tischner, Spitzl (4), Degel (1), Bonhage (2), Krämer (6/davon 5 Siebenmeter), Raff, Kohler, Wild (2), Frommer (1), Wieja (1), Heinkele (3)
Bild: 12.10.19 HSG BB Sifi Nr.26 Marco Wild
Quelle: SZ/BZ-Online