Handball – Württemberg-Liga: HSG Böblingen/Sindelfingen – SKV Oberstenfeld 32:35 (13:18) / Sieben Tore von Urs Bonhage reichen am Ende nicht zu etwas Zählbarem
Die Hoffnungen auf die Qualifikation für die eingleisige Württemberg-Liga können sich die Handballer der HSG Böblingen/Sindelfingen abschminken. Nach der 32:35-Heimniederlage gegen den SKV Oberstenfeld richtet sich der Blick von HSG-Coach Ingo Krämer wieder nach unten. Unter allen Umständen gilt es ab sofort den letzten Tabellenplatz und damit den drohenden Abstieg in die Landesliga zu vermeiden.
„Was ich vor uns tut, interessiert ab sofort nicht mehr“, machte Ingo Krämer kurz nach dem Ende der Partie gegen den SKV Oberstenfeld deutlich. Es war Krämers sechstes Spiel als Trainer der HSGBöblingen/Sindelfingen, und auch wenn Fortschritte in dieser Zeitspanne nicht von der Hand zu weisen sind, tritt sein Team aufgrund immer wiederkehrender Schwächephasen während der Spiele weiterhin auf der Stelle. Vom letzten Tabellenplatz, der am Saisonende gleichbedeutend ist mit der Herunterstufung in die Landesliga, hat Ingo Krämer die HSG gelöst. Der Vorsprung allerdings beträgt – die Minuspunkte betrachtend – nur einen mickrigen Zähler. „Wir tun gut daran, ab sofort darauf zu schauen,diesen Abstand wieder zu vergrößern“, so der HSG-Coach.
Guter Start
Von der vor der Runde angepeilten Qualifikation für die eingleisige Württemberg-Liga will Ingo Krämer seit Samstagabend nicht mehr sprechen. Und vielleicht ist genau das der richtige Weg zur Besserung, denn mit dem Druck, dieses Ziel erreichen zu müssen,kommt seine Mannschaft nicht klar. Gegen Oberstenfeld erwischten die„BöSis“ einen guten Start, lagen schnell mit 5:3 vorne. „Das war genau der Beginn, den wir uns alle erhofft hatten“, war Ingo Krämer zufrieden. „Wir haben schnell von hinten rausgespielt und vorne die Lücken gefunden.“ Aber zwei verworfene Freie reichten schon aus, um das fragile Gebilde schon wieder ins Wanken zu bringen.„Das Selbstbewusstsein war plötzlich weg“, erkannte Ingo Krämer.
Ehe der HSG-Coach den freien Fall seines Teams mittels einer Auszeit unterbrechen konnte, stand es schon 5:8 aus Sicht der Gastgeber, die kurz danach sogar mit 5:10 ins Hintertreffen gerieten. Wieder lag die HSG früh klar in Rückstand, wieder musste sie viel Kraft aufbringen, um den Rückstand wettzumachen. Bis zur Pause gelang das kurzzeitig zum 9:11. Der Schwung war aber auch schnell wieder dahin. Vor allem mit SKV-Rückraumspieler Jan Fuhrmann hatte die HSG-Defensive ihre liebe Müh und Not, so dass die Gäste die Seiten mit einem komfortablen 18:13-Vorsprung wechseln konnten.
Ingo Krämer probierte bereits Mitte der ersten Halbzeit verschiedene Abwehrvarianten aus, ging von der 3:2:1- auf eine 5:1-, später sogar auf eine klassische 6:0-Deckung über.
Starke Gäste-Außen
Der Erfolg all dieser Maßnahmen blieb aber überschaubar. In erster Linie, weil Oberstenfeld immer wieder seine Außen ins Spiel brachte. „Über außen haben sie uns auseinandergenommen“, sagte der HSG-Coacher nüchtert. Da darüber hinaus auch die beiden HSG-Torhüter Edis Camovic und Sven Rinderknecht keine Hand an den Ball bekamen, wuchs der Vorsprung der Gäste auf 30:23 (45.) an. „Meine Torhüter hatten bis zur Schlussphase gerade mal zwei Würfe des Gegners gehalten“, konnte Ingo Krämer diesen Fakt selbst kaum glauben.
Als kurz darauf Urs Bonhage, bis dahin mit sieben Toren und etlichen Vorlagen der beste Akteur der Hausherren, auf die rechte Schulter fiel, diese nicht mehr bewegen konnte und fortan auf der Ersatzbank Platz nahm, war die Niederlage eigentlich besiegelt.Erstaunlicherweise fanden die Hausherren in den letzten zehn Minuten aber ins Spiel zurück. Ingo Krämer ließ seine Mannschaft im 6:0 verteidigen, der diese Variante sichtlich mehr behagte. Mit jedem Angriff verkürzten Dominic Horsch, Stefan Trunk und ihre Nebenleute den Rückstand, lagen anderthalb Minuten vor dem Ende nur noch mit zwei Toren zurück und hatten den Ball in Hand. Edis Camovic, der in der Schlussphase einige Würfe der SKV-Akteure entschärfen konnte,wollte das Spiel schnell machen, suchte mit einem weiten Pass Silas Tischner, jedoch kam der Ball nicht an. „Schade, es wäre spannend gewesen zu sehen, wie der Gegner reagiert hätte, wenn wir auf ein Tor herangekommen wären“, ärgerte sich der HSG-Trainer über die vertane Chance.
Allerdings erkannte auch Ingo Krämer die Überlegenheit der Gäste fair an, die den Sieg letztlich mit 35:32 klar machten: „Unser Aufbäumen kam einfach zu spät. Über das gesamte Spiel gesehen geht die Niederlage in Ordnung. Es sind immer wieder diese Blackout-Phasen, die uns die Spiele kosten. Entweder haben wir mehrere davon, oder unsere dauern länger an als die des jeweiligen Gegners. Am meisten Sorge bereitet mir jetzt Urs‘ Schulter. Hoffentlich ist das nichts Gravierendes, das wäre schlimmer als die Niederlage.“ Zumindest dahingehend gab der HSG-Kapitän am gestrigen Sonntag Entwarnung. „Es geht einigermaßen, auch wenn es schmerzhaft ist“, bestätigte Urs Bonhage.
Bild: 25.1.20 HSG BB Sifi Trainer Ingo Krämer mit dem Spieler Markus Schwab
Quelle: SZ/BZ-Online