Handball: Saisonende mit fadem Beigeschmack

Handball: Bei der HSG Böblingen/Sindelfingen freut man sich über das Ende der Ungewissheit, Meisterschaft und Klassenerhalt – obwohl man die Runde lieber zu Ende gespielt hätte

Der Handballverband Württemberg (HVW) hat entschieden: Die derzeit unterbrochene Saison soll in allen Spielklassen, ab der Baden-Württemberg-Oberliga abwärts, vorzeitig beendet werden. Bis Ende der Woche soll die Regelung offiziell werden (die SZ/BZ berichtete). Aufsteiger in die nächsthöhere Liga wird es geben, Absteiger nicht. Begünstigte dieser Regelung sind sowohl das Frauen- als auch das Männerteam der HSG Böblingen/Sindelfingen.

„Es war absehbar, dass der Betrieb im Amateurbereich nicht mehr aufgenommen wird“, traf Ralf Maurer die Entscheidung des Handballverbandes Württemberg nicht unvorbereitet. Der Abteilungsleiter der HSG Böblingen/Sindelfingen hätte sich ein anderes, ein „sportliches Ende der Saison“ gewünscht. „Aber wir nehmen es jetzt wie es entschieden wurde. Zumal wir durchaus Nutznießer dieser Entscheidung sind, denn das Horrorszenario mit dem Abstieg des Männerteams ist nun endgültig vom Tisch.“
 
In Kraft treten all diese Beschlüsse aber erst, wenn der DHB-Bundesrat seine Empfehlungen als offizielle Entscheidung bis Ende des Monats auch wirksam macht. Während die Frauen der HSG in der Landesliga mit einer makellosen Bilanz von 30:0 Punkten sowieso unmittelbar vor dem Titelgewinn standen, dürfen vor allem die Schützlinge von Ingo Krämer das vorzeitige Rundenende als positiv einstufen. Als Tabellenletzter der Württemberg-Liga drohte das HSG-Flaggschiff in die Bedeutungslosigkeit der Landesliga zu sinken. „Es soll nicht pietätlos klingen, aber wir sind Profiteure der Corona-Krise“, brachte es Ingo Krämer auf den Punkt. „Aber es wäre auch ungerecht gewesen, hätte man uns absteigen lassen, denn wir hatten den Klassenerhalt mit all den Duellen gegen die direkten Konkurrenten noch selbst in der Hand.“
 
Per App auf dem Laufenden
 
Nichtsdestotrotz freut sich Krämer auf die Planungssicherheit, die dieser Entschluss nun mit sich bringt. „Es ist nun leichter für uns, neues Personal für die nächste Saison zu verpflichten.“ Ob und wann diese überhaupt in Angriff genommen werden kann, steht in den Sternen. Geplant ist der Vorbereitungsstart für Mitte Juni. „Bis dahin läuft alles auf Sparflamme“, bestätigt der ehemalige Herrenberger Zweitligaspieler. Seine Schützlinge sollen sich bis dahin eigenverantwortlich fit halten. Über die App „teamfit“ kann der HSG-Trainer den Fitnessstand seiner Akteure überprüfen. Er ist durchaus zufrieden mit dem Engagement. „Einige der Jungs sind da richtig ehrgeizig dabei, da es eine interne Tabelle gibt“, so Krämer. „Ich bin überzeugt, dass ich dann zum Vorbereitungsstart eine fitte Mannschaft vor mir haben werde.“
 
Meisterfeier fällt ins Wasser
 
Nicht viel anders gestaltet sich die Herangehensweise beim Frauenteam der „BöSis“. Der vor der Saison anvisierte Aufstieg wurde mit der HVW-Entscheidung bestätigt. Noch nicht klar ist lediglich, in welcher Liga das Team von Martina Klose und Conny Dorschner in der kommenden Saison spielen wird. Denn noch muss der Verband entscheiden, ob die für diesen Sommer angekündigte Spielklassenreform mit der Zwischenschaltung der Verbandsliga und der Einführung der eingleisigen Württemberg-Liga tatsächlich durchgezogen wird. „Wir nehmen es wie es kommt“, sagt Conny Dorschner, die ab der kommenden Runde mit Jörg Köhler gemeinsam die Geschicke bei den HSG-Handballerinnen leiten wird.
 
Die Meisterschaft in der Landesliga auch sportlich bereits vor Augen, entgeht den HSG-Frauen aber die für Mitte Mai geplante Meisterschaftsfeier auf Mallorca. „Die fällt leider ins Wasser“, bestätigt Conny Dorschner. „Zumindest haben wir alle Kosten zurückerstattet bekommen. Nächstes Jahr feiern wir dann doppelt nach.“
 
So eindeutig der Aufstieg seiner Frauen-Mannschaft auch sein mag, erwartet Maurer dennoch Härtefälle in anderen Ligen. „Da steht der Verband vor extrem schwierigen Entscheidungen“, so der HSG-Chef. Vor allem in den Ligen, in denen derzeit nur die Tordifferenz den Aufstieg regeln würde. Dann müsste über eine weitere Aufstockung der Ligen diskutiert werden. „Uns erwartet eh schon eine bockelharte Saison. Aber dann ist es eben so. Wichtig ist, dass wir alle gesund diese Krise überstehen.“
Bild: Die HSG-Frauen um Trainerin Conny Dorschner (links) haben sich die Meisterschaft redlich verdient. Die ebenso verdiente Feier fällt erst mal ins Wasser.
Quelle: SZ/BZ-Online