Handball – Württembergliga: HSG Böblingen/Sindelfingen – SF Schwaikheim 18:21 (13:7) / Die Sommer-Sieben nimmt die Rote Laterne des Tabellenletzten in die Spielpause mit
Der Tiefpunkt ist erreicht: Nach der 18:21-Heimniederlage gegen die SF Schwaikheim zieren die Handballer der HSG Böblingen/Sindelfingen das Tabellenende der Württemberg-Liga. Nach einer 13:7-Pausenführung sah die Rumpftruppe von Harry Sommer vor knapp 400 Zuschauern in der Sindelfinger Sommerhofenhalle im zweiten Durchgang kein Land mehr.
„In dieser Aufstellung sind wir nur bedingt konkurrenzfähig“, wirkte Harry Sommer nach 60 aufreibenden Minuten erstaunlich gefasst. Seine Mannschaft hatte soeben das Heimspiel gegen die SF Schwaikheim mit 18:21 verloren und war dadurch ans Tabellenende der Württemberg-Liga abgerutscht.
Seine Worte wollte der Coach der HSG Böblingen/Sindelfingen nicht einmal als Kritik an seine Spieler verstanden wissen. Aber die Verletztenliste, die am Samstagabend durch eine Oberschenkelblessur bei Marco Wild Zuwachs bekam, „könnte auch kein anderes Team in dieser Liga auffangen“, so Harry Sommer weiter. „Uns gehen regelmäßig die Kräfte aus, weil wir keine zweite Sechs haben, die der Startformation die benötigten Ruhephasen geben kann.“
Starke Leistung vor der Pause
Bei der 24:31-Niederlage in Waiblingen hatte die HSG dem Gegner über 50 Minuten einen Kampf auf Biegen und Brechen geboten und erst in der Schlussphase abreißen lassen müssen. Gegen Schwaikheim legten die „BöSis“ sogar noch eine Schippe drauf. Nach kurzer Abtastphase brachte Marian Heinkele die Hausherren mit dem 4:3 nach acht Minuten in die Spur. Mit einem sehr starken Sven Rinderknecht im Tor, der sich früh in der Partie gleich mehrfach auszeichnen konnte, kam die HSG in das erhoffte Tempospiel, so zu einigen leichten Toren und lag nach einer Viertelstunde komfortable mit 9:4 in Führung.
Die Gastgeber spielten sich teilweise in einen Rausch und dominierten die favorisierten Schwaikheimer in allen Belangen des Spiels. So sehr, dass Harry Sommer aufgrund der 13:7-Pausenführung ins Schwärmen geriet: „Seit ich hier Trainer bin, war das die beste Halbzeit überhaupt. Der Gegner wusste teilweise nicht, wie ihm geschah.“ Aber trotz des klaren Vorsprung ahnte der HSG-Coach, dass im zweiten Spielabschnitt weit mehr Probleme auf sein Team zukommen würden.
Und das hatte mit der Verletzung von Marco Wild zu tun. Der hoch gewachsene Kreisläufer fasste sich nach 20 Minuten an den Oberschenkel und musste die Partie vorzeitig beenden. „Wieder ein wichtiger Spieler weniger im Mittelblock“, musste Harry Sommer personell erneut umstellen. Gegen die ehedem körperlich klar überlegenen Gäste bröckelte der Vorsprung nach Wiederanpfiff minütlich und betrug in der 43. Minute und 15:13-Führung nur noch zwei Treffer. „In dieser Phase haben wir das Spiel verloren“, haderte der HSG-Trainer mit derChancenverwertung. Vier Mal hintereinander scheiterten seine Spieler vor dem gegnerischen Gehäuse, während die Schwaikheimer genauso oft erfolgreich waren. Anstatt die Führung wieder auszubauen, fanden sich die Hausherren genau zehn Minuten vor der Schlusssirene mit 15:17 in Rückstand wieder.
Während Sportfreunde-Torwart Dennis Kellner immer besser wurde, konnte Sven Rinderknecht nicht mehr an seine famose Leistung aus dem ersten Durchgang anknüpfen. Da die Gäste auch noch Urs Bonhage voll unter Kontrolle hatten, kam fast nichts mehr von der HSG. „Wir haben keine einfachen Tore mehr erzielen können und waren gegen diese stabile 6:0-Abwehr des Gegners völlig ideenlos“, kritisierte Harry Sommer. In der 57. Minute führten die Gäste aus Schwaikheim in der Sommerhofenhalle mit 21:16 und hatten die Partie nicht nur erfolgreich gedreht, sondern auch bereits gewonnen. Urs Bonhage und Dominic Horsch gelang in der Schlussminute lediglich noch Ergebniskosmetik zum 18:21-Endstand.
„Wir haben in der zweiten Halbzeit in 29 Minuten nur drei Tore erzielt“, war Harry Sommer aufgrund dieser Tatsache regelrecht baff nach dem Schlusspfiff. Mit 21 Gegentoren konnte der „BöSis“-Coach „absolut leben“, nicht aber mit 18 erzielten Treffern. „Das istzu wenig, um in dieser Liga ein Spiel gewinnen zu können. Im Grunde musste Schwaikheim nur warten, bis wir verwerfen oder einen Fehler begehen.“ Dem Großteil seiner Spieler stärkte Harry Sommer trotz der sechsten Niederlage im achten Saisonspiel den Rücken. „Die Jungs waren stehend k.-o. Weil auch dahinter der Druck fehlt. Von der zweiten Garde darf und muss ich mehr erwarten. Ich brauche in dieser schwierigen Phase, in der wir uns befinden, Alternativen.
Als Tabellenletzter geht die HSG somit in das spielfreie Wochenende, ehe das Derby gegen die HSG Schönbuch folgt. „Die Pause tut gut“, ist Harry Sommer trotz prekärer Lage guter Dinge. Auch weil sich langsam, aber sicher das Lazarett lichtet. Frederik Todt und Felix Richter kehren im Nachbarschaftsduell zurück und auch Marco Wild sollte wieder eingreifen können.
Das Pokalspiel am morgigen Dienstag daheim gegen den TV Bittenfeld II – Anpfiff um 20 Uhr in der Böblinger Murkenbachhalle – will Harry Sommer dazu nutzen, seinen weniger eingesetzten Akteuren Spielpraxis zu geben. „Das wird eine Mischung aus erster und zweiter Mannschaft. Der Rest soll Kräfte tanken und seine Wehwehchen auskurieren.“
HSG Böblingen/Sindelfingen: Rinderknecht, Meyer (beide im Tor); Petri, Horsch (3 Tore), Tischner (1), Degel (2), Bonhage (4), Krämer (4/davon 3 Siebenmeter), Raff, Kohler, Wild (2), Frommer, Root, Heinkele (2)
Bild: photostampe
Quelle: SZ/BZ-Online