Der Sindelfinger Kugelstoßer Niko Kappel fiebert seinem WM-Auftritt am Sonntag entgegen
Viel schwerer als mancher denkt wiegt das Reisegepäck von Niko Kappel. Nicht etwa, weil sich reihenweise dicke Kugeln unter die Trainingsklamotten mogeln. Vielmehr sind es die dicken Pullis, die der Weltklasse-Athlet aus Sindelfingen zu den Weltmeisterschaften mit ins bollenheiße Dubai nimmt. Klingt verrückt, aber der Mann weiß genau, was er da tut.
Nicht umsonst ist aus dem gelernten Bankkaufmann Niko Kappel ein Vollprofi geworden, der von seinem Sport und seinen Sponsoren lebt und der nach seinem Goldabend von den Rio de Janeiro 2016 in aller Munde war. Nie zuvor hatten Paralympische Spiele solch eine Medienpräsenz bekommen. Kugelstoßer Kappel war das Thema schlechthin im Frühstücksfernsehen und in der Abendschau und wurde sogar von der Bundeskanzlerin eingeladen. Angela Merkel lobte den starken Mann in höchsten Tönen. Inklusion in Perfektion, das konnte man gut in Szene setzen.
Und Niko Kappel? Der Kleinwüchsige, der beim VfL Sindelfingen mit den Großen trainiert und den eine enge Freundschaft und Trainingspartnerschaft mit Olympiafahrer Tobias Dahm verbindet, blieb vor allem Sportler. Natürlich ließ er zum einen starke Worte folgen. Wenn er im SZ/BZ-Interview sagte „ich will gar nicht größer sein“, dann meint er das so und dann ist das ein Musterbeispiel dafür, wie man Gedanken anstoßen kann. Die Frage ist weniger, was behindert, als wer das tut. Und auf der anderen Seite sind da die sportlichen Leistungen, die sich aneinander reihen mit Edelmetall bei Welt- und Europameisterschaften, Weltrekorden und dem Double als Behindertensportler des Jahres.
So startet der 24-Jährige in Dubai erneut eine Goldmission. Und genau: Er weiß, wie und was er da tut. Die Pullis hat er eingepackt, um sich beim Wechsel von den weit über 30 Grad in der Stadt ins klimatisierte Stadion nicht zu erkälten. Am Telefon verrät er in der heißen Phase in Dubai der SZ/BZ: „Ja, es ist ziemlich warm und klimatisiert. Aber ich hatte mich auf Schlimmeres eingestellt. Ich gehe hier so selten wie möglich raus, eigentlich nur fürs Training.“
So spannend wie noch nie
Die Vorbereitung läuft sowieso schon lange akribisch. So sei es beinahe ein Glücksfall, dass der Saisonhöhepunkt mit der WM Leichtathletik-untypisch in den November fällt. Das ist für diese Sportart eigentlich viel zu spät. Aber dass Niko Kappel die Hallensaison ausließ um sich auf das Highlight im Emirat zu konzentrierten, brachte ihm auch genügend Zeit, sich auf sein schwächelndes Knie einzulassen. „Jetzt fühlt sich das alles wieder richtig gut an.“
Am heutigen Donnerstag möchte er ein letztes Mal ein bisschen trainieren, anschließend bis zum Wettkampf am Sonntag zwei Tage Ruhe einlegen. Dann geht es los – und wieder einmal scheint alles anders als normal zu sein. Zum einen liegt das daran, dass mit Bartosz Tyszkowlski sein polnischer Dauerrivale überraschend nicht in Dubai aufgetaucht ist. „Warum, weiß ich nicht“, sagt Niko Kappel. Zweitens daran, dass der Wettkampf trotzdem so spannend wie nie zuvor werden könnte. Der britische Weltrekordhalter Kyron Duke (14,19 Meter), der US-Amerikaner Hagan Landry, „dazu ein junger Usbeke, gegen den ich noch nie gestoßen habe – wir vier werden die Medaillen wohl unter uns aus machen“, sagt Niko Kappel, der seine Bestleistung übertreffen möchte und sagt: „Dann muss erst einmal einer drüber stoßen.“
Die andere Unbekannte ist der Ring an sich, der doch sehr rutschig sein soll, weshalb sich Niko Kappel wieder einmal wundert: „Ich weiß nicht, warum man eine Weltmeisterschaft in so ein Land vergeben muss, in dem Leichtathletik und Sportkultur nicht gerade großgeschrieben werden.“ Vor ein paar Tagen sagte er noch bei der offiziellen Pressekonferenz: „Wenn es 400 Zuschauer werden, sind wir stolz.“ Am Mittwoch am Telefon meinte er scherzhaft: „Meine Eltern, meine Freundin, die Trainer und ein Bekannter, der mich immer begleitet, werden da sein. Das freut mich sehr. Denn das wird die Zuschauerzahlen um 50 Prozent erhöhen.“
Niko Kappel hat wie immer etwas zu sagen, und es ist gut, ihm zuzuhören. Die volle Konzentration gilt jetzt aber dem Sport. Denn bei allen politischen Zwischentönen: „Es ist eine Weltmeisterschaft, es geht um einiges. Ich kann es kaum erwarten, dass der Wettkampf startet, um zu zeigen, was wir trainiert haben. Ich hoffe, dass die Kugel so richtig weit fliegt.“ Es soll wieder ein goldener Moment werden am Sonntagmorgen.
Bild: Kein Zufall: Niko Kappels Sponsorenwand ist ziemlich gut gefüllt. Der außergewöhnliche Kugelstoßer ist zur Marke geworden.
Quelle: SZ/BZ-Online
Nicht umsonst ist aus dem gelernten Bankkaufmann Niko Kappel ein Vollprofi geworden, der von seinem Sport und seinen Sponsoren lebt und der nach seinem Goldabend von den Rio de Janeiro 2016 in aller Munde war. Nie zuvor hatten Paralympische Spiele solch eine Medienpräsenz bekommen. Kugelstoßer Kappel war das Thema schlechthin im Frühstücksfernsehen und in der Abendschau und wurde sogar von der Bundeskanzlerin eingeladen. Angela Merkel lobte den starken Mann in höchsten Tönen. Inklusion in Perfektion, das konnte man gut in Szene setzen.
Und Niko Kappel? Der Kleinwüchsige, der beim VfL Sindelfingen mit den Großen trainiert und den eine enge Freundschaft und Trainingspartnerschaft mit Olympiafahrer Tobias Dahm verbindet, blieb vor allem Sportler. Natürlich ließ er zum einen starke Worte folgen. Wenn er im SZ/BZ-Interview sagte „ich will gar nicht größer sein“, dann meint er das so und dann ist das ein Musterbeispiel dafür, wie man Gedanken anstoßen kann. Die Frage ist weniger, was behindert, als wer das tut. Und auf der anderen Seite sind da die sportlichen Leistungen, die sich aneinander reihen mit Edelmetall bei Welt- und Europameisterschaften, Weltrekorden und dem Double als Behindertensportler des Jahres.
So startet der 24-Jährige in Dubai erneut eine Goldmission. Und genau: Er weiß, wie und was er da tut. Die Pullis hat er eingepackt, um sich beim Wechsel von den weit über 30 Grad in der Stadt ins klimatisierte Stadion nicht zu erkälten. Am Telefon verrät er in der heißen Phase in Dubai der SZ/BZ: „Ja, es ist ziemlich warm und klimatisiert. Aber ich hatte mich auf Schlimmeres eingestellt. Ich gehe hier so selten wie möglich raus, eigentlich nur fürs Training.“
So spannend wie noch nie
Die Vorbereitung läuft sowieso schon lange akribisch. So sei es beinahe ein Glücksfall, dass der Saisonhöhepunkt mit der WM Leichtathletik-untypisch in den November fällt. Das ist für diese Sportart eigentlich viel zu spät. Aber dass Niko Kappel die Hallensaison ausließ um sich auf das Highlight im Emirat zu konzentrierten, brachte ihm auch genügend Zeit, sich auf sein schwächelndes Knie einzulassen. „Jetzt fühlt sich das alles wieder richtig gut an.“
Am heutigen Donnerstag möchte er ein letztes Mal ein bisschen trainieren, anschließend bis zum Wettkampf am Sonntag zwei Tage Ruhe einlegen. Dann geht es los – und wieder einmal scheint alles anders als normal zu sein. Zum einen liegt das daran, dass mit Bartosz Tyszkowlski sein polnischer Dauerrivale überraschend nicht in Dubai aufgetaucht ist. „Warum, weiß ich nicht“, sagt Niko Kappel. Zweitens daran, dass der Wettkampf trotzdem so spannend wie nie zuvor werden könnte. Der britische Weltrekordhalter Kyron Duke (14,19 Meter), der US-Amerikaner Hagan Landry, „dazu ein junger Usbeke, gegen den ich noch nie gestoßen habe – wir vier werden die Medaillen wohl unter uns aus machen“, sagt Niko Kappel, der seine Bestleistung übertreffen möchte und sagt: „Dann muss erst einmal einer drüber stoßen.“
Die andere Unbekannte ist der Ring an sich, der doch sehr rutschig sein soll, weshalb sich Niko Kappel wieder einmal wundert: „Ich weiß nicht, warum man eine Weltmeisterschaft in so ein Land vergeben muss, in dem Leichtathletik und Sportkultur nicht gerade großgeschrieben werden.“ Vor ein paar Tagen sagte er noch bei der offiziellen Pressekonferenz: „Wenn es 400 Zuschauer werden, sind wir stolz.“ Am Mittwoch am Telefon meinte er scherzhaft: „Meine Eltern, meine Freundin, die Trainer und ein Bekannter, der mich immer begleitet, werden da sein. Das freut mich sehr. Denn das wird die Zuschauerzahlen um 50 Prozent erhöhen.“
Niko Kappel hat wie immer etwas zu sagen, und es ist gut, ihm zuzuhören. Die volle Konzentration gilt jetzt aber dem Sport. Denn bei allen politischen Zwischentönen: „Es ist eine Weltmeisterschaft, es geht um einiges. Ich kann es kaum erwarten, dass der Wettkampf startet, um zu zeigen, was wir trainiert haben. Ich hoffe, dass die Kugel so richtig weit fliegt.“ Es soll wieder ein goldener Moment werden am Sonntagmorgen.
Bild: Kein Zufall: Niko Kappels Sponsorenwand ist ziemlich gut gefüllt. Der außergewöhnliche Kugelstoßer ist zur Marke geworden.
Quelle: SZ/BZ-Online